paroliansa
Liebe Frau Welter, vor ca. 5 Jahren hatte ich eine medizinisch notwendige Brustverkleinerung (aufgrund erheblicher Rückenleiden). Kurz darauf wurde ich schwanger und mein Sohn knapp ein Jahr nach der OP geboren. Es wurde erhaltend operiert und nichts durchtrennt. Das Stillen klappte jedoch nicht. Ich hatte zwar etwas Milch, aber die Menge blieb bei ca. 15 ml pro Brust. Ich hatte schreckliche Schmerzen und eine schlimme Mastitis, die mich knapp an einer Sepsis vorbeischrammen lies. Das alles hat sich natürlich sehr negativ eingebrannt. Nun erwarte ich mein zweites Kind und dieses Thema beschäftigt mich sehr. Was würden Sie als Stillberaterin mir raten? Soll ich es nochmal versuchen, mit dem Risiko dass alles nochmal genauso dramatisch verläuft? Davor habe ich große Angst. Oder soll ich dem Baby das Kolostrum geben und danach mit Tabletten abstillen? Wenn ich dran denke, sagt mein Verstand ganz eindeutig "Das wird wieder nicht klappen, tu dir das nicht nochmal an.", mein Herz sagt aber "Versuch es, vielleicht klappt es ja dieses Mal." Hab ich denn eine reele Chance, dass es dieses Mal klappt oder ist diese so gering, dass ich das Risiko, das mit großer Angst verbunden ist, nicht eingehen sollte? Vielen Dank für Ihre Antwort. paroliansa
Liebe paroliansa, nach einer Brustverkleinerung ist das Stillen zwar nicht prinzipiell ausgeschlossen, aber wenn eine Technik angewandt wurde, die mit einer Abtrennung der Brustwarzen einhergegangen ist, sind die Aussichten nicht sehr gut. Es kann zwar sein, dass zumindest einige Nerven und auch Milchgänge wieder eine Verbindung gefunden haben, aber es dürften hier doch massive Schädigungen weiter vorliegen. Allerdings kann dir niemand definitiv sagen, in wie weit nicht doch ein teilweises Stillen möglich sein wird. Du wirst es ausprobieren müssen. Falls Du englisch schreiben kannst, kann ich dir eine Email Liste für Frauen nach Brustreduktion nennen (BFAR Breastfeeding After Reduction http://www.bfar.org/reduction.php). Dort findest Du viele Informationen „aus erster Hand". In den USA ist ein ausgezeichnetes Buch zu diesem Thema herausgekommen, geschrieben von einer selbst betroffenen Frau „Defining your own success breastfeeding after breast reduction surgery" von Diana West. Dieses Buch setzt sich ausführlich mit dem Thema auseinander. Sie finden verschiedene OP Techniken beschrieben und Erklärungen welche Auswirkungen sie auf das Stillen haben, Tipps zur Steigerung der Milchmenge und vieles mehr. Doch ein ganz wesentlicher Punkt, der der Autorin am Herzen liegt zeigt sich schon im Titel: „selbst bestimmen, was Erfolg bedeutet". Erfolg ist nicht unbedingt das volle Stillen zu erreichen, Erfolg kann auch eine ganz geringe Milchmenge sein. Leider ist auch dieses Buch nur in Englisch erhältlich. Am besten setzt Du dich mit einer Stillberaterin vor Ort in Verbindung und informierst dich über alle grundlegenden Dinge des Stillens. Wichtig ist, dass Du genau Bescheid weißt, über das Prinzip von Angebot und Nachfrage, über verschiedene Anlegepositionen, richtiges Anlegen und Ansaugen und wie Du erkennst, ob dein Baby Milch an der Brust bekommt. Zusätzlich solltest Du was Du bei einem eventuell auftretenden Stau (durch die Vernarbungen kann es zu Stauungen kommen) tun kannst. Die Kollegin kann dir auch zeigen und erklären, wie Du dein Kind an der Brust ernähren kannst, auch wenn die Milchmenge, die deine Brust bilden wird nicht ausreicht. Manche brustoperierte Frauen stillen mit einem Brusternährungsset. All diese Dinge solltest Du mit einer Kollegin eingehend besprechen und außerdem ist es sinnvoll, dass Du bereits vor der Geburt eine kompetente Ansprechpartnerin kennst, an die Du dich bei eventuell auftretenden Problemen sofort wenden kannst. In wie weit das kosmetische Ergebnis der Brustverkleinerung beeinträchtigt werden wird, hängt auch davon ab, wie lange die Operation bereits zurückliegt. Allerdings ist es nicht das Stillen, sondern die Schwangerschaft, die zu den Veränderungen führt. Ich hoffe, dir etwas weitergeholfen zu haben. LLLiebe Grüße Biggi Welter
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