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Neurodermitis und Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Neurodermitis und Stillen

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Hallo Biggi, da mein Sohn, jetzt genau 4 Monate alt ist, einen ganz schlimmen Hautausschlag hat, hatte ich gestern einen Termin beim Kinderarzt. Diagnose: Neurodermitis! Da ich Collin voll stille, bekommt er diesen extremen Hautausschlag durch meine MuMi. Ich ernähre mich wirklich bewusst und auch sehr gesund. Trotzdem sieht Collin ganz schlimm aus was seine Haut betrifft und er kratzt sich auch ganz fürchterlich, vor allem im Gesicht. Kann es sein, das er jetzt mit 4 Monaten die MuMi irgendwie nicht mehr verträgt? Was kann ich noch an meiner Ernährung tun, damit ich ihm nicht noch mehr "quäle" (er kratzt sich wirklich blutig) wenn ich ihn stille? Ich hatte eigentlich vor Collin mindestens 6 Monate voll zu stillen und ihm auch nach Beikosteinführung immernoch zu ermöglich an der Brust zu trinken. Bei meiner Tochter hat das 19 Monate lang wunderbar geklappt. Meinem Sohn scheine ich damit jetzt zu schaden ... Was sollte ich denn bei der Beikosteinführung später beachten? Darf Collin alles essen? Ich bin für jeden Tipp dankbar! Liebe Grüße Tamara


Biggi Welter

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Liebe Tamara, generell gilt, dass gerade bei Babys, deren Eltern unter Neurodermitis leiden das Stillen sehr wichtig ist und möglichst sechs Monate lange ausschließlich gestillt werden sollte. Manche Kinder entwickeln jedoch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Neurodermitis in mehr oder minder schwerer Ausprägung. Es gibt Kinder, bei denen sich die Symptome bessern, wenn die Mutter auf Kuhmilch verzichtet oder ihren Konsum an Kuhmilch und Kuhmilchprodukten einschränkt. Andere Kinder reagieren auf andere Nahrungsmittel und es kann helfen, wenn die Mutter auf diese anderen Nahrungsmittel verzichtet. Allerdings lässt sich nicht vorhersagen, bei welchen Kind eine Diät der Mutter helfen wird und bei welchen nicht, das muss ausprobiert werden. Ehe sich eine Frau auf eigene Faust in eine Eliminationsdiät stürzt, sollte sie sich in jedem Fall von einer Ernährungsberaterin, die auf diesem Gebiet Erfahrung hat, beraten lassen. In extrem seltenen Fällen, wenn das Kind nicht nur an Neurodermitis leidet, sondern auch nicht mehr wächst und zunimmt, also nicht mehr gedeiht und eine Diät der Mutter nichts verbessert, dann kann es vorkommen, dass das Kind abgestillt werden muss und dann eine ganz hoch hydrolisierte Spezialnahrung bekommen muss. Normale HA Nahrung macht keinen Sinn, wenn bereits eine Kuhmilchunverträglichkeit aufgetreten ist, sie ist nicht weit genug hydrolisiert. Weiterstillen und ausprobieren, ob sich etwas bessert, wenn auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet wird, ist ein Weg, der versucht werden kann. Ich hänge dir noch einen Artikel an, der sich mit dem Thema beschäftigt. Wenn bei einem Baby eine Veranlagung zu einer Allergie besteht, sollte die Einführung von Beikost sehr behutsam erfolgen. Auf alle Fälle sollten die Nahrungsmittel gemieden werden, die die Eltern nicht vertragen. Allgemein sollte man mit den folgenden Nahrungsmitteln vorsichtig sein: Kuhmilch: mit der Einführung von Kuhmilch sollte bis nach dem ersten Geburtstag ihres Babys gewartet werden. Kuhmilch ist ein weit verbreitetes Nahrungsallergen. Ein Baby, das gut an der Brust trinkt, braucht im ersten Lebensjahr keine Kuhmilch oder andere Molkereiprodukte. Sobald das Baby begonnen, hat Kuhmilch zu trinken, sollte Vollmilch (keine Magermilch oder 1,5 % Fettgehalt) angeboten werden bis das Kind zwei Jahre alt ist. Kleine Kinder brauchen für ein optimales Wachstum natürliche Fette. Eier. Eier, besonders das Eiweiß, sind ein weiteres häufiges Nahrungsallergen. Viele Ärzte empfehlen, mit der Einführung von Eiern bis nach dem ersten Geburtstag zu warten. Man sollte mit einer kleinen Menge gekochtem Eigelb, keinem Eiweiß, anfangen. Hühnereiweiß ist höchst allergen. Wie bei Gemüse, ist es auch bei Ei nicht ungewöhnlich, Eistückchen in unveränderter Form in der Windel des Babys zu finden. Zitrusfrüchte, Beeren, die Samen enthalten und Trockenfrüchte. Zitrusfrüchte sind ein weiteres stark allergenes Nahrungsmittel und sollten daher erst nach dem ersten Lebensjahr gegeben werden. Beeren können allergene Wirkung haben. Trockenfrüchte wie Rosinen, Datteln und Feigen sind sehr nahrhaft, aber sehr süß und neigen dazu, sich zwischen den Zähnen festzusetzen, wodurch Karies entstehen kann. Sie sollten auch, nachdem das Baby ein Jahr alt ist, nur sehr begrenzt angeboten werden. Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil gesättigter Fette, wie z.B. frittierte Speisen. Gesättigte Fette werden nicht in großen Mengen benötigt und sollten nur in Maßen genossen werden. Speisen, die zusätzlichen Zucker oder Süßstoff enthalten oder stark gesalzen sind. Zucker enthält keine Vitamine, Mineralien oder andere Nährstoffe, daher wird er manchmal auch als "leere Kalorien" bezeichnet. Zucker verdirbt den Appetit und trägt zu schlechten Eßgewohnheiten bei, da süße Speisen den Hunger dämpfen und gesunde Nahrung verdrängen - dabei spielt es keine Rolle, welche Süßmittel verwendet werden. Man sollte die Etiketten sorgfältig lesen, wenn man bei der Auswahl der Nahrungsmittel eine informierte Entscheidung treffen will. Zucker wird oft hinter seinen anderen Bezeichnungen wie Dextrose, Rohrzucker, Maissirup, Fruktose usw. versteckt. Melasse und Honig sind fast reiner Zucker und haben die selben Nachteile. Auch gezuckerte Frühstücksflocken, Bonbons, gesüßte Nachspeisen wie Pudding, aromatisierte Gelatinespeisen, Kuchen und Plätzchen, Dosenfrüchte in Sirup und Zahnungskekse sollten vermieden werden. Ebenso Limonaden, ob mit oder ohne Kohlensäure. Sie sind stark gezuckert, können Koffein enthalten und haben keinen Nährwert. Diätgetränke (Getränke mit Süßstoff) sind ebenfall nicht zu empfehlen. Die natürlich in Muttermilch oder in Nahrungsmitteln wie rohem Obst und Gemüse vorkommenden Zucker entsprechen in ihrer Art und Zusammensetzung dem, was Babys (und Erwachsene) brauchen und verwerten können. Diese Nahrungsmittel liefern auch die notwendigen Nährstoffe. Stark gesalzene Speisen. Stark gesalzene Speisen, zum Beispiel Dosensuppen, Cracker, Chips und Brezeln können das Verlangen nach salziger Nahrung fördern. Honig. Babys unter einem Jahr dürfen keinen Honig bekommen, weil ihr Verdauungssystem und ihr Immunsystem, die darin möglicherweise enthaltenen Botulismuskeime nicht verträgt. Am günstigsten ist es mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten und diese dann langsam zu steigern. Zunächst sollte nur eine neue Nahrung, ein oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Nun zum Zeitpunkt. Es hat sich bewährt die ersten Essversuche auf einen Zeitpunkt zu legen, wenn das Baby gut gelaunt und nicht zu hungrig ist. Eventuell sollte man es vorher stillen und dann die feste Nahrung anbieten. Abendliche Breimahlzeiten helfen entgegen der landläufigen Meinung nicht beim Durchschlafen. Im Gegenteil manche Kinder schlafen dann erst recht schlechter. LLLiebe Grüße Biggi Bei Neurodermitis abstillen? Von Denise Both, IBCLC In letzter Zeit kommt es immer wieder zur Verunsicherung stillender Mütter durch die Information, dass beim Auftreten einer Neurodermitis beim gestillten Kind abgestillt werde sollte. Was ist von dieser Aussage zu halten? Seit im Januar 1999 unter dem Titel "Breast feeding of allergic infants." eine Arbeit von E. Isolauri, A. Tahvanainen, T. Peltola und T. Arvola vom Department of Pediatrics der University of Turku, Finland (Journal of Pediatrcis 1999; 134:27 32) veröffentlicht worden ist, kommt immer wieder die Behauptung auf, dass beim Auftreten von Neurodermitis beim gestillten Säugling abgestillt werden müsse, da die Muttermilch in diesem Fall mehr schade als nütze. Verständlicherweise sind die Mütter nun verunsichert, steht doch diese Aussage im absoluten Gegensatz zu der bisherigen Empfehlung, gerade bei allergiegefährdeten Kindern mindestens sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Es stimmt, dass es Nahrungsmittelallergene gibt, die in die Muttermilch übertreten und Symptome beim Kind verursachen können. Ganz oben auf der "Hitliste" dieser Allergene steht die Kuhmilch, aber auch Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse und Eier können über die Muttermilch zu Reaktionen beim Kind führen. Deshalb wird in vielen Fällen Müttern von Kindern mit atopischem Ekzem (Neurodermitis) geraten zunächst einmal eine Eliminationsdiät durchzuführen, bei der sie auf die im Verdacht stehenden Nahrungsmittel verzichten und so die Allergenzufuhr über die Muttermilch verringern. In vielen Fällen lässt sich auf diese Weise eine Besserung oder sogar eine Symptomfreiheit erreichen. Allerdings ist das Einhalten einer strengen Diät nicht für alle Mütter möglich. Durch die Einschränkung des eigenen Speiseplanes ist es nicht selten schwierig, weiterhin eine ausgewogene und vollwertige Ernährung der Mutter zu gewährleisten und manchmal ist die Lebensqualität der Mutter durch die Diät so sehr beeinflusst, dass sie diese Einschränkung nicht weiter hinnehmen kann. Auch in der Studie von Isolauri et al. wurde zunächst durch eine Diät der Mutter versucht, Einfluss auf die Symptome beim gestillten Kind zu nehmen. Bei einer kleinen Gruppe der untersuchten Kinder konnte jedoch auch durch die allergenarme Ernährung der Mutter keine Besserung erreicht werden. Zusätzlich wurde bei diesen wenigen Kindern eine Einschränkung des Wachstums beobachtet. Die betroffenen Kinder profitierten in der Tat vom Abstillen. Die Schlussfolgerung der Studie war daher auch NICHT die Empfehlung, generell vom Stillen als Allergieprophylaxe oder beim Auftreten von Neurodermitis abzuraten. Im Gegenteil, das Stillen wird weiterhin als wichtigste Massnahme zur Vorbeugung gegen Allergien betrachtet. Erst wenn auch das Wachstum und die Entwicklung des Kindes betroffen sind, sollte das Abstillen in Betracht gezogen werden. Zitat: "Schlussfolgerung: Stillen sollte als erste Vorbeugung gegen Allergien gefördert werden, aber gestillte Säuglinge mit Allergien sollten durch eine Vermeidung von Allergenen behandelt und in manchen Fällen sollte abgestillt werden. Dies bezieht sich speziell auf Säuglinge mit atopischem Ekzem, bei denen zudem das Wachstum eingeschränkt ist." ("CONCLUSIONS: Breast feeding should be promoted for primary prevention of allergy, but breast fed infants with allergy should be treated by allergen avoidance, and in some cases breast feeding should also be stopped. This particularly applies to infants with atopic eczema who also have impaired growth.") Von seltenen Ausnahmefällen abgesehen gilt nach wie vor (auch in dieser Studie) "Breast is best". Ein Abstract der Studie ist unter www.ncbi.nlm.nih.gov/htbin post/Entrez/query?uid=9880445&form=6&db=m&Dopt=b im Internet zu finden.


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