Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Siamesische Nächte

Frage: Siamesische Nächte

Julchen81

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Liebe Biggi, nach 2 problemlosen Stillkindern, wurde es bei unseren 3. Kind etwas problematisch mit dem stillen. Nachdem er die ersten 2 Lebenstage ununterbrochen an der Brust lag und saugte, diese total wund war und er schrie sobald ich ihn ablöste, er keinen Urin mehr gab und nie eindöste, war klar dass er irgendwie keine Milch bekam. Die Brustwarze war auch völlig platt gedrückt und verformt nach dem saugen. Ich pumpte einen Monat ab und man versuchte alles mögliche: - die Stillberaterin(nen) schauten nach der Anlegetechnik - die Kinderärztin und der Osteopath kontrollierten den Mundinnenraum nach Anomalien (Periferes Zungenband wurde durchtrennt, Gaumendach aufgestellt) - die Physiotherapeutin deblockierte HWS und Brustwirbel Im Ergebnis konnte ich irgendwann voll stillen, entspannt ist es bis heute (8 Monate) nicht. Die ersten 3 Monate konnte ich das Haus überhaupt nicht verlassen. Der kleine Mann schrie sobald er an der Luft war. Er wollte zudem Tag und Nacht an der Brust sein. War er eingeschlafen habe ich jede erdenklichen Ablösetricks probiert. Er schlief nur mit Brust im Mund. Meist hatte ich ihn in der Trage, mit Brust im Mund und versuchte mich derweil um die anderen beiden Kinder zu kümmern. so ab dem 3. Monat ging dann Stillen alle 30 min. Mit ablösen danach (über Tag, nachts weiter nur durchgehend mit Brust im Mund) Heute ist es so, dass er Tags ca alle 2std trinkt. Beruhigungsnuckeln kommt auch noch vor aber seltener. Brei mag er nicht. Blw ist noch spielerisch. In der Nacht liegt er weiterhin durchgehend mit Brust im Mund. Er trinkt so alle 50 min. Ein bisschen. Alle 2 std richtig. Dazwischen hat er einfach nur die Brust im Mund. Löse ich ihn ab ( Kinn Trick, Schnuller, Rauschen, schleppen .... alles nix) wacht er auf. Wir haben alles versucht ihn zu entwöhnen. Ihn so getimt, das schlafen und stillen nicht aufeinander fallen, ihn die Nacht geschleppt statt zu nuckeln... Mein Rücken ist eine einzige Katastrophe und ich bin unsagbar müde. Ich schlafe seit 8 Monaten kaum denn es ist immer noch nicht schmerzfrei zumindest sehr unangenehm wenn er angelegt ist. ich will schon gar nicht mehr ins Bett und bin froh wenn die Nacht endlich rum ist. Die stillberaterin findet einfach keinen anlegefehler, ihre Kollegin auch nicht und beide können sich die Verformungen nicht erklären. Ich würde ihn inzwischen sogar auf Flaschenmilch umstellen, er nimmt die auch, aber ich weiß dass er sehr sensibel ist und glaube er braucht das stillen emotional noch. Hast du noch eine Idee wie er anfängt ohne Brust im Mund zu schlafen? Vg Jule


Biggi Welter

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Liebe Jule, ich würde Dir so gerne eine Lösung anbieten, leider habe ich keine. Wenn eine Mama allerdings so sehr auf dem Zahnfleisch geht, dann ist das ebenso ernst zu nehmen, denn es soll sich ja keine Mutter aufopfern für ihr Baby, sie selbst soll auch glücklich und gesund sein!! Es kann also nötig sein, dem Baby beizubringen, dass Mama eine Stillpause braucht in der Nacht. Wie das funktionieren kann (aber nicht bei allen auch wirklich funktionieren wird, wenn sie eben noch nicht reif sind dafür), hat unter anderem Elizabeth Pantley einfühlsam erarbeitet. Ihr Buch "Schlafen statt Schreien" zeigt einen Weg auf, das Kind zum längeren Schlafen in der Nacht zu bewegen. Und eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern). Unsere Kinder verstehen viel mehr und können viel mehr, als wir ihnen oftmals zutrauen. Damit will ich nicht sagen, dass es für das Kind leicht sein wird, aber es ist nicht sooo schlimm, wie wir Mütter es uns ausmalen. Ich denke deshalb, dass es Sinn macht, wenn Dein Baby in der Nacht einmal ein paar Stunden von Deinem Mann übernommen wird und evtl. auch die Flasche bekommt. Auch kannst Du versuchen, ein Ersatzobjekt (Schnuller, Lutschetuch, Schmusetier) anzubieten, manchmal klappt das wirklich gut. Wenn das alles nicht klappt, dann hole Dir Hilfe! • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Ich wünsche Dir von Herzen, dass die Nächte bald besser werden! LLLiebe Grüße Biggi


Julchen81

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Liebe Biggi, danke für deine ausführliche Antwort. Ich habe tatsächlich sehr viel Hilfe. Da kann ich mich nicht beklagen bzw. Hätte ich es anders bisher auch nicht geschafft. Und da unser Haus gerade umgebaut wird, fällt es auch keinem auf, dass ich’s nicht putze :-)) Das Buch was du empfohlen hast hab ich schon vor 4 Monaten das erste mal hervor gekramt, es hat mir bei unserem ersten Kind richtig gut geholfen. Irgendwie war ich bisher nur zu müde mit den Tips zu starten. Es wird ja dann erstmal noch ein bisschen anstrengender. Aber ich probiere es! Also vielen Dank und Grüße, Jule


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