Hallo Biggi
ich stille meinen 14 Monate alten Sohn noch nach Bedarf.
Wenn er sich wehtut, lässt er sich oft nur durch Stillen beruhigen. Ich bin etwas verunsichert, ob ich ihm damit etwas Gutes tue, wenn ich ihn immer zum Trost stille. Sollte ich das besser nicht mehr tun, damit er lernt, sich auf andere Weise beruhigen zu lassen? Wenn ich ihn weiterhin zum Trost stille, wird er zurecht kommen, wenn er sich mal in meiner Abwesenheit wehtut? Ich bringe es gerade in diesen Situationen nicht übers Herz, ihm die Brust zu verweigern. Mich würde deine Meinung zu dieser Frage wirklich interessieren.
Vielen Dank und liebe Grüße
Jule
Mitglied inaktiv - 18.09.2006, 13:37
Antwort auf:
Stillen als Trost
Liebe Jule,
dein Kind weiß ganz genau, dass es sich nur bei dir mit der Brust beruhigen kann und wird das auch genau unterscheiden. Wenn Du nicht bei deinem Kind bist, wenn es sich verletzt hat, wird es den Trost von anderen Menschen gut annehmen, lass dich da nicht verunsichern.
Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen. Dennoch bedeutet es keineswegs, dass eine stillende Frau nur mit der Brust Zuwendung gibt.
Seit Anbeginn der Menschheit werden Kinder an der Brust der Mutter getröstet und Essstörungen sowie die ganzen (angeblichen) Schlafstörungen und Abhängigkeiten bei Kindern sind eine recht neue Erscheinung, die es in unserer modernen Welt gibt, in der die überwiegende Mehrheit der Menschen nicht oder nur kurz gestillt wurden.
Es wird immer wieder behauptet, dass Stillen nach Bedarf und auch Langzeitstillen zu Abhängigkeiten führe oder gar irgendwelchen Verhaltensstörungen oder der Sucht Vorschub leiste. Es ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Durch die Befriedigung der Bedürfnisse muss das Kind keinen Ersatz suchen und somit verringert sich die Suchtgefahr. Sucht bedeutet ja, dass ein Ersatz gesucht und verwendet wird, weil ein Bedürfnis nicht gestillt wurde.
Leider verstehen manche Menschen (vor allem diejenigen, die selbst nicht oder nur sehr kurz gestillt haben) nicht, dass Stillen all das, was ich oben beschrieben habe und noch viel mehr bedeutet. Sie erkennen nicht, dass ein entsetztes, wütendes oder verletztes Kind an der Brust wieder den Weg zu sich selbst zurück findet und dabei auch noch sein Gesicht wahren kann. Es wird von der Mutter nicht bloßgestellt, sondern angenommen und kann sich in der sicheren Geborgenheit des Stillens wieder erholen und beruhigen.
Lass dich nicht beirren und vertrau auf dein Gefühl.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.09.2006