Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

nächtliches Stillen

Biggi Welter

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Frage: nächtliches Stillen

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Hallo Mein Sohn (4Monate) hat in der Nacht viermal Hunger (oder ich denke es zumindest). Ist das nicht ein bischen viel? Manchmal trinkt er gar nicht richtig. Da saugt er kurz, geht mit dem Kopf weg dann saugt er wieder und das geht ständig so weiter bis ich ihn hoch nehme. Er wird voll gestillt, wollte jetzt aber mal abends mit einem Brei anfangen. Das hat mir mein KiA gesagt. Nur was mach ich, wenn er nachts aufwacht und ich denke das er Hunger hat, er aber keinen hat? Ich denke, daß er sich mittlerweile sehr an diese nächtlichen Mahlzeiten gewöhnt hat weil es nach und nach kam. Mit zehn Wochen ging das los. Da ist er schon gegen zwei Uhr wach geworden (sonst immer nur einmal und das nicht vor vier Uhr). Dann ein paar Tage wieder normal und dann plötzlich wieder. Die Abstände bis er wieder ein zweites Mal nachts wach geworden ist wurden dann immer kürzer bis es dann schließlich jeden Tag war. So war es auch beim dritten und vierten Mal. Jetzt hab ich natürlich auch Angst, das da vielleicht noch ein fünftes Mal dazu kommt. Wie kann ich ihm das nur wieder abgewöhnen? Ich glaube kaum das er nachts so viele Mahlzeiten braucht. Viele Grüße Bianca


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? Liebe Bianca was sollte man unter einer „normalen" Nacht bei einem Baby verstehen und wer definiert, was „normal" ist? Wenn Sie sich einmal umhören bei aufrichtigen Eltern, dann werden Sie sehr schnell feststellen, dass es normal ist, dass Babys und Kleinkinder nachts aufwachen und nicht nur einmal. Dass es dabei nicht immer körperlicher Hunger ist, der zu dem Aufwachen führt, ist unbestritten, doch für ein Stillkind ist es zweitrangig, ob es nun der körperliche Hunger oder der Hunger nach Nähe, Geborgenheit und Sicherheit ist, denn durch das Stillen werden alle diese Aspekte abgedeckt. Ein Kind schläft - ob gestillt oder nicht - so wie es seine Reife, seine Entwicklungs- und Gesundheitszustand und noch ein paar andere Faktoren zulassen. Und so gibt es gestillte Kinder, die zehn Stunden am Stück schlafen und nicht gestillte Kinder, die alle zwei Stunden aufwachen. Es ist jedoch geradezu klassisch, dass ein Baby in diesem Alter anfängt nachts (wieder) häufiger aufzuwachen und auch wieder häufiger nach der Brust zu verlangen. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Milch nicht mehr ausreicht, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass ein Baby am Abend nur ausreichend „abgefüllt" werden müsse, um ruhigere Nächte zu erreichen. Wer auch immer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, dass Beikost oder künstliche Säuglingsnahrung besonders lange „vorhalten" und Kinder dann länger schlafen, der hat vielleicht ein Ausnahmekind gehabt oder eventuell sogar gar keines. Ich will nicht behaupten, dass es nicht manchmal tatsächlich so ist, dass ein Baby länger schläft, wenn es am Abend einen Brei oder eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung bekommt, aber es ist keinesfalls die Regel (und vielleicht sogar einfach nur Zufall) und nicht wenige Kinder schlafen nach einer „Reichhaltigen Abendmahlzeit" sogar noch schlechter. Die Fähigkeit länger zu schlafen, hängt nicht von der Art der Nahrung und auch nicht von der Menge der Nahrung ab. Das wurde inzwischen in Studien hinlänglich festgestellt und haben auch schon viele Eltern erkennen und erleben müssen. Es ist ein Reifungsprozess beim Kind, der von Kind zu Kind unterschiedlich schnell verläuft. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Auch tagsüber sollten Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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