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Stillen in der Nacht - im Zusammenhand mit der Bindung

Frage: Stillen in der Nacht - im Zusammenhand mit der Bindung

EmilsMami

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Hallo, es geht um meinen 14 Monate alten Sohn. Nachts meldet er sich noch ca alle 2-3 h zum Stillen (in den ersten zwei Stunden auch gerne mal alle 20 min.). Das ist zwar nicht optimal, aber meistens kann ich damit gut umgehen und schlafe prompt wieder ein. :) Tagsüber bekommt er Beikost und wird 1-2 mal gestillt, wenn er krank ist öfter. Mein Sohn ist (eig. schon immer) extrem!!! ängstlich (vorallem bei anderen Kindern, Trennung von mir - seiner Mutter, bei lauten und ungewohnten Geräuschen,Kinderarzt usw.), er fängt bei Angstzuständen panisch an zu schreien und brauch so seine Zeit um sich wieder zu beruhigen. Auch ist er noch sehr anhänglich, hängt oft an meinem Bein und weicht eigentlich keinen Meter von mir. Nun zu meiner Frage: Ich habe nun schon oft gehört und gelesen, dass ich meinem Sohn die Loslösung von mir durch das viele Stillen (und das gemeinsame Schlafen mit seinen Eltern in einem Bett) behindere? Ich dachte immer ich stärke ihn damit, nun ist er aber so extrem ängstlich? Würden sie auch empfehlen abzustillen, so dass z.B. der Papa ihn mal ins Bett bringen würde (er schläft an der Brust ein)? So schreibt auch Dr. Posth, dass man z.B. auch Nachts eine größere Distanz (getrennte Betten) und ein Abstillen, dem Kind helfen würden, sich besser löszulösen? Vielen Dank.


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LIebe EmilsMami, zwei Experten, drei Meinungen :-) Auch wenn einige Experten anderer Meinung sind: Stillen behindert NICHT die Loslösung. Oft wird einfach nur zuviel von unseren Kindern erwartet, und nicht berücksichtigt, dass jedes Kind einen ganz individuellen Reifeprozess durchmacht. Die Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs wissenschaftlich begründet. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Die Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase, aber dein Kind spürt jetzt deine Unsicherheit und das ist etwas, was Kinder extrem schlecht vertragen. Kinder brauchen Klarheit und Zweifel sowie Unsicherheit der Eltern verwirren sie und beeinflussen ihr Verhalten, so dass sie z.B. besonders klammern oder eben sehr lange und häufig an der Brust trinken. Das Problem ist nicht das Stillen - das in diesem Alter außerdem noch vollkommen normal ist, denn statistisch gesehen findet ein selbstbestimmtes Abstillen meist irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag statt - sondern der Druck, der von außen auf einer Mutter lastet. Im Grunde geht es darum: Was hältst DU für das richtige, welcher Ansatz fühlt sich für dich und dein Kind besser an? Wenn dein Kind anhänglich ist, dann doch deshalb, weil es dich braucht. Unsere Erfahrung zeigt: Je uneingeschränkter diese Bedürfnisse befriedigt werden, desto leichter fällt es einem Kind loszulassen. Vielleicht, wenn der bisherige Weg nicht gefruchtet hat, probierst du mal das genaue Gegenteil: Schenk deinem Sohn noch mehr Nähe, als er einfordert. Trage ihn, wann immer es geht. Kuschel ihn an, wenn er gerade spielt, und nimm ihn mit, wann immer du kannst,, auf Toilette, in die Dusche, egal.... Es würde mich nicht verwundern, wenn er nach wenigen Tagen ganz anders drauf wäre. Ich habe das beil vielen Kleinkindern beobachten dürfen. Lieben Gruß, Kristina


EmilsMami

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Hallo Kristina, lieben Dank für die Antwort. Zum letzten Abschnitt ihrer Antwort: Genau das tue ich seit 14 Monaten. Selbst beim Mittagsschlag bleibe ich in seiner Nähe, abends beim einschlafen schlummert er ein und ich lese halt noch ein Buch, damit er nicht alleine ist. Die ersten 12 Monate hat er tagsüber bei mir im Tragetuch geschlagen, ich trage ihm bestimmt mehre Stunden am Tag auf meinem Arm, nur damit mein Kind Urvertrauen bekommt. Nur habe ich ein unendlich ängstliches,unsicheres Kind. Klar das man da unsicher wird. Aber sie haben mich bestärkt, ich still einfach weiter. :) Lieben Dank.


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Liebe EmilsMami, war er denn früher nicht ängstlich und unsicher? Wenn sich sein Verhalten irgendwann RADIKAL verändert hat, dann muss es dafür eine Ursache geben. Ich versteh dich gut, aber wenn er TROTZ der vielen Nähe unsicher ist, um wieviel unsicherer wäre er ohne die Nähe? Kann es sein, dass DU dich so unsicher fühlst, dass diese Unsicherheit auf ihn abfärbt? Wie würdest du dich verhalten, wenn ihr allein auf einer einsamen Insel leben würdet wo niemand dir das Gefühl gibt, bei euch ist irgend etwas nicht "normal"? Wenn du absolut überzeugt davon bist, dass du das richtige tust, dann kannst du auch das Verkehrte tun, und er wird "sicher" werden. DAS ist das Geheimnis. Es geht darum, dass unsere Kinder unsere Stärke spüren und die Gewissheit bekommen, "da ist jemand, der weiß, wo's langgeht. Auf den kann ich mich verlassen." Und sie haben sehr sehr feine Antennen, um das zu spüren - oder eben unsere Unsicherheit, Unentschlossenheit oder Angst, die uns schwach und flatterhaft machen. Lieben Gruß, Kristina


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