Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Reichen die Nährstoffe in der MuMi auch nach 7,5 Monaten noch?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Reichen die Nährstoffe in der MuMi auch nach 7,5 Monaten noch?

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Hallo, meine Tochter ist jetzt 7,5 Monate alt. Die ersten 6 Monate habe ich sie ausschließlich gestillt und dann klassisch mit Möhrchen angefangen. Ich koche selber und verwende ausschließlich Bio-Zutaten. Zum Mittagsbrei gibts einen EL Öl pro Portion. Ist ein Öl für die Babynahrung mit einem bestimmten Verhältnis der Omega3dingsdas. Heute gabs zum ersten Mal eine Portion Rindfleisch in den Brei (Bio-Rind selbst gekocht) und hinterher gabs ein bisschen Apfelmus zwecks Vitamin C fürs Eisen. Seit 2 Wochen gibts nachmittags einen Getreide-Obstbrei. Ich nehme Reisflocken von Milupa mit Wasser angerührt und 2 EL Birnenmus bzw. jetzt Apfelmus. Ansonsten gibts Muttermilch. Früh 2x, 1x nachmittags und 1x abends. Sie trinkt zu den Mahlzeiten brav Wasser oder auch mal Fencheltee. Jetzt bei der Hitze auch zwischendurch. Ich bin momentan verwirrt und verunsichert. Man will ja alles richtig machen. Meine Hebamme hat mir abgeraten im ersten Lebensjahr Milch oder Salz zu verwenden. Und wo auch immer man sich informiert bekommt man widersprüchliche Infos. Auch hier. Man soll Milch-Getreide-Brei fütterm wegen Calcium etc.. Dann steht wieder irgendwo Milch sei gefährlich wegen Eiweiß und Allergie. Habe auch nicht genug Nährstoffe, stehe womöglich in Zusammenhang mit späteren Gewichtsproblemen und weiß der Geier was noch. Auch beim Salz bin ich mir nicht sicher. Ich will ihr Essen noch nicht würzen. Fehlt ihr dadurch Jod oder bekommt sie das durch eines der anderen Lebensmittel bzw. die Muttermilch? Wieviele der Nährstoffe, die sie braucht, werden noch durch die Muttermilch abgedeckt??? Ist diese tatsächlich weniger nahrhaft als in den ersten Monaten... Allergierisiko gibt es übrigens keins im familiären Bereich. Falls Sie hier immernoch lesen, vielen Dank fürs Durchhalten. :) Und vielen Dank im Voraus schonmal für eine Antwort. Liebe Grüße von Marlen+Emma


Biggi Welter

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Liebe Marlen+Emma, man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Generell wird empfohlen, dass mit Kuhmilch und Kuhmilchprodukten gewartet wird, bis das Kind ein Jahr alt ist, es gibt aber auch Meinungen, die sagen, dass es ab zehn Monaten schon kein Problem sei, Milchprodukte einzuführen. Ab dem ersten Geburtstag kann der Milchbrei mit Vollmilch zubereitet werden, die dann auch nicht mehr verdünnt werden muss. Es gibt keine absoluten Zahlen, wieviel Beikost und wie viel Muttermilch ein Baby in einem bestimmten Alter erhalten muss, die Richtschnur sollte immer das Gedeihen des Kindes sein. Bei der LLL Europakonferenz in Nottingham hat ein spanischer Kinderarzt einen sehr interessanten Vortrag zum Thema "Essen" gehalten. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ohnehin sind die Empfehlungen dazu, wie viel ein Baby benötigt meist zu hoch. Die Empfehlungen beruhen beispielsweise darauf, dass untersucht wird, welche Mengen gesunde, reif geborene Babys im Durchschnitt essen. Daraus werden Richtwerte berechnet, die sich immer an den Höchstmengen orientieren und zusätzlich noch Sicherheitszuschläge enthalten. Babys benötigen auch weniger Eisen, als meist angegeben wird. Dabei lässt sich beobachten, dass die meisten Kinder instinktiv das essen, was bei einem Mehrbedarf an Eisen sinnvoll ist. Ein gesundes, voll ausgetragenes Kind weiß in der Regel selbst sehr gut, was und wie viel es braucht. Mit den Gewürzen sollten Sie noch vorsichtig sein. Gewürze sind stark allergen und sollten im ersten Lebensjahr gemieden werden, Babys brauchen auch noch keine gesalzenen oder gewürzten Speisen. Nach sechs oder auch zwölf Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab diesem Zeitpunkt keineswegs plötzlich "schlechter" oder "weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So teigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. In der Abstillphase kommt in Bezug auf den Salzgehalt zu Veränderungen. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Die Ernährungsempfehlungen der WHO sind (in englisch) nachzulesen unter www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm . Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. "Fremdmilch" ist nicht zwingend notwendig. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch "Babyernährung gesund & richtig - B(r)eikost und Fingerfood" von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. Sie bekommen es im Buchhandel, bei einer LLL Beraterin oder auch hier im Still Shop. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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