Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Saugverwirrung-zurück zur Brust?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Saugverwirrung-zurück zur Brust?

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, nachdem es bei uns mit dem Stillen überhaupt nicht mehr geklappt hat, da meine Tochter immer den Kopf wegdrehte, war ich schließlich selber so entnervt, daß ich ihr nach dem Stillen ein Fläschchen angeboten hatte. Grund war, daß sie kaum noch was zugenommen hatte und auch der Kinderarzt meinte, sie wäre zu dünn und müsse dringend zunehmen. Sie ist nun 12 Wochen alt, wiegt bei 58 cm 4510 g und hat gerade mal gute 115 g/Woche zugenommen. Gewicht bei Geburt 3190 g/49 cm) Ich würde so gerne weiterstillen, lege sie auch immer wieder an. Der Milchspendereflex setzt sehr schnell ein, aber ich fürchte, nun tatsächlich nicht mehr genug Milch zu haben. Hatte auch viel Stress die letzte Zeit. Auch das Abpumpen funktioniert nicht. Was soll ich nur machen? Ich weiß schon selber nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Wie bekommt man denn so ein kleines Ding zurück an die Brust? Vielen Dank für Deine Antwort! Pe´tra


Mitglied inaktiv

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Liebe Petra, zu erst die gute Nachricht: wenn es gerade mal sechs Tage her ist, dass Du voll gestillt hast, dürfte es nicht sehr schwierig werden, deine Milchproduktion ziemlich rasch wieder richtig in Gang zu bekommen. Du gehst bei der Steigerung deiner Milchmenge genau so vor, wie sonst auch, wenn eine Erhöhung der Menge erwünscht ist. Allerdings wird deine Tochter wahrscheinlich nicht von jetzt auf gleich wieder bereit sein die Brust gut anzunehmen, so dass dem Pumpen ein wichtiger Teil zufallen wird. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Da deine Tochter, so wie Du schreibst, die Brust zur Zeit nicht gut annimmt, musst Du die Brust durch Pumpen stimulieren. Wenn Du beim Pumpen keine oder nur wenig Milch aus der Brust bekommst, bedeutet dies nicht automatisch, dass zu wenig Milch vorhanden ist. Abpumpen muss gelernt und geübt werden und nicht jede Pumpe ist wirklich für den ihr zugedachten Zweck geeignet.. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss "mit Zubehör" stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Du solltest mindestens alle drei Stunden für etwa 15 bis 20 Minuten Pumpen (pro Seite bzw. wenn Du ein Doppelpumpset verwendest insgesamt). Am besten wäre es, wenn Du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden würdest, die dir da Abpumpen genau erklärt und dir zeigt wie Du deine Brust massieren kannst. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Sie kann dir auch sonst noch gezielte Tipps geben, wie Du deine Tochter an die Brust zurückführst. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Die Milch, die Du beim Abpumpen gewinnst und auch die zur Zeit notwendige künstliche Säuglingsnahrung solltest Du deiner Tochter mit einem Becher geben. Die Flasche ist in eurer Situation eher kritisch. Wenn deine Tochter mit dem Becher gefüttert wird und ihr die Brust angeboten wird, um ihr Saugbedürfnis zu stillen, kann sie sich auf diese Weise wieder an die Brust heranführen lassen. Ein gesundes, voll ausgetrages und gut gedeihendes Baby kann auf die folgende Art wieder an die Brust zurückgeführt werden: 1. Tag: Keine Flaschen, keine Brust An diesem Tag erhält das Baby seine Nahrung über eine alternative Fütterungsmethode (z.B. Pipette, Löffel, Becher, bei Hohlwarzen KEINE Fingerfütterung). Wenn eine Pipette oder ein Becher benutzt werden, sollte das Baby aufrecht auf dem Schoß gehalten werden, um ein Verschlucken und Einsaugen von Flüssigkeit in die Lunge zu vermeiden. 2. Tag: Keine Flaschen, die Brust wird nur zum Trösten angeboten Jetzt ist das Baby möglicherweise bereit, dicht an der nackten Brust der Mutter gehalten zu werden, während die Nahrung verabreicht wird. Die Mutter kann dem Baby die Brust nach jedem Füttern zum Trost anbieten, ebenso, wenn sie merkt, dass das Baby saugen möchte. Dreht es sich von der Brust weg, kann es "gebündelt" (mit rundem Rücken in eine Decke gewickelt) und beruhigt werden, bevor ihm die Brust wieder angeboten wird. Das Baby braucht möglicherweise noch einen weiteren Tag, bevor es bereit ist, auf die Brust überzugehen. Es sollte nicht gezwungen werden. Übergang zur Brust: Akzeptiert das Baby die Brust zur Beruhigung, kann die Mutter versuchen, es zu stillen und zwar eine halbe Stunde bevor es wahrscheinlich richtig hungrig ist. Zu diesem Zeitpunkt akzeptiert das Baby im allgemeinen das Stillen. Dieser "Plan" ist meist erfolgreich, doch es wäre auch hier gut, wenn Du auf die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort zurückgreifen könntest. Die nächsten Tage werden sicher nicht einfach für euch beide werden. Du wirst einiges an Geduld und Beharrlichkeit brauchen. Es wäre gut, wenn Du jemanden finden könntest, der dich in der Alltagsarbeit unterstützt. Eine Relaktation ist eine Aufgabe, die die ganze Frau fordert. Ich wünsche dir, dass deine Tochter bald wieder problemlos an der Brust trinkt und Ihr das Stillen genießen könnt. LLLiebe Grüße Biggi


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