Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Schon wieder zum Thema "Abstillen???"

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Schon wieder zum Thema "Abstillen???"

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Liebe Kristina, heute wende ich mich erneut an Dich wegen dem Thema Abstillen oder nicht. Ich habe Dir unseren bisherigen Dialog auch als NACHTRAG angehängt. Ich hatte letzte Woche wieder ein Gespräch mit dem KiA und bin wieder mehr als verunsichert. Ich wurde wieder getadelt, dass meine Kleine mit ihren 10 Monaten nicht alleine einschlafen kann – sondern nur an der Brust, bzw. wenigstens in meinen Armen mit Schnulli… So würde sie nie den Unterschied zwischen Essen, Kuscheln und Schlafen lernen. Und – klar – deswegen würde sie auch nachts öfters wach werden, weil sie in meinen Armen eingeschlafen ist und alleine in ihrem Bett aufwacht und wieder meine Nähe sucht. Und ein kränkliches Kind müsse man nicht gleich zu sich ins Bett holen (mache ich, wenn ich merke, dass es ihr dann gut tut…) Und ab 6 Monate würden Kinder auch anderes Essen brauchen, weil ihr Körper ganz andere Vitamine benötigt… Ich sollte notfalls abstillen. Klar, manchmal ist es schon nervenaufreibend wenn ich nachts oft aufstehen muss, sie beruhigen, bis sie wieder schläft (manchmal trinkt sie auch noch an der Brust) und dann muss ich oft Glück haben, dass sie weiterschläft, wenn ich sie in ihr Bett gelegt habe. Aber irgendwo genieße auch ich noch die Nähe zu meinem „Noch“-Baby. Ich bin froh, dass das Stillen mit ihr so problemlos geht und sie auch noch gut satt wird. Ich bin sehr verwirrt. Verziehe ich damit denn wirklich so mein Kind? Mein Sohn hat sich mit 6 Monaten von alleine abgestillt – meine Tochter ist dagegen noch nicht soweit. Liebe Kristina, da brauche ich wohl noch mal Deinen Zuspruch – was kann ich der Ärztin entgegen bringen? Welche Argumente? Ist es wirklich so schlimm, wenn sie nix anderes essen mag (also breiförmige Speisen mag sie überhaupt nicht – eher Nudeln, Kartoffelstücke, Brot, Wurst, Käse, Salatgurke, Karotten, Knabberstangen, Kekse,…)??? HILFE?!?!?!?! Lieben Gruß, Angie


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Liebe Novi82, nach sechs oder auch zwölf Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab sechs Monaten keineswegs plötzlich "schlechter" oder "weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. In der Abstillphase kommt in Bezug auf den Salzgehalt zu Veränderungen. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Die Ernährungsempfehlungen der WHO sind (in englisch) nachzulesen unter www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm . Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. Die neueste Verlautbarung der American Academy of Pediatrics ist übrigens seh eindeutig. Dort steht nämlich "There is no upper limit to the duration of breastfeeding and no evidence of psychologic or developmental harm from breastfeeding into the third year of life or longer". (Es gibt keine Obergrenze für die Stilldauer und keinen Beleb für Schädigungen hinsichtlich der Psyche oder der Entwicklung, wenn bis in das dritte Lebensjahr oder länger gestillt wird) Herzlichen Gruß Kristina


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Hier unsere bisherige Korrespondenz... ;o) Ich habe nun schon die Beiträge der letzten Tage gelesen und mein Problem scheint normal zu sein. Allerdings kommt bei mir noch einiges dazu... Aber nun mal von vorne: Meine Tochter ist nun 10 Monate alt und will mit Vorliebe noch gestillt werden. Laut Empfehlungen habe ich dies bis 6 Monate "voll" getan und danach die Beikost eingeführt. Die Gläschen hat sie solala angenommen - maximal ein halbes Gläschen gegessen, später waren es dann nur noch drei Löffelchen und nun geht gar nix mehr. Wenn sie nur den Löffel sieht, bleibt der Mund zu - selbst, wenn ich ihr das Tellerchen überlasse, dann mag sie es nicht essen und wartet gierig auf die Brust. Auch selbstgekochte Breie mochte sie nicht. Seit einem Monat akzeptiert sie wenigstens abends die Flasche (aber auch nur maximal 150ml) und ganz wenig Tee... Am liebsten mag sie das essen, was wir auch essen. Aber da sie mit ihren gerade mal drei Zähnen nicht kauen kann, beißt sie zu große Stücke ab und drückt sie mit der Zunge wieder aus dem Mund. Satt wird sie so natürlich nicht. Nun zu dem Problem: Seit es angefangen hat, daß sie ihre Zähne kriegt (mit 5 Monaten), schläft sie nachts höchstens zwei Stunden am Stück, wacht auf und will an die Brust. Nur Schnuller akzeptiert sie gar nicht - außer, sie darf an meiner nackten (!) Brust kuscheln. Wenn sie dann wieder schläft, lege ich sie wieder in ihr Bett (steht neben meinem). Ab 6 Uhr morgens schläft sie nur weiter, wenn sie in meinem Bett sein darf. Nun kommt dazu, daß mich ihr dritter Zahn (ein Vorderzahn oben) beim Stillen schmerzt und ich eigentlich langsam abstillen möchte (obwohl ich es bis jetzt genossen habe). Wie kann ich ihr nun die ihrem Alter gemäße Beikost schmackhaft machen? Unser Essen kriegt sie nicht runter und würgt dann bei größeren Stückchen und breiförmiges Essen wird ignoriert. Soll ich erstmal auf Flasche umstellen? Ich weiß ja, daß es deswegen nachts nicht generell ruhiger zugeht, aber mir wäre im Grundprinzip wichtig, daß sie auch andere Sachen zu sich nimmt und meine Brust, die vom Zahn schon ein bisschen gelitten hat, ein wenig Pause findet... (Stillzeit im Moment alle zwei Stunden - auch als Trösterle, wenn der Schnulli nicht akzeptiert wird) Mein Sohn hat damals die Gläschen wie ein Wilder gefuttert und sich mit 6 Monaten selber abgestillt (dafür ist er jetzt ein schlechter Esser...) - so unterschiedlich können Kinder wohl sein... Gruß, Angie Im übrigen beißt sie mich nicht, sondern der dritte Zahn reibt beim Nuckeln so arg... Ich dachte, das wäre evtl. noch wichtig zu wissen... Gruß, Angie Liebe Angie, es ist verhältnismäßig schwer, einem Kind, das nicht essen MÖCHTE, Lust auf mehr Essen zu machen. Das Verhalten deiner Kleinen ist absolut normal, denn Kinder in dem Alter brauchen keine Gläschen voll Beikost (bedenke: Ihr Magen ist in entspanntem, leeren Zustand so groß wie ihre geschlossene Faust!) und viele Kids, die zunächst fleissig geschluckt haben, verlieren dann wieder das Interesse und ziehen die Brust vor. Dem steht auch nichts entgegen: Muttermilch ist noch immer nahrhaft und ihr Kaloriengehalt von durchschnittlich 68 kcal pro 100 ml ist nicht unbeachtlich liegt durchaus höher als der manch anderer Nahrungsmittel. Nicht umsonst sollte Muttermilch die Basis der Ernährung im gesamten ersten Lebensjahr sein und anderes wird ZU-gefüttert (darum spricht man von BEI-Kost). Das Thema Schlafen wird sich auch nicht zwangsläufig bessern, wenn du deine Kleine abstillst. Denn es entspricht der Natur der Babys, dass sie nachts die Körpernähe der Mutter suchen und im besten Fall auch ihre Milch bekommen. Das Kuscheln an der nackten Brust könnte doch als Alternative gut funktionieren, wenn sie dann am Schnuller statt an der Brust saugt, so dass dir ihr Zähnchen nicht weh tun kann? (Also: Trinken an der Brust ok, aber das Nuckeln danach dann am Schnuller...). Es ist auch nicht "schlimm", wenn deine Kleine bei dir im Bett schlafen möchte. Kaum ein Baby möchte das nicht, und das hat nichts mit verwöhnen zu tun, sondern mit seinen angeborenen Bedürfnissen! Also hab keine Angst davor, sie bei dir im Bett zu lassen. Viele Babys schlafen dann viel viel besser als wenn sie allein liegen (müssen). Vielleicht hilft dir aber auch schon ein kleiner "Trick" aus: Wenn deine Kleine an der Brust eingeschlafen ist, ziehst du deine Brustwarze sanft aus ihrem Mund und drückst, wenn sie wieder nach der BW sucht, ebenso sanft ihr Kinn nach oben. Bei vielen Kids wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Ich hoffe, meine Antwort hilft ein wenig weiter... Lieben Gruß, Kristina Liebe Kristina, vielen Dank! Eigentlich entspricht das, was Du schreibst auch meiner Einstellung. Aber auch mein Mann meckert, wenn die Tochter dann die ganze Nacht bei uns im Bett liegt... "Sie ist ja schon 10 Monate alt! Auch die Schwie-Eltern und auch meine Eltern meinen, daß man das Kind sonst nie aus unserem Bett bekommt. Und der Kinderarzt schimpft auch mit mir, daß mein Kind noch nicht alleine einschlafen kann, sondern an meiner Brust einschläft. Wie gesagt - eigentlich genieße ja auch ich die Nähe zu meiner Maus, bin aber gerade durch die Ausage vom KiA seeeeehr verunsichert. Und ihre Mäusezähnchen machen mir langsam Angst"! Ich werde Deinen Tipp gerne ausprobieren. Lieben Gruß, Angie Liebe Angie, traurigerweise haben viele Menschen den Bezug zum "Normalen" insofern verloren, dass sie nicht mehr wissen, was der Natur des Menschen(-kindes) entspricht. Vielleicht ist das Buch "Schlafen und Wachen" von William Sears, einem MANN, Kinderarzt und Vater von 8 Kindern für Euch alle eine gute Empfehlung? Du bekommst es hier im Stillshop, bei La Leche Liga Deutschland oder einer LLL Stillberaterin, und natürlich im Buchhandel. Lieben Gruß, Kristina


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DAS ist sooo ein Unsinn, was der da sagt! Null Ahnung davon! Würde ich nie mit 6 Mon. abstillen! Ich habe 8 Mon. voll gestillt, jetzt ist sie 13 Mon. alt u. ich stille sie noch 3x/Tag. Es gibt Mütter, die noch länger voll stillen, u. erste Recht, die sogar 2 Jahre stillen (aber nicht mehr voll). Nein, es ist nicht schlimm, wenn sie noch nichts anderes will!!! Mehr dazu sagt dir K.H.!


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Liebe Angie, es ist bei den Meinungen rund um das Thema Schlaf nicht anders als bei anderen Themen: es gibt immer unterschiedliche Meinungen. Das Problem ist, dass inzwischen fast alle Menschen in unserem Kulturkreis kein Vertrauen mehr in ihre Gefühle und Instinkte haben, und dass Babys nicht mehr Baby sein dürfen, sondern entsprechend bestimmten "Normen" funktionieren sollen, die überhaupt keine Rücksicht auf das natürliche Verhalten und die Entwicklung eines Kindes nehmen. Wenn wir ganz ehrlich sind, beruhen all die zur Zeit so sehr propagierten Schlaftrainingsprogramme und sonstigen Erziehungsmodelle für Babys und Kleinkinder nämlich nicht darauf, dass sie das Wohl des Kindes im Sinn haben (was kommunikationstechnisch gut verpackt selbstverständlich in all diesen schlauen Büchern behauptet wird), sondern auf dem Wunsch, funktionierende Kinder zu produzieren, die sich störungsfrei in den Alltag der Erwachsenen einfügen. Ich weiß, dass meine Wortwahl im letzen Abschnitt provozierend klingt, aber jeder, der ganz ehrlich zu sich selbst ist, muss zugeben, dass es so ist. Vielleicht sollten wir uns einmal überlegen, warum heutzutage so viele Menschen in unserer Gesellschaft starke psychische Probleme haben, warum so viele Menschen Hilfe im Alkohol und Drogenkonsum suchen und auch, warum alte Menschen sich so oft abgeschoben fühlen müssen. Wenn einem Kind schon von Anbeginn an vermittelt wird, dass es möglichst pflegeleicht zu sein hat, dass es ja eigentlich ein Störfaktor ist und wenn ihm statt Nähe und Geborgenheit, statt Zuwendung Ersatzobjekte zur Verfügung gestellt werden, dann ist es doch kein Wunder, wenn es später Probleme mit seinem Selbstwertgefühl bekommt und vor allem, dass es später selbst nur distanziert gegenüber anderen Menschen reagieren kann. Echte Gefühle wurden ihm doch abtrainiert. Und so schließt sich der Kreis: wir haben die nächste Generation, die nicht mehr ihren Instinkten und Gefühlen vertraut und wieder ihre Kinder so aufzieht, wie es in irgendwelchen Ratgebern steht, ob es für das eigene Familienleben und Gefühl stimmig ist oder nicht. Das war jetzt ein langer Exkurs, aber es ist ein Thema ohne Ende. Es ist nicht meine Aufgabe Patentlösungen anzubieten, die sich nach dem Motto "jedes Kind kann" aufbauen. Ich stehe dafür, dass jede Mutter und jeder Vater die individuelle Lösung für ihre Familie und ihre Kinder findet, mit der ALLE Beteiligten gut leben können und die gleichzeitig auch dem Kind einen Wert bemisst. Achtung vor dem Kind ist etwas sehr wichtiges. Ich bin überzeugt, dass ein Kind, dem Achtung entgegengebracht wird, später in der Lage ist, selbst Achtung vor anderen Menschen zu empfinden und auch echtes Mitgefühl entwickeln kann. Dazu gehört auch, dass ein Kind nicht zu bestimmten Verhaltensweisen gezwungen oder trainiert wird, sondern, dass das Baby individuelle Zuwendung bekommt und sich wie ein Baby verhalten darf. Verlass dich auf deinen Instinkt und dein Gefühl. Dein Kind braucht dich jetzt. Die Zuwendung, die Du ihm in den ersten Jahren gibst, zahlt sich später vieltausendmal aus. Es ist oft anstrengend ein Baby in den Schlaf zu wiegen, es mit sich herumzutragen (hier kann ein Tragetuch lebensrettend sein), sich mit den Gefühlen und Bedürfnissen eines Babys und Kleinkindes auseinanderzusetzen. Doch es ist noch viel anstrengender sich mit einem Teenager auseinanderzusetzen, der mir sagt "Du hast ja noch nie auf meine Gefühle Wert gelegt". Wenn dein Kind so weit ist, dass es ohne dich einschlafen kann, dann wird es dies tun. Vielleicht wirst Du eines Tages ganz erstaunt sein, wie selbstverständlich dein Kind dir mitteilen wird: "Mama, ich bin doch jetzt groß, das brauche ich nicht mehr". Bis dahin gibt es viele Möglichkeiten, dir das Leben einfacher zu machen. Das Tragetuch und das gemeinsame Schlafen sind zwei davon. Wird dem Kind die Gelegenheit dazu gegeben, wird wirklich jedes Kind irgendwann seinen Weg zum Durchschlafen und alleine schlafen finden. Das eine früher, das andere später. Ich bin überzeugt, dass bis auf die wenigen Ausnahmen, die extrem "pflegeleichte" Kinder haben jede Mutter diesen Punkt kennt, an dem Du jetzt bist. Die Zweifel nagen und die Frage stellt sich "Will mein Kind mich nicht doch manipulieren?" "Wird es je anders werden?" Da es nicht nur jede Menge Menschen gibt, die der Meinung sind, dass ein Kind möglichst früh lernen muss "was Sache ist", sondern auch Bücher, die ein Kind vom ersten Lebenstag an als Wesen hinstellen, das nur darauf aus ist, mit den Eltern und ihren Bedürfnissen in Konflikt zu treten, ist es nur zu verständlich, dass sich alle Eltern, die nicht diesem Strom folgen, sondern einen anderen Weg im Umgang mit ihren Kindern suchen, in Zeiten besonderer Erschöpfung oder einfach dann, wenn auch noch andere Dinge das Nervenkostüm sehr dünn werden lassen, nachdenklich werden: ist unser Weg wirklich gut oder ziehe ich mir einen Tyrannen heran? Ich zitiere Die ein paar Zeilen von Biggi, die Dir sicherlich helfen werden. Als dreifache Mutter von ebenfalls keineswegs immer "pflegeleichten" Kindern, kenne ich diese Gedanken nur zu gut. Doch inzwischen, wo mein ältester Sohn bereits ein junger Erwachsener ist, bin ich froh, nie auf die "andere Seite" übergelaufen zu sein. Ich bin überzeugt, dass der Weg, das Kind zu achten und auf seine Bedürfnisse einzugehen, richtig ist und das nicht nur, wenn ich mir meinen Großen anschaue (und mal wieder froh bin, dass er ungefragt dafür sorgt, dass die Blumen, die ich vergessen habe, gegossen werden, dass er den Streit zwischen den Kleineren schlichtet, ihnen etwas zu essen macht, weil Mutter am PC sitzt und unzählige Stillberatungen schreibt oder plötzlich mit einer Tasse Kaffee neben mir steht, weil "Du ihn jetzt sicher brauchen kannst"), sondern auch wenn ich andere Kinder und Jugendliche erlebe, die in ähnlicher Weise erzogen wurden und ebenfalls fröhliche und in sich ruhende Menschen sind. Sicher gibt es auch in unserer Familie Konflikte und auch unser Sohn hatte Pubertätskrisen, doch bis jetzt konnte ich immer auf ein festes Fundament unserer Beziehung vertrauen, das uns durch alle Krisen getragen hat und von dem ich mir wünsche, dass es weiter bestehen wird, auch wenn alle meine Kinder erwachsen sind. Ich schreibe das jetzt deshalb so detailliert, weil es mir ungemein geholfen hat, die älteren Kinder und Jugendlichen in den Familien von anderen LLL Stillberaterinnen zu erleben, als ich das Gefühl hatte, dass meine Kinder mich zuviel fordern und ich jetzt endlich auch mal wieder jede Nacht oder zumindest jede zweite schlafen will. Die Art, wie ein 16jähriger bei einem LLL Regionaltreffen liebevoll ein völlig außer sich geratenes kleines Geschwisterkind in den Arm nahm und beruhigte, werde ich nie vergessen, obwohl es schon Jahre her ist. Für mich, war es damals ein ungeheures Erlebnis, einen Teenager zu sehen, für den es selbstverständlich war, so einen Umgang mit seinen kleinen Geschwistern zu pflegen und heute höre ich manchmal von anderen Müttern "toll, wie euer Großer das macht". Auch hat es mir enorm geholfen, zu sehen, dass die Mütter von diesen Kindern keineswegs total aufgearbeitet und verbraucht aussehen, im Gegenteil. Es ist schwer, müde zu sein und jede Nacht x Male aufzuwachen, weil das Kind mich braucht und ich hätte zeitweise sehr viel dafür gegeben nur einmal einfach weiterschlafen zu können und am nächsten Tag nicht vor einem Berg unerledigter (Haus)Arbeit zu stehen. Doch es hat sich gelohnt, den Haushalt zurückzuschrauben, mir Nischen zu suchen, in denen ich auftanken konnte (sowohl körperlich als auch emotional) und zu akzeptieren, dass meine Kinder keine kleinen Roboter sind, die auf das Durchschlafen (o.a.) "programmiert" werden können. Überlege dir einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillgruppe heraus. Liebevolles Eingehen auf die Bedürfnisse der Kinder, ihnen die Zeit lassen, die sie brauchen, um jeweils den nächsten Schritt zu meistern, das ist der Tipp, den ich allen Eltern nur wärmstens ans Herz legen kann. Wir würden niemals an einer Blume ziehen, damit sie schneller wächst, denn jeder weiß, dass sie dann eingehen würde. An unseren Kindern sollten wir auch nicht "ziehen". Ich hoffe, der Text war dir jetzt nicht zu lange und wenn Du noch Lust zum Lesen hast, dann schau dir auch den angehängten Text von Dr. Paky an, der zeigt, dass lange nicht alle Kinderärzte der Meinung sind, dass "kontrolliertes Schreienlassen" in Ordnung geht. Herzlichen Gruß Kristina Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen.


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...noch einmal herzlichen Dank! Du hast mir den Kopf wieder gerade gerückt! Ich drucke mir das mal aus, was Du mir geschrieben hast und sobald mir wieder einer reinreden will und kleinste Zweifel aufkommen wollen, dann werde ich es mir wieder und wieder und wieder durchlesen! Warum wird man von den KiÄrzten nur so verunsichert? Das nächste Mal werde ich ihr nett in das Gesicht lächeln und mich nicht mehr weiter dazu äußern. Mir ist auch das Wohl meines Kindes wichtig und möchte das nicht trainieren, wie es zu funktionieren hat. Nochmals vielen 1000 Dank!!! Und meine PLZ für Stillgruppe wäre 90547 Stein bei Nürnberg... Oder gehörte das auch zu Biggis Text? Liebe Grüße und weiter so!!! Angie


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Liebe Angie, Du kannst Dich an Frau KÄMPF Heike, Tel.: 0911 5987558 wenden, sie kann Dir sagen, wer die nächste Beraterin für Dich ist. Lieben Gruß noch mal Kristina


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