Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schreien lassen? und andere Fragen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schreien lassen? und andere Fragen

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Hallo Biggi Mein kleiner Jakob ist jetzt 4,5 Wochen alt und schreit viel. Tagsüber ist das nicht so schlimm, da kann ich ihn meist ganz gut immer wieder beruhigen, aber abends, bzw. nachts ist es die Katastrophe. Heute schrie er von 1 Uhr bis um 6 Uhr. Mein Mann und ich wir waren völlig fertig und wussten nicht mehr, was wir machen sollten. Der Kleine tut mir dann auch so leid, weil wir ihm irgendwie nicht helfen können. Ich stille voll, habe aber Probleme mit wunden Brustwarzen, so dass ich seit der zweiten Woche Brusthütchen verwende. Wegen der wunden Brustwarzen möchte ich meinen Kleinen auch nicht so gerne dauernd anlegen, so dass ich schaue, dass mindestens 2,5 bis 3 Stunden zwischen den Mahlzeiten sind. Ich habe aber auch festgestellt, dass das vermehrte Anlegen nachts ihn meist nur kurzfristig beruhigt und er dann auch oft nur nuckelt, was meinen wunden Brustwarzen halt nicht gut tut. Hier nun meine Fragen: -Müssen wir uns vielleicht nicht ganz so schlecht vor kommen, wenn wir unseren Sohn (er schläft bei uns im Bett)dann halt bei uns schreien lassen. Neulich sind wir alle drei dabei völlig erschöpft eingeschlafen. -Trotz Brusthütchen heilen meine Brustwarzen irgend wie nicht richtig ab. Kann es sein, dass es irgendwann auch einen Zustand gibt, bei dem es besser wäre auf diese Hütchen wieder zu verzichten um eine vollständige Heilung zu erzielen. -Ich habe auch schon mal probiert das Hütchen einfach wegzulassen und musste aber feststellen, dass mein Sohn irgendwie nicht richtig an der Brustwarze saugt. Ich glaube zur Umstellung bräuchte ich Unterstützung. Kannst Du mir eine Stillberaterin in meiner Nähe (79787 Lauchringen)nennen? Vielen Dank schon mal für die Beantwortung all meiner Fragen. Liebe Grüsse Karen


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? Liebe Karen, wohl alle Eltern fühlen sich schlecht, wenn ihr Baby weint und unser Gefühl sagt uns (zu Recht), dass das Baby weint, weil ihm irgendetwas fehlt. Was dieses „Irgendetwas" ist, lässt sich nicht immer so einfach herausfinden. Es ist illusorisch anzunehmen, als Mutter oder Vater könne man jegliches Weinen des Kindes verhindern, das geht definitiv nicht. Doch es macht einen Unterschied, ob das Kind alleine gelassen in einem Raum weint oder ob es auch beim Weinen die Nähe von Vater oder Mutter spürt und erlebt, dass es in seinem Kummer, seinem Frust oder auch mit seiner Angst nicht alleine gelassen wird. Trösten „um jeden Preis" ist sicher nicht angesagt. Es ist auch nicht empfehlenswert das Kind durch immer neue (und vielleicht immer hektischere) Strategien beruhigen zu wollen, im Gegenteil: Weniger ist hier oft mehr. Doch der Punkt ist, dass das Kind nicht alleine gelassen werden sollte. So wie Du deine Situation beschreibst, habe ich den Eindruck, dass ihr ein massives Saugproblem habt und die Stillhütchen werden dieses Problem kaum lösen, sondern eher noch verschlimmern. Es ist dringend anzuraten, dass Du dich schnellstmöglich an eine Stillberaterin wendest, die mit dir zusammen daran arbeitet, das dein Kind das korrekte Saugen an der Brust lernt. Ich denke, dass sich dann auch das Weinen deutlich verringern wird, wenn dein Kind gelernt hat richtig und effektiv an der Brust zu trinken und auch das Problem mit den wunden Brustwarzen dürfte sich dann lösen. Bitte frage bei Frau Edeltraud Homburger Tel.: 07738-1442 nach, wer die nächstgelegene LLL-Stillberaterin für dich ist. Bis Du eine Stillberaterin vor Ort erreichen kannst, hier schon einmal eine Beschreibung des korrekten Anlegens und einige Tipps zur Förderung des Heilungsprozesses bei wunden Brustwarzen: Beim korrekten Anlegen wartest Du, bis das Babys seinen Mund weit öffnet - wie zum Gähnen. Dann ziehst Du es rasch an die Brust. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind „aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Dein Baby liegt mit dir Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper Dir zugewandt ist. Sein Kopf ruht in Deiner Ellenbeuge, sein Rücken wird von Deinem Unterarm gestützt und Du hältst seinen Po oder Oberschenkel mit Deiner Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Natürlich sind auch andere Haltungen möglich, solange das Kind die Brust richtig fasst und seinen Kopf und Körper nicht verdrehen muss und die Mutter sich in bequemer Haltung befindet. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik findest Du in dem Infoblatt „Stilltechniken, die funktionieren", das Du bei jeder La Leche Liga-Stillberaterin beziehen kannst. Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss. Zur Förderung der Heilung haben sich folgende Vorgehensweisen bewährt: • vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen, bevor Du das Baby an die Brust anlegst. • an der weniger wunden Seite (so es eine gibt) zuerst anlegen • nach dem Stillen etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet). • ausreichend hochgereinigtes Lanolin (unter den Handelsnamen Lansinoh, Purelan oder Lanosin erhätltich) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten (aber nicht zu viel Lanolin verwenden, sonst wird die Brustwarze glitschig und das Baby kann beim Stillen abrutschen). Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind. • trage zwischen den Stillmahlzeiten Brustwarzenschoner mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation in deinem Büstenhalter, um die Brustwarzen zu schützen. Du kannst auch mehrere Einmalstilleinlagen aufeinanderschichten und in der Mitte ein Loch reinschneiden, das als Aussparung für die Brustwarze dient. In manchen besonders schlimmen Fällen kann eine vorübergehende Stillpause, während der die Milch von Hand ausgestrichen oder mit einer guten Pumpe vorsichtig abgepumpt wird, sinnvoll sein. Das Baby wird während der Stillpause am besten mit einer alternativen Fütterungsmethode gefüttert. Über das Handausstreichen, Abpumpen und alternative Fütterungsmethoden kann dich eine Kollegin vor Ort genau informieren. Außerdem ist es sinnvoll, dass Du dein Kind so anlegst, dass die offene Stelle genau in seinen Mundwinkel zu liegen kommt, dann kommt nicht so viel Spannung drauf und sie wird weniger belastet. Ich wünsche dir eine schnelle Heilung und bald eine problemlose Stillzeit. LLLiebe Grüße Biggi


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