Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Saugt plötzlich wie verrückt!/Nächtliche Stillabstände

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Saugt plötzlich wie verrückt!/Nächtliche Stillabstände

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Biggi, meine Tochter ist 7 1/2 Monate alt. Ich habe seit Geburt voll und nach Bedarf gestillt, was in Wachstumsschüben oder bei Krankheit manchmal auch stündlich war, aber das war für mich nie ein Problem, ich habe das Stillen immer sehr genossen. Nachdem sie anfangs alle 4 Stunden getrunken hat, was natürlich sehr praktisch war, hat sie nun schon seit Monaten einen stabilen 2-Stunden-Rhythmus, und das rund um die Uhr. Ich kann wirklich auch nachts die Uhr danach stellen, dass sie sich nach 2 Stunden meldet und dann auch ca. 10 min. lang trinkt. Natürlich muss ich mir viel anhören ("das ist doch nicht normal") und natürlich wünsche ich mir auch manchmal, dass ich mal wieder wenigstens 4 Stunden am Stück schlafen könnte. Andererseits tut es ihr anscheinend gut und ich habe nicht vor, ein brutales Schlaflernprogramm durchzuziehen. Als sie 6 Monate alt war, habe ich langsam mit Beikost angefangen, aber da sie seither ein paar Infekte hatte, sind wir da noch nicht besonders weit gekommen. Sie isst erst seit ein paar Tagen mittags und abends so viel Brei, dass ich 2 Stillmahlzeiten weglassen kann. Es sind ja trotzdem noch 10... Nun mein Problem: Seit 2 Tagen habe ich beim Stillen das Gefühl, sie zermalmt meine Brustwarzen. Das tut so heftig weh, ich konnte zuerst gar nicht orten, was genau das Problem ist. Ich dachte, sie beißt (sie hat schon 8 Zähne, beißt aber nie.) Aber als sie mal aus Versehen zugebissen hatte, waren da Abdrücke auf dem Warzenvorhof, nicht auf der Brustwarze selbst. Jetzt ist es aber so, dass die Brustwarze selbst total wund und blutig ist, fast schon so wie an den ersten paar Tagen im Krankenhaus. Und es liegt meiner Einschätzung nach daran, dass sie irgendwie viel kräftiger saugt als noch vor 3 Tagen. Wie kann das sein? Kann ich irgendwas tun? Werde ich mich auch daran gewöhnen und sind die Brustwarzen irgendwann wieder abgehärtet dagegen? Das tut so weh! Und ich bin doch eigentlich so begeistert vom Stillen. Jetzt denke ich stattdessen an ein baldiges Abstillen, was ich aber gar nicht wollte und was auch sehr schwierig sein dürfte, solange ich 10 mal am Tag stille. Meine andere Frage: Teilweise liest man, die nächtlichen Trinkabstände ließen sich dadurch verlängern, dass man auch tagsüber versucht, auf längere Trinkabstände zu kommen. Das leuchtet mir aber nicht ein, da sie dann doch tagsüber weniger Kalorien zu sich nehmen würde und dadurch doch nachts noch mehr Hunger hätte, oder nicht? Wie siehst Du das? Ich habe vor kurzem mit dem Einschlafstillen aufgehört, was kein Problem war und keine Tränen gab, weil ich sie stattdessen mit ihrem Lieblingslied in den Schlaf singe. All dies und der abendliche Milchbrei haben aber natürlich nichts an meinem 2stündlichen Stillen geändert, und gerade jetzt, wo es so weh tut, würde ich gerne noch längere Abstände haben. (Ich stille aber wenigstens immer nur auf einer Seite, so gibt es für jede Seite wenigstens ein bißchen Erholung.) Was meinst Du zu der Sache? Kann ich irgendwas tun? Es tut mir leid, dass das jetzt so lang geworden ist, aber es hat sich alles ein bißchen angestaut und ich bin leider gerade dabei, die Freude am Stillen zu verlieren, und das finde ich ganz schrecklich, zumal wir wohl kein zweites Kind haben werden. Liebe Grüße Sopheak


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Sopheak, die erste Ursache, an die frau denken muss, wenn die Brustwarzen nach so langer problemloser Stillzeit wund werden, ist eine Soorinfektion. Lass deshalb unbedingt die Brust und dein Kind vom Arzt anschauen, denn wenn es ein Soor ist, muss er vom Arzt behandelt werden (und zwar sowohl bei dir als auch bei deinem Kind). Eine andere Möglichkeit ist, dass dein Kind zahnt. Während der Zahnungsperioden kann sich der Speichel des Kindes so verändern, dass er die Haut der Brustwarze und des Warzenhofes reizt und es zu Wundsein kommt. Eventuell reibt auch ein neu durchgekommener Zahn an deiner Brust. Hier hilft abwarten, ständiges Wechseln der Stillposition und dünnes Eincremen der Brust mit hochgereinigtem Wollfett. Dein Kind bekommt Beikost. Auch das kann dazu führen, dass deine Brustwarzen wund werden. Achte darauf, dass es immer den Mund leer hat, ehe Du es anlegst. Nahrungsreste im Mund können wie Scheuersand wirken beim Stillen. Eventuell lässt Du deine Tochter erst einen Schluck Wasser trinken, ehe sie an der Brust trinkt. Es kommt gelegentlich auch vor, dass die Mutter auf etwas allergisch reagiert, was das Kind isst, wenn es unmittelbar nachdem es das jeweilige Nahrungsmittel gegessen (oder getrunken) hat, an der Brust trinkt. Hier ist dann manchmal Detektivarbeit angesagt. Nach längerer Stillzeit wird frau oft nachlässig, was das korrekte Anlegen und Saugen des Kindes angeht. In den meisten Fällen ist das dann auch nicht mehr dramatisch, aber in einigen Fällen kommt es doch dadurch zu wunden Brustwarzen. Achte also in der nächsten Zeit wirklich auf die Anlegeposition. Die letzte Möglichkeit für das Wundsein, die ich dir noch aufzählen möchte, ist eine erneute Schwangerschaft. In einer erneuten Schwangerschaft kann es zu sehr empfindlichen und auch wunden Brustwarzen kommen, die sich leider durch keine der üblichen Maßnahmen zur Linderung und Heilung von wunden Brustwarzen beeinflussen lassen. Falls es möglich ist, dass Du schwanger bist, zieh auch das als Ursache in Betracht. Ich werde dir jetzt noch einige Tipps geben, wie Du die Heilung von wunden Brustwarzen beschleunigen kannst, vielleicht ist ja etwas dabei, was dir hilft: o vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen, bevor Du das Baby an die Brust anlegst. o an der weniger wunden Seite (so es eine gibt) zuerst anlegen o nach dem Stillen etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet). o ausreichend hochgereinigtes Lanolin (unter den Handelsnamen Lansinoh, Purelan oder Lanosin erhältlich) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten (aber nicht zu viel Lanolin verwenden, sonst wird die Brustwarze glitschig und das Baby kann beim Stillen abrutschen). Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind. o trage zwischen den Stillmahlzeiten Brustwarzenschoner mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation in deinem Büstenhalter, um die Brustwarzen zu schützen. Du kannst auch mehrere Einmalstilleinlagen aufeinanderschichten und in der Mitte ein Loch reinschneiden, das als Aussparung für die Brustwarze dient. Nun zum Schlafen. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder zehn Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte und ein Hinauszögern der Mahlzeiten auch nicht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Ich hoffe, dass Du bald wieder eine schmerzfreie Stillzeit genießen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, Meine 6 Wochen alte Tochter wird aktuell vollgestillt. Die letzten Tage habe ich mehrmals abgebucht, da ich für 3stunden aus dem Haus war und der Papa ihr so die Milch mit der Flasche geben konnte. Ihre Stillabstände haben sich generell verlängert (3st tagsüber und nachts alle 2-4 Stunden). Sie wächst gut und hat volle Windeln (viele ...

Hallo, mein Kind wird voll gestillt. Sie ist 9 Wochen alt und ich stille mit Stillhütchen aufgrund Flachwarzen. Wir haben bereits ohne Hütchen probiert, ohne Erfolg. Nun haben wir immer Stillabstände von 2-5 Stunden gehabt. Auch nachts. Seit gestern Nacht läuft alles anders. Sie hat am Abend 18 Uhr auf beiden Seiten getrunken, wurde dann 21:45 U ...

Guten Tag Unsere Tochter ist jetzt 2 Wochen alt. Zu Beginn haben wir sie all 3Stunden zum Stillen geweckt, mittlerweile stillen wir einfach nach Bedarf. Sie schläft jedoch sehr viel. Tagsüber schläft sie gut mal 4Stunden am Stück, Nachts so 5-6Stunden. Wenn sie dann wach wird, trinkt sie meistens nur eine Seite. Sie nimmt bis jetzt gut zu, zwar ...

Guten Tag, mein Sohn ist jetzt 4,5 Monate alt seit ca 1 Woche ist mir aufgefallen das die stillabstände mittlerweile länger sind er kommt mittlerweile nur alle 3-4 Stunden gestern einmal sogar nach 5 Stunden. Wenn ich ihn davor anlegen möchte will er nicht. Ist das normal ? Mittlerweile hat er auch nicht mehr so oft Stuhlgang ist das auch norma ...

Hallo, unser kleiner Mann ist vor 6 Wochen zur Welt gekommen und anfangs wollte er alle zwei Stunden gestillt werden. Mittlerweile sind wir immer noch bei 1,5 bis 2,5 h ganz selten mal 3 h auch nachts nur max. 2 h und langsam zehrt es sehr. Kann es daran liegen, dass ich ihm pro Mahlzeit von Anfang an nur eine Brust gebe? Er schläft meist nach e ...

Liebe Biggi, unsere Tochter ist fast 6 Wochen alt. Sie befindet sich vermutlich gerade im ersten Schub. Mein Problem ist folgendes: Seit 2d kommt sie nachts alle 20-30min und möchte gestillt werden. Sie trinkt nur max. 5min, auch tagsüber, da sind die Abstände aber größer (ca. alle 2h). Generell trinkt sie sehr hastig und schluckt dadurch vi ...

Hallo Biggi, Ich hoffe meine Frage ist bei deiner Kategorie richtig. Und zwar habe ich eine Tochter, die fast 4 Monate alt ist. Sie und ich haben seit Anfang an eine sehr gute Stillbeziehung und auch nie Probleme dabei gehabt.  Jetzt habe ich angefangen abzupumpen, um manchmal alleine rauszugehen und mein Mann will sie mit der Flasche fütter ...

Liebe Biggi, mein Sohn ist ein Jahr alt, ich liebe Stillen nach wie vor und für ihn ist es auch einfach sein ein und alles. Nur ist es seit Langem schon so extrem, dass er auch während des Spielens, während des Essens, während des Wickelns etc einfach immer kurz an die Brust will. Ich weiß schon , er sucht da Sicherheit und Nähe, aber es is ...

Liebe Biggi, nach einem holprigen Start stille ich seit dem zweiten Monat meine Tochter (1. Kind, aktuell 4 Monate) voll. Nach Korrektur ihres zu kurzen Zungenbandes trinkt sie deutlich effektiver, sodass sich die Dauer der Mahlzeiten auf ca. 10 Minuten verkürzt hat. Unsere Abstände zwischen den Mahlzeiten liegen relativ unverändert bei ca. 1,5 ...

Hallo Biggi, nachdem wir in den letzten Wochen gute Fortschritte gemacht haben, kämpfen wir seit einigen Tagen wieder mit Stillproblemen. Das Stillhütchen haben wir mittlerweile abgewöhnt. Leider saugt mein Baby seit einigen Tagen insbesondere an der linken Brust nicht richtig. Manchmal erfasst sie die Brustwarze erst gar nicht. Dann saugt s ...