Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Einschlafen

Frage: Stillen und Einschlafen

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Hallo Biggi, meine Tochter (15 Monate) hat zur Zeit tagsüber keinen festen Schlafrhythmus. Manchmal schläft sie am späten vormittag noch mal 1,5 Stunden, dafür dann aber am nachmittag nicht mehr. Da ist sie dann natürlich um 7 Uhr so müde, daß sie nicht mehr kann. Bei uns gehört das Stillen noch zum Einschlafritual, jedoch hatte ich sie langsam und ohne Geschrei daran gewöhnt, daß sie ohne Stillen in ihrem Bett einschläft, und dann schläft sie wenigstens auch erst mal drei bis vier Stunden. Nachts hole ich sie dann ins Bett und stille sie dann. Da bleibt sie der Einfachheit halber auch bei mir liegen. Wenn sie aber so müde ist, dann stillt sie sich in den Schlaf und wacht dann immer nach einer halben bis dreiviertel Stunde schon wieder auf, aber weinend. Auch die Nacht ist dann meist viel unruhiger als wenn sie erstmal in ihrem Bett geschlafen hat. Ich denke, daß es somit besser für sie ist, wenn sie nicht an der Brust einschläft. Nach so einem Tag ist es dann aber am darauffolgenden Abend besonders schwierig mit dem alleine einschlafen. Dann will sie immer wieder raus und Mumi haben. Ich weiß immer nicht, ob ich dann doch nachgeben soll. Meistens tu ich das nicht, aber ein bißchen protestiert sie schon. Wie schaffen es die Kinder, die immer an der Brust einschlafen, später alleine einzuschlafen? Ich kann sie ja auch nicht zum Einschlafen stillen, bis sie in die Schule geht. Lieben Dank für Deine Meinung. Liesa


Biggi Welter

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? Liebe Liesa, bis zur Einschulung ist noch sehr lange hin und bis dahin wird sich dein Kind mit ziemlicher Sicherheit längst vollständig abgestillt haben, selbst wenn Du überhaupt nichts tust, um das Abstillen zu fördern. Jedes Kind, dem diese Entscheidung überlassen wird, stillt sich irgendwann selbst ab und wenn das Kind diesen Schritt von sich aus tut, dann ist es auch so weit, dass es ohne Brust einschläft. Der Punkt ist nur der, dass es nur sehr wenige Kinder gibt, die sich bereits im Alter deiner Tochter selbst abstillen. Statistisch gesehen stillen sich die meisten Kinder irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab (Abweichungen nach unten wie oben sind möglich). Dass es deiner Tochter nicht wirklich besser geht, wenn sie alleine einschläft zeigt sich doch daran, dass es immer wieder Tage gibt, an denen sie „schwierig" ist, wie Du es nennst. Dein Kind hat nicht die Einsicht erlangt, dass es sinnvoll sei, alleine einzuschlafen, sondern es hat einfach aufgegeben. Da also keine Einsicht erzielt wurde, versucht das Kind erneut, dass Du ihm deine Nähe und deine Geborgenheit gewährst. Wäre es für das Kind „einsichtig" und würde es „verstehen", so wie wir Erwachsenen etwas einsehen und verstehen und dementsprechend unser Verhalten ändern, dann würde dein Kind nicht wieder „schwierig" sein. (Klein)Kinder können einfach noch nicht in den gleichen Kategorien denken und handeln wie wir und leider wird oftmals „Einsicht" mit Resignation verwechselt. Wenn Du nicht warten magst, bis dein Kind von alleine so weit ist, dass es auf das Stillen verzichten wird und dein Kind nicht mehr in den Schlaf stillen willst, dann könnt ihr allmählich ein anderes liebevolles Einschlafritual entwickeln, das dem Kind hilft, sich in die Ungewissheit des Schlafes fallen zu lassen. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Du kannst aber auch - wenn das dir nicht widerstrebt - warten, bis dein Kind sich von selbst abstillt. LLLiebe Grüße Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute-Nacht-Geschichte, Gute-Nacht-Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen - Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern - die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht - wie übrigens erwachsene Menschen auch - eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern - in guter Absicht - in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl- und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen


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