Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stilldauer und Belastung der Milch - Abstillen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stilldauer und Belastung der Milch - Abstillen?

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, ich komme gerade von meinem FA, der mir nahegelegt hat, abzustillen. Ich sollte das aber selber entscheiden, nur nach einem Jahr seien die Nährstoffe der Mumi nicht mehr ausreichend. (Lara bekommt Beikost.) Zudem sei meine Konstitution (Ich habe im Vergleich zum Beginn der Schwangerschaft 5 Kg abgenommen, wiege jetzt bei ca 165cm 50 kg.)derart, dass ich auch an mich denken müsse... Ein weiterer Faktor, den er anführte seien neueste Forschungsergebnisse aus den USA (die drei Monate stillen empfehlen), nach denen die Schadstoffbelastung der Mumi im Vergleich zur Beikostmöglichkeit unserer reichen Industrieländer zu hoch sei, um ein noch längeres Stillen - über ein Jahr hinaus zu begründen. Puh, das ungefähr war´s. Ich habe wahrscheinlich etwas subjektiv das Gespräch widergegeben, da ich bis jetzt anderer Meinung war. Kannst du mir objektiv antworten? Ach ja, ich habe in beiden Brüsten eine Ziste, die wohl zuviel produzierte Milch auffängt. - Ist das nicht ein Zeichen, dass die Kleine das mit dem Abstillen ganz von alleine macht? Liebe Grüße Stella


Biggi Welter

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? Liebe Stella, bitte frage deinen Frauenarzt nach der Quelle für seine Behauptung, dass in den USA eine Stillzeit von drei Monaten empfohlen wird. Es würde mich sehr interessieren, wo das steht, denn die Amerikanische Akademie der Kinderärzte empfiehlt eine Stillzeit von mindestens ZWÖLF Monaten und darüberhinaus so lange Mutter und Kind dies wollen (nachzulesen unter www.aap.org). Letztes Jahr haben die WHO gemeinsam mit UNICEF die neuen Stillempfehlungen herausgegeben hat und dort wurde eine Änderung vorgenommen: es heißt nun nicht mehr vier bis sechs Monate voll stillen, sondern SECHS Monate und weiter stillen mit geeigneter Beikost, bis das Kind mindestens zwei Jahre alt ist und darüber hinaus solange Mutter und Kind dies wollen. Wäre es wirklich so, dass es Anlass zu Bedenken gäbe, wegen des Schadstoffgehaltes, dann würden Organisationen wie WHO und UNICEF sicher keine solchen Empfehlungen herausgeben. Es wird schon seit langem nicht mehr zur Analyse der Muttermilch geraten und auch nicht mehr zu einer Einschränkung der Stillzeit aufgrund der Schadstoffbelastung der Muttermilch. Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass der Schadstoffgehalt der MuMi in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen hat, so dass Untersuchungen der MuMi schon lange nicht mehr notwendig oder empfohlen sind. Übrigens findet auch schon in der Schwangerschaft ein Schadstofftransfer zum Kind hin statt, ohne dass sich viele Frauen überlegen, ob sie deshalb vielleicht auf ein Kind verzichten sollten... Neuere Untersuchungen widerlegen auch die Theorie, dass die Schadstoffbelastung der Muttermilch durch eine rasche Gewichtsabnahme ansteigt. Frau Prof. Przyrembel, Leiterin der Nationalen Stillkommission sagte erst kürzlich in einem Artikel der Zeitschrift ELTERN: "..angesichts der stark verbesserten Schadstoffsituation können wir guten Gewissens allen Müttern raten, ihr Kind zu stillen, so oft und so lange sie wollen." Wir müssen damit leben, dass unsere Umwelt mit Schadstoffen belastet ist und damit auch alle Nahrungsmittel und leider auch die Muttermilch. Doch bisher gibt es keine wirklich nachgewiesenen Schädigungen des Kindes durch Schadstoffe in der Muttermilch und demgegenüber stehen die Risiken des Nicht-Stillens. Es ist natürlich in unserem Interesse und im Interesse unserer Kinder, dass wir versuchen Schadstoffen aus dem Weg zu gehen und auch selbst die Belastung unserer Erde so gering wie möglich zu halten. Stillen gehört zu den Dingen die wir tun können, um Schadstoffbelastungen zu vermeiden, denn es müssen weder Energie noch Wasser Rohstoffe besonders verbraucht werden, um ein Kind zu stillen, während die Herstellung von künstlicher Säuglinsnahrung ein industrieller Prozess ist, der die Umwelt belastet. Es kommt vor, dass es in der Brust milchgefüllte Zysten (sog. Galaktocelen) gibt, die fangen jedoch keine „überschüssige" Milch auf und stehen auch in keinem Zusammenhang mit dem Abstillen. Dennoch hast Du recht, dass sich das Abstillen zusammen mit dem Stillverhalten deiner Tochter von alleine regeln wird, denn jedes Kind stillt sich irgendwann alleine ab, wenn man ihm nur die Zeit dazu lässt. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Guten Morgen! Mein FA hat mir nur auf NAchfrage gesagt, das die Untersuchung von 2000 sei. Und ich könnte nachlesen bei www.madscape.com (oder so ähnlich, ich kann mich jedenfalls dort nicht einloggen) und dort unter "women health". Melde mich nochmal, wenn ich´s rausgefunden habe! LG Stella


Biggi Welter

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? Liebe Stella, ich habe gerade mal eine Schnellsuche bei medscape gemacht (auch ich habe MedscapeMEdpulse abonniert, um diese Seite zu nutzen, musst Du dich registrieren lassen) und konnte keine Studie finden, die dort veröffentlicht wurde und eine Stilldauer von drei Monaten empfiehlt, aber zwei aktuelle Veröffentlichungen aus 2002, die beide eine deutlich längere Stillzeit und sechs Monate voll stillen empfehlen: Kramer MS, Kakuma R. Optimal duration of exclusive breastfeeding (Cochrane Review). In: The Cochrane Library, 1, 2002. Oxford: Update Software. Longer Duration of Breast-feeding Improves Immunity, Intelligence Pediatric Academic Societies/AAP annual meeting: Abstract 1114. May 6, 2002. JAMA. 2002;287(18):2365-2371 Ich habe auch das ganze Jahr 2000 durchgesucht und konnte nirgends etwas Passendes finden. Dein Arzt soll doch bitte mal auch den Autor angeben, vielleicht lässt sich dann was finden. Allerdings selbst wenn es dort EINE solche Veröffentlichung gibt, dann stellt sich immer noch die Frage nach Studiendesign, Finanzierung der Studie usw. und vor allem auch, warum der Autor zu ganz anderen Ergebnissen kommt als eine ganze Reihe anderer Forscher. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, ich möchte mich noch mal herzlich für deine Bemühungen bedanken!!! Ich habe mir fast sowas gedacht, das ein Mediziner - dazu noch ein Mann, der nie gestillt hat - kaum genaues weiß. Deine Antworten erscheinen mir da plausibler, zumal du ja über´s Stillen so gut informiert bist. Da mir in der mündlichen Diskussion oft die Worte/Formulierungen fehlen, sehe ich es im Moment für mich nicht als notwendig an, ihn (den FA) nochmal zu fragen - wäre sicher Zeitverschwendung. Daher nochmal "Danke!", da ich jetzt wieder so weitermache wie Lara vorgibt.*verwöhn!* :-))) LG Stella


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