Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

nachts, stillen, schreien

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: nachts, stillen, schreien

Romy579

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Hallo, ich bin ein bisschen verzweifelt bzw. frage mich, was ich falsch mache. Wenn mein Sohn (6 Monate, wird voll gestillt und in Schlaf gestillt) nach dem Einschlafstillen wach wird und ich nicht da bin, dann schreit er sofort massiv, mit Tränen (wenn er vermutlich merkt, dass nicht ich das bin)..., fast so als hätte er Verlustangst- so geht reagiert er meinem Mann und meiner Schwiegermutter. Wenn ich dann da bin, wird er etwas ruhiger, aber nur wenn ich ihn dann stille wird er ruhig und schläft auch ziemlich schnell wieder ein. Nun meine Frage: Wie kann ich bzw. der andere ihm helfen, dass er in der Zeit, wo ich noch nicht da bin, nicht so schnell und so entsättlich schreit. (Ich möchte mal gern für 2 oder 3 Stunden weggehen- ohne Sorgen, dass er sich dann die Seel aus dem leib schreit, weil ich nicht schnell genug da bin) Habe ich was falsch gemacht? Auch wird in der Nacht alle 2-3 Stunden wach - aber nicht zum trinken, sondern nuckeln. Noch ein paar Infos: Er hat in den ersten Monaten viel geschrien (v.a. nachts und war dann nicht zu beruhigen), war eine Beckenendlage und ich hatte eine Blasensprung und es musste eingeleitet werden. Ich reagiere meist schnell, wenn der Kleine wach wird und dann auch mit der Brust. Ich kann das schreien nicht ertragen. Nuckel oder Flasche nimmt er nicht. Er schläft tagsüber entweder an der Brust oder im TT. Hab vielen Dank für deine Antwort!


Biggi Welter

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Liebe Romy579, es ist nicht schlimm, und schon gar nicht ein "Versagen" deinerseits, dass dein Kleiner noch nicht alleine ein- und durchschlafen mag. Ganz im Gegenteil: DIESES Verhalten ist das normale, will heißen, so hat die Natur es vorgesehen, so entspricht es der Natur eines Menschenjungen. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in "zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach "wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. "Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys "begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch "nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Also: Das Einschlafen an der Brust ist nicht wirklich ein Problem, denn es entspricht der Natur der Kinder, die genau dort die Ruhe, Geborgenheit und Zuversicht finden (mal ganz abgesehen von der wertvollen Muttermilch), die es ihnen ermöglicht, sich dem Schlaf hinzugeben. Kleine Kinder haben es sehr schwer, einzuschlafen, das hängt mit ihrem unreifen Nervensystem zusammen und wird ganz von allein, sobald sie reif genug dafür sind, sich auflösen! Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße, Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Romy579, ich habe Deinen Text gelesen und um Dich zu beruhigen, ich habe exakt die gleiche Situation. Mein Kleiner wird Anfang August 6 Monate, kann überhaupt nicht alleine einschlafen, nur Brust oder auf dem Arm. Er kommt auch alle 2-3 Std nachts und ich bin dann total k.o. Auch er nimmt keine Flasche oder Schnulli, d.h. weggehen für mich geht gar nicht, nichtmal mit Abpumpen!!!! Das ist hart, aber denke daran, Du bist nicht alleine auf der Welt :-) Schlimm ist es zu hören, wenn Muttis sagen, ach meiner schläft schon seit der 8. Wo durch usw. Aber wir schaffen das auch und auch bei uns wird es besser :-). LG B.


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