Liebe Frau Welter,
erst mal vielen Dank für Ihre Auskunft zu meiner gestrigen Frage bzgl. Allergie.
Ich war heute (nachdem ich letzte Nacht nur wenige Stunden schlafen konnte, da der Juckreiz so stark war) noch mal bei einem anderen Hautarzt.
Seine Diagnose: Urtikaria (allergisch oder vielleicht durch einen Infekt). Um die Ursachen näher einzugrenzen wurde Blut abgenommen usw. Am Freitag kann ich noch mal anrufen.
Im Moment hat er mir jetzt Cortison-Tabletten verschrieben: Urbason 16 mg. sowie eine Lotion Alfason Crelo. Er sagte, eine kfr. Anwendung sei nicht schädlich für mein Kind (über die Muttermilch).
Sicherheitshalber habe ich dann noch unsere Kinderärztin angerufen. Sie hat mir spontan von den Tabletten abgeraten (da Cortison in die Muttermilch übergeht), hat diese speziellen Tabletten aber nicht in ihrem Buch gefunden.
Könnten Sie nochmal in dem Buch nachschlagen, das Sie gestern schon zitiert haben? Haben Sie Erfahrung mit Cortison-Einnahme während der Stillzeit?
Es wäre ganz nett, wenn Sie mir nochmals helfen könnten. Vielen, vielen Dank.
Ulrike
Mitglied inaktiv - 20.02.2002, 14:51
Antwort auf:
Noch mal wegen Allergie
?
Liebe Ulrike,
schade, dass sich Ihre Kinderärztin nicht einfach an die Embryonaltoxikologie gewandt hat, auch sollte in jeder Praxis, die mit stillenden Frauen oder gestillten Kindern ein Fachbuch wie „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001 vorhanden sein. Dann könnten viele Sorgen vermieden werden.
Die Verwendung von Kortison ist in der Stillzeit nicht generell kontraindiziert.
Ich zitiere Ihnen aus oben genanntem Buch;
„Nebennierenhormone
Erfahrungen. Praktische Bedeutung für die Stillzeit haben vor allem die Kortikosteroide. Therapeutisch verwendet werden die nichtfluorierten Kortikoide Prednison (z.B. Decortin), Prednisolon (z.B. Solu-Decortin), Methylprednisolon (z.B. URBASON) sowie Deflazacort (Calcort), Hydrocortison (z.B. Hydrocortison Hoechst) ... und die fluorierten Substanzen Betamethason (z.B. Celestamine), Dexamethason (z.B. Fortecortin) ,,,
Die Milch-Plasma-Quotienten von Prednison und Prednisolon bewegen sich zwischen 0,05 und 0,25.
Eine Stunde nach parenteraler Verabreichung einer Einzeldosis von 110 mg Prednisolon wurden 760 µg/l Milch gemessen. Vier Stunden später waren es 260 µg/l und etwa neun Stunden nach Applikation noch 60 µg/l. Nach intravenöser Injektion von 1 g Prednisolon wurden der 9fach höheren Dosis entsprechend 9fach höhere Werte in der Milch gemessen, 24 Stunden nach der Applikation war die Substanz nicht mehr nachweisbar (eigene Beobachtungen, 1996).
Andere Autoren haben unter niedrigeren Tagesdosen (10 -80 mg) proportional entsprechende oder sogar darunter liegende Transfermengen für den Säugling ermittelt (Übersicht bei Bennett, 1988; Greenberger et al., 1993). Zusammenfassend ist mit einem Anteil von durchschnittlich 1 bis 2 % der mütterlichen gewichstbezogenen Dosis für den Säugling zu rechnen. Im Fall der oben beschriebenen 1 g-Dosis hat der Säugling mit er ersten Mahlzeit eine stunde nach Injektion 0,2 mg/kg seines Körpergewichtes erhalten, seine Tagesdosis ist mit etwa 0,32 mg/kg anzusetzen. Für den Säugling ist kein Risiko durch eine üblicherweise kurzdauernde Hochdosisbehandlung zu erwarten, selbst dann nicht, wenn gleich nach der Injektion gestillt würde.
Auch unter länger dauernder Behandlung mit 80 mg/tag wird mit der Muttermilch nur eine geringe Prednisolonmenge übertragen, die nicht einmal 10 % der kindlichen Kortisolproduktion entspricht.
Empfehlung für die Praxis. Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon sind Kortikoide der Wahl für eine systemische Behandlung in der Stillzeit. Auch hohe Dosen bis 1 g, einmalig oder wenige Tage nacheinander verabreicht, z.B. beim Asthmaanfall oder multipler Sklerose, erfordern keine Einschränkung des Stillens. Bei wiederholter Gabe hoher Dosen ist lediglich der Stillrhythmus so einzurichten, dass möglichst drei bis vier Stunden nach der Applikation eingehalten werden. Wirkungsgleiche Mengen der anderen Kortikoide sind wahrscheinlich auch verträglich.
Die regelmäßige inhalative Anwendung eines Kortikoids bei Asthma ist unbedenklich"
Die von Ihnen genannte Lotion enthält Hydrocortison. Für die lokale Anwendung von Kortisonpräparaten gilt in der Stillzeit ebenfalls, das sie prinzipiell akzeptabel ist, solange es sich um die Behandlung begrenzter Hautareale und Therapiezeiträume handelt.
Ich hoffe, diese Informationen konnten Sie beruhigen und wünsche Ihnen eine möglichst rasche Besserung.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 20.02.2002