Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

"Normales" Langzeitstillen?

Frage: "Normales" Langzeitstillen?

Fräulein Christine

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Liebe Biggi, Mein Kleiner Mann ist jetzt 18 Monate und wird noch gestillt. Er ist fröhlich, gut entwickelt und freut sich immer richtig, wenn Mama die Brust "auspackt" ("JAAA!!!!" ruft er dann) Ich genieße es auch. Er isst auch grundsätzlich gerne am Familientisch. Also eigentlich alles prima. Trotzdem beschleicht mich manchmal das Gefühl, ob das alles so normal ist. Er stillt wirklich oft, 6 oder 7 mal am Tag, manchmal mehr. Ist das noch ok? Hänge ich vielleicht auch zu sehr daran? "Normal" - gibt es das beim Stillen von größeren Kindern überhaupt? Lieben Dank und ganz viele Grüße. Christine


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Christine! Mit der Brust kannst du dein Kind nicht zustöpseln. Kein Kind lässt sich an die Brust zwingen und wenn dein Kind nicht gestillt werden will, sondern ein anderes Bedürfnis hat, dann wird es dies unmissverständlich kund tun. Stillen ist eine aktive Sache von beiden Partnern und ohne dass das Kind mitmacht, geht es nicht. 


Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen. Dennoch bedeutet es keineswegs, dass eine stillende Frau nur mit der Brust Zuwendung gibt. 

Seit Anbeginn der Menschheit werden Kinder an der Brust der Mutter getröstet und Essstörungen sowie die ganzen (angeblichen) Schlafstörungen bei Kindern sind ein recht neue Erscheinung, die es in unserer modernen Welt gibt, in der die überwiegende Mehrheit der Menschen nicht oder nur kurz gestillt wurden.

Es wird immer wieder behauptet, dass Stillen nach Bedarf und auch Langzeitstillen zu Abhängigkeiten führe oder gar irgendwelchen Verhaltensstörungen oder der Sucht Vorschub leiste. Es ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Durch die Befriedigung der Bedürfnisse muss das Kind keinen Ersatz suchen und somit verringert sich die Suchtgefahr. Sucht bedeutet ja, dass ein Ersatz gesucht und verwendet wird, weil ein Bedürfnis nicht gestillt wurde. 

Das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. 

Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. 

Keine Angst, dein Baby wird weder ein „Muttersöhnchen“ noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen. 

Es gibt keinen Grund, dass du etwas daran ändern musst, dass du dein Kind nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran.

Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Dein Sohn verhält sich gar nicht so "brustversessen" wir du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. 

Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. 

Das Stillen bietet in dem Alter der ersten Ablösung wichtige emotionale Hilfe Dein Kind kann immer wieder den "Heimathafen" ansteuern, wenn etwas beängstigend ist. Lass dich nicht verunsichern, du machst nichts falsch! Ganz liebe Grüße von Biggi


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