Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schreien beim Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schreien beim Stillen

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, mein Sohn (7,5 Wochen) trinkt grds. sehr hastig, schluckt viel Luft und leidet unter starken Blähungen. Mit SAB Simplex, Windsalbe, Gymnastik und Fliegerhaltung können wir ihm ganz gut helfen, so dass es schon viel besser geworden ist. Folgende Veränderung: Nach 2 Tagen mit hohem Trinkbedürfnis (alle 2 Stunden) und sehr starken Blähungen (sonst nur noch morgens, an den 2 Tagen alle 1,5 - 2 Stunden nach dem Stillen) versuche ich ihn nun mit Ablenken, Schmusen und Tee wieder auf einen längeren Rhythmus zu bekommen, meist schafft er es dann auch 2,5 - 3,5 Stunden durchzuhalten (ich lasse ihn nie schreien). Nun mein Problem: Wenn ich ihn dann anlege, trinkt er ein paar Schlucke und schreit dann plötzlich los. Gellend und leidend und sehr lange. Trinkt dann wieder ein paar Schlucke und schreit wieder. Dies passiert besonders, wenn die Milch sehr gut fließt, d.h. wenn er abläßt, sprudelt sie weiter und er wendet sich ab. Später, wenn sie nicht mehr von selbst sprudelt, "zupft" er oft nur noch hektisch an der Brust, scheint gar nicht zu trinken (oder nichts mehr zu bekommen), so aufgeregt ist er. (Unsere Stillmahlzeit dauert mit Wickeln nach einer Brust gesamt ca. 45 min.) Ich habe Sorge, dass - ihm die Milch nicht mehr "schmeckt" oder sie ihm nicht mehr bekommt - er möglicherweise nicht mehr genug bekommt - ihm etwas weh tut (das Trinken, die Position beim Trinken ?), oft sitzen bei ihm die "Bäuerchen" sehr tief, kommen erst viel später heraus. Außerdem schläft er sehr unruhig, wacht sehr schnell wieder auf, schläft auf meinem Arm aber sofort wieder ein, möchte nur getragen und hin und her gewiegt werden. Setze ich mich mit ihm hin, schreit er wieder. Ist es einfach nur ein Wachstumsschub, das Bedürfnis nach mehr Nähe, hat er zuviel erlebt die letzten Tage und muß es verarbeiten oder muß ich mir ernsthaft Sorgen machen, das mit ihm etwas nicht in Ordnung ist? Lieben Dank für eine Antwort! Viele Grüße, Kerstin


Biggi Welter

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Liebe Kerstin, Du hast einen sehr starken Milchspendereflex und dein Baby kommt mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurecht. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg Dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg-auf-Stillen". Dazu hältst Du Dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du Dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du Dein Baby von unten mit zwei Kissen in Deinem Schoß und lehnst Dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: - erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst , verschlimmert sich das Problem noch weiter. - biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg-auf-Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) - lass das Baby oft aufstoßen. - vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Sohn die von dir bevorzugte Haltung nicht. Gestillte Kinder haben auch nicht allgemein mehr Blähungen als nicht gestillte Kinder, nur kann man einer stillenden Frau so leicht ein schlechtes Gewissen machen mit irgendwelchen Behauptungen, dass „ihre Milch schuld sei". Blähungen beim Baby kommen nur in ganz seltenen Fällen von dem, was die Mutter gegessen oder getrunken hat und sie kommen auch nicht davon, dass ein Kind „zu oft" oder in „zu kurzem Abstand" gestillt wird. Wichtig ist, dass Du unbedingt auf gutes Angelegtsein und korrektes Saugen deines Kindes achtest, das ist ein herausragender Punkt, wenn es darum geht, Bauchprobleme zu vermeiden. Ein gut angelegtes und korrekt saugendes Kind schluckt nur wenig bis gar keine Luft und Luft, die nicht verschluckt wird, muss auch nicht wieder raus. Lasse dir am besten einmal von einer Kollegin vor Ort beim Stillen zuschauen, möglicherweise lassen sich durch ein paar kleine Veränderungen schon große Verbesserungen bei den Bauchproblemen Ihres Babys erzielen. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Außerdem kannst Du probieren, deinem Kind mit einer sanften Bauchmassage zu helfen. Vielleicht gibt es in deiner Nähe einen Babymassagekurs, wo Du dir Tipps zum Massieren holen kannst. Du kannst auch versuchen deinem Baby durch Tragen in der Kolikhaltung (auch Fliegergriff genannt, das Baby liegt mit seinem Bauch auf dem Unterarm des Erwachsenen, mit dem Kopf in der Ellenbeuge ruhend) und durch Wärmeanwendungen (gut geeignet dazu sind Hot-Cold-Packs) auf den Bauch Erleichterung zu verschaffen. Ein Tragetuch kann in dieser Situation ebenfalls sehr hilfreich sein. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Dein Baby kann deine Nähe spüren, es wird sich an deinem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuche es einmal. Lasse dir von einer tucherfahrenen Frau zeigen, wie vielseitig ein Tragetuch eingesetzt werden kann. Du wirst vielleicht sehr erstaunt sein, wie einfach der Alltag mit einem Kind im Tuch wieder wird und mit etwas Geschick kannst Du dein Kind sogar im Tuch stillen. Falls Du Milchbildungstee trinkst, lasse diesen Tee probehalber weg. Fencheltee oder auch solche Mischungen, wie sie als Milchbildungstee verkauft werden, werden immer wieder als DAS Mittel gegen Bauchprobleme angegeben, aber sehr viele Kinder reagieren gerade auf diese Tees, vor allem, wenn die Mutter größere Mengen davon trinkt, mit massiven Blähungen. Ich hoffe, die Tipps helfen dir weiter! LLLiebe Grüße Biggi


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Liebe Biggi, ganz herzlichen Dank für die prompte Antwort und die vielen guten Tipps! Ich werde sie sofort umzusetzen und bin mir sicher, es wird meinem Kleinen helfen! Der verzagten Mutter hast Du damit jedenfalls schon sehr viel Mut gemacht :-) ! Darüber hinaus würde ich bzgl. der Stillpositionen sehr gern Kontakt mit einer LLL-Stillberaterin aufnehmen, meine PLZ und Wohnort sind: 22459 Hamburg (Stadtteil Schnelsen). 1000 Dank !!! Liebe Grüße, Kerstin


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