Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schlafprobleme auch an ALLE und BIGGI

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schlafprobleme auch an ALLE und BIGGI

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Hallo, Biggi ! Ich bin total verunsichert: Meine Maus, 10 Mo. alt, schläft seit 1 Woche sehr schlecht. D.h. will weder im Kinderwagen schlafen, noch abends einschlafen. Bis dato hat das immer prächtig funktioniert. Nach dem Stillen ist sie eingeschlafen und hat im Kinderbett im KIZI geschlafen. 1-2 mal in der Nacht habe ich sie gestillt und wieder ins Bett gelegt. Nun funktironiert alles nicht mehr. Das Höchste der Gefühle ist, dass ich mich mittags mit ihr ins gr. Bett lege und sie stille, dann schläft sie 1-2 Stunden, da der vorm.schlaf fehlt. Aber am Abend ist es eine Katastrophe ! Sie schläft trotz stillen 2-3 Versuche NICHT ein, Was soll ich tun ??? War schon beim KIA, der riet mir DRINGEND das Schlafprogramm durchzuführen. Ich weigere mich aber irgendwie dagegen, weil ich glaube, dass Julia noch zu klein ist dafür. Irgend wann habe ich bei Dir gelesen, dass es für Kinder unter 1 Jahr nicht gut ist. Auf der anderen Seite will ich auch keinen Machtkampf schon erzeugen, indem ich immer nachgebe, wenn ich sie weiter auflasse und immer wieder stille, bis sie endlich schläft. Ich bin total verunsichert, was ich machen soll. DANKE im Voraus ! Jolanda


Biggi Welter

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? Liebe Jolanda, es gibt immer wieder Phasen, in denen die Kinder schlechter (ein)schlafen und Zeiten, in denen es besser geht. Fast immer lässt sich feststellen, dass ein Baby gerade etwas Neues lernt, zahnt oder aufregende Zeiten durchlebt, wenn es gerade eine Phase mit eher „schlechten" Schlafgewohnheiten hat. Das hat nichts mit einem Machtkampf zu tun - außer die Eltern lassen einen daraus entstehen, indem sie das Kind dazu zwingen wollen zu schlafen - sondern gehört mit zur Entwicklung des Kindes. Was spricht denn auch dagegen, flexibel in der Schlafenszeit zu sein und das Kind - wie es seit Jahrtausenden praktiziert wird - in den Schlaf zu stillen? Es ist für alle Beteiligten sicher nervenschonender als ein Schlaftrainingsprogramm durchzuführen dessen Ausgang und Langzeitfolgen ungewiss sind. Lies dir auch mal den angehängten Text von Dr. Paky durch, vielleicht hilft er dir, dein Kind zu verstehen. LLLiebe Grüße Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute-Nacht-Geschichte, Gute-Nacht-Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen - Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern - die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht - wie übrigens erwachsene Menschen auch - eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern - in guter Absicht - in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl- und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen.


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Hallo! Wir (Sophie ist 16 Monate) haben das auch immer mal wieder wenn sie doll zahnt oder irgendwas lernt oder so. Es nervt mich auch. Aber - machen kann man nix, finde ich. Der Machtkampf entsteht meiner Meinung nach nicht durch das Kind, sondern durch die Erwachsenen, die wollen, dass das Kind schläft, wenn es z.B. noch nicht müde ist. Bei uns hat es sich immer wieder gelegt. Und übrigens - sie hat immer mal wieder Zeiten, wo sie beim Stillen nicht einschläft. Meist bleib ich einfach bei ihr liegen. Aber es gab auch Abende, da hat sie mich "rausgeschmissen" :-). Am Blödesten finde ich es, wenn sie erst mal schreien muss, bevor sie schlafen kann. Auch das kommt immer mal wieder vor. Ich bleib dann bei ihr und halte sie (so wie sie es möchte), aber ich hasse es, wenn sie so einschläft. Unser KiA hält zum Glück gar nichts vom Schlafprgramm. LG, Christiane


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Liebe Jolanda, soso, Dein Kinderarzt rät DRINGEND zu so einem Schlafprogramm. Er selbst hat sicherlich noch nie ein Kind geboren und Mutterinstinkte gehabt. Schlafprogramme sind grausam und unnötig, weil nicht die Kinder die Schlafprobleme haben, sondern die Erwachsenen. Sie glauben nämlich immer, nur ein schlafendes Kind ist ein gutes Kind. Mich bringt das unglaublich auf, dass irgendwelche Menschen und erst recht Kinderärzte zu solch drastischen und gefährlichen Maßnahmen raten. Schlimm. Meine Tochter schläft mal besser, mal weniger gut. Mal schläft sie länger, mal weniger lang. Sie benimmt sich natürlich: Babies schlafen nun mal nicht so, wie die Erwachsenen dies wünschen. Auch unsere Kinder werden irgendwann leicht und müde einschlafen und durchschlafen. Bis dahin aber sollte man dem Kinderarzt, der zu solchen Maßnahmen rät, mit deren Folgen (möglichkeit grosser seelischer Defizite) ER ja nicht zu leben hat, sondern Dein Kind und allenfalls Du. Lies mal unter www.uebersstillen.org den Artikel "Nestwärme gesucht " , dann weisst du in etwa, was Du von dem Rat Deines Kinderarztes zu halten hast. Wenn ich für jeden Trottel, der mir gerate hat, mein Kind aus diesem oder jedem Grund schreien zu lassen, einen Euro kriege würde, dann könnte ich mir einen neuen Wagen leisten. Ich denke aber gar nicht dran, und weisst Du was? Ich kanns einfach nicht. Mir blutet das Herz, wenn ich mein Kind weinen höre, und ich lasse es niemals ungetröstet. Ob es dann schläft oder weiterweint oder was auch immer. Gib Deinem Kind das, was Du an seiner Stelle von Deiner Mutter haben wolltest. Und das istmit Sicherheit kein Gruseliges Schlafprogramm. entsetzte Grüße von Doro, die solche Ärzte mal gern wohin tappen würde


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Danke für Deine Hilfe und Deine Tipps. Fühle mich jetzt schon wieder besser ! Würde gerne den Artikel "Nestwärme gesucht" lesen - habe ihn aber nicht gefunden. Kannst Du mir nochmal genau sagen, wo ich ihn finde. Danke Jolanda


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