Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

nächtliches Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: nächtliches Stillen

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, mein Sohn 8 Monate kommt nachts teilweise alle zwei Stunden. Hatte mich schon an Dich gewandt. Im Forum hatte ich auch schon gelesen, dass mehrere Mütter das "Problem" haben. Jetzt meine Frage: besteht dieses "Problem" nur bei Stillkindern? Freundinnen, die mit der Flasche gefüttert hatten, kannten dieses "Problem" nicht. Würde es etwas helfen, wenn ich meinen Sohn, er schläft neben mir in seinem Bett, zu uns ins Ehebette nehmen würde? Danke im voraus LG


Biggi Welter

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Liebe Dana, leider ist es nicht nur so, dass (Schwieger)Mütter mit dem Argument kommen „Fütter zu, dann schläft das Kind". Auch jüngere Mütter erzählen so etwas und das sogar, wenn es nicht stimmt! Leider wird gerade beim Thema Schlaf sehr oft die Wahrheit „geschönt". Ich habe schon mehr als einmal die folgende Situation während der Vorstellungsrunde in der Stillgruppe erlebt: „Ich bin die Maria und das ist mein Sohn Simon. Simon ist jetzt fast sechs Monate alt und schläft durch, seit er mit vier Monaten Beikost bekommt". Die nächste Frau stellt sich und ihr Baby vor, die übernächste und noch eine. Während sich die letzte Frau der Runde vorstellt, beugt sich Maria zu ihrer Sitznachbarin herüber und sagt ganz leise „Ich bin so erledigt, letzte Nacht hat Simon mich sechs Mal aus dem Bett geholt und so geht das jetzt schon seit Wochen" Ihrer direkten Nachbarin konnte Maria leise sagen, wie es tatsächlich aussieht, doch in die Runde hinein, konnte sie es einfach nicht. Warum? Wenn heute eine Familie ein Baby bekommt, wird fast immer nach einigen Wochen gefragt „Und schläft es schon durch?" Doch kaum jemand fragt „Lacht dein Kind dich schon an?" oder „Wart ihr schon gemeinsam mit dem Baby auf einen gemütlichen Abend beim Italiener um die Ecke?". Oberstes Ziel ist es offensichtlich, dass ein Baby so schnell wie möglich durchschläft, alle anderen Dinge scheinen hinter diesem Ziel zurückzustehen und es wird als Leistung der Mutter/Eltern angesehen, wenn ihr Baby möglichst früh durchschläft. Schläft das Baby nicht „durch", dann so die Ansicht vieler Menschen haben die Eltern sicher etwas falsch gemacht (schließlich gibt es ja genug Bücher, in denen drin steht wie das geht). Da niemand zugeben will, dass er „versagt" hat, wird also irgendwann einfach erzählt, dass das Kind schläft und die Bemerkungen zum Thema Schlaf von anderen erledigen sich. Das ist die eine Möglichkeit. Die andere sieht so aus, dass tatsächlich einmal ein Baby nach der Gabe von Brei oder auch einer Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung länger schläft. Ob das nun tatsächlich auf die Nahrung zurückzuführen ist oder einfach Zufall war, dass das Kind just ab diesem Tag eine Phase mit längerem Schlaf begonnen hat, lässt sich nicht sagen, doch für die Mutter steht fest: Das Füttern hat geholfen. Diese Mutter wird selbstverständlich den Tipp weitergeben. Wacht ihr Kind nach zwei Wochen oder zwei Monaten dann nachts wieder regelmäßig auf (trotz Beikost), dann wird sie viele Erklärungen finden (die zwei Wochen oder zwei Monate vorher genau so zutreffend gewesen wären). Von Durchschlafen spricht man, sobald ein Baby fünf Stunden oder länger in einem Stück schläft. Um welche Tageszeit das ist, spielt keine Rolle für den Begriff „durchschlafen“. Die Fähigkeit längere Zeit am Stück zu schlafen ist unabhängig von der Ernährung. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen (die dem Kind das nächtliche Stillen „abgewöhnen"), die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden und selbst die Verfechter sprechen sich gegen eine Anwendung in diesem Alter aus, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Spannen Sie auch Ihren Partner (wenn Sie einen haben) ein. Väter können sehr wohl auch einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, vielen Dank für die Antwort. Das Buch von William Sears habe ich schon bestellt und warte darauf. Mein Sohn kriegt abends seinen Brei und wird danach nochmal gestillt, weil er ohne Brust nicht einschlafen will. Das das nächtliche so oft aufwachen nicht am Essen liegt ist mir klar, da er früher, als ich ausschließlich gestillt habe auch mal 8 Stunden am Stück geschlafen hat. Wie gesagt, zwei Freundinnen von mir, die mit der Flasche gefüttert hatten, konnten nicht verstehen, warum der Kleine sooft aufwacht, wiederum eine stillenden Freundin das gleiche "Problem" wie ich bzw. wie viele andere Mütter aus diesem Forum haben. Kann aber natürlich nur Zufall sein. Viele Grüße


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