Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächtliches Stillen

Frage: Nächtliches Stillen

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Hallo Biggi, ich bin im Moment etwas verunsichert: Jonas ist jetzt 5 Monate alt und ich stille ihn noch voll nach Bedarf. Tagsüber kommt er ca. alle 3h, nachts kommt er seit ca. 4Wochen ungefähr alle 2h. Dabei will er auch meistens die Brust. Hunger ist das glaube ich nicht - er nuckelt nur kurz und schläft dann meistens friedlich weiter. Jonas schläft mit in unserem Bett und ich genieße diese "Kuschelstunden" auch sehr. Natürlich häufen sich die Ratschläge, daß wir ihn so nicht mehr aus unserem Bett herausbekommen, daß er so nie durchschlafen wird, weil wir ihn nachts stören und er immer zwischendurch an die Brust will. Bisher war ich mir eigentlich sicher, daß ihm dieser Ablauf gut tut. Seit einigen Tagen wird er aber immer häufiger munter und jetzt werde ich langsam unsicher, ob an den Ratschlägen etwas dran sein könnte. Können wir ihn mit unseren Schlafgeräuschen stören, würde er also alleine mehr Ruhe zum Schlafen haben ? Und stmmt es, daß ein fester Zeitplan zum Essen und Schlafen Babies zufriedener macht ? Vielen Dank schon mal im Voraus von einer verunsicherten Mama. Manuela


Biggi Welter

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? Liebe Manuela, schauen wir die Sache doch einmal anders herum an: wo leben die zufriedensten Menschen, in unserer Gesellschaft, in der von Baby an alles sehr reglementiert wurde und Nähe zwischen den Menschen ein Fremdwort ist oder in anderen Kulturen, die mehr aufeinander eingehen und die ihren Kindern die Nähe und Geborgenheit Körper der Mutter (der Eltern) Tag und Nacht geben? Eine Kollegin von mir hat lange in Afrika gelebt. In den Ländern, in denen sie gelebt hat, war es selbstverständlich, dass Babys getragen wurden und immer mit der Mutter zusammen geschlafen haben. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland hat sie mir erzählt, wie erstaunt sie war, dass hier sie hier so viele Babys und Kleinkinder weinen hörte. Sie war das häufige Weinen von kleinen Kindern nicht mehr gewohnt, weil es dort wo sie einige Jahre verbracht hat, so selten zu hören war. Ich denke, diese Erfahrung meiner Kollegin spricht Bände darüber, was Babys zufrieden macht und zufrieden heranwachsen lässt. Dr. Urs Hunzicker vom Kinderspital in Zürich hat eine Studie zur „Epidemiologie des Schreiverhaltens" durchgeführt. In dieser Studie zeigte sich ganz eindeutig, dass vermehrtes Tragen und die damit verbundene Zuwendung und Körperkontakt das Schreiverhalten des Kindes positiv beeinflusste und auch die Phasen des zufriedenen Wachverhaltens verlängerte. Es ist normal, dass dein Kind jetzt (wieder) vermehrt aufwacht, für dieses Alter entwicklungstypisch. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Solange Du dich mit deinem Kind zusammen wohl fühlst, gibt es keine Grund etwas an der Situation zu ändern und die Kritiker und Mahner, die dir Schlimmstes prophezeien kannst Du ja mal fragen, ob sie gerne alleine schlafen und ob sie schon einmal ein Kind gesehen haben, dass noch die eigene Hochzeitsnacht zusammen mit seiner Mutter im Bett verbracht hat. Ich kenne viele Kinder, die vom ersten Lebenstag an mit den Eltern das Bett geteilt haben und problemlos in ihr eigenes Bett umgezogen sind, als sie dazu bereit waren (meine eigenen eingeschlossen). Die meisten dieser Kinder wären weiterhin willkommen im Familienbett, aber sie brauchen es nicht mehr. Genauso kenne ich aber auch Kinder, die verzweifelt versucht haben, sich einen Platz im Bett der Mutter zu „erkämpfen" und dies noch lange Jahre versuchen, wenn die „Familienbettkinder" längst schon nicht mehr das Bedürfnis danach haben. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


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