Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nachspiel zum Langzeitstillen oder ignorante Zahnaerztin

Frage: Nachspiel zum Langzeitstillen oder ignorante Zahnaerztin

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Liebe Biggi, wer haette gedacht, dass ich mich so schnell nochmal melde, aber leider hatte ich eine in Hinsicht auf das Langzeitstillen nicht so erfreuliche Begegnung mit einer Zahnaerztin und wuerde mich freuen, wenn Du evtl. einen Artikel (oder mehrere) auf Englisch wuesstest, aus denen klar hervorgeht, dass naechtliches Stillen (auch Langzeit) dem Kind nicht schadet. Das wuerde ich ihr gerne vorlegen, denn ich lasse mir nicht gerne sagen, dass ich evtl durch Langzeitstillen den Zaehnen meines Kindes geschadet habe. Du hattest mir ja vor langer Zeit schon einmal auf meine Nachfrage die Erklaerung gegeben, dass beim Saugen an der Brust die Muttermilch nicht an die Zaehne kommt. Die komplette Story habe ich unten angehaengt. Nochmals vielen Dank im voraus und viele Gruesse noch aus Mexiko, Gisela "Bevor ich mich nun endgueltig verabschiede, muss ich doch noch erzaehlen, wie es uns oder vielmehr Anton (29 Monate) vor einigen Tagen beim Zahnarzt ergangen ist. Anton hat ja bis vor zweieinhalb Wochen noch gestillt. Unabhaengig davon war mir immer wichtig, alles fuer seine Zahngesundheit zu tun, da ich selbst grosse Probleme mit meinen Zaehnen habe. Allerdings war auch alles mit erheblichen Unsicherheiten begleitet, da hier in Mexiko zB keine Fluoridtabletten gegeben werden, hatte ich sie mir zwar aus Deutschland mitbringen lassen, dann aber nicht gegeben. Die Kinderaerztin meinte, in Mexiko waere das wohl nicht noetig, das Wasser wuerde genuegend Fluorid enthalten, allerdings ist die Aussage so nicht anwendbar, denn jeder, der es sich nur halbwegs leisten kann, nimmt nicht das Wasser aus der Leitung zur Nahrungszubereitung sondern extra aufbereitetes und in grossen Flaschen abgefuelltes Wasser. Ich habe sogar ein paar mal beim Hersteller der Wassermarke, die wir verwenden, angerufen, bekam aber nie eine Aussage zum Fluoridgehalt. Da ich irgendwo den Grenzwert gefunden hatte, ab dem kein Flourid mehr zusaetzlich gegeben werden soll, beschloss ich schliesslich, Anton die Tabletten nicht zu geben, da ich schliesslich keinen Anhaltspunkt und auch keine medizinischen Hinweise hatte. Dazu kam, dass der arme Kerl im Alter zwischen 7 Monaten und eineinhalb Jahren so haeufig krank war, dass ich ihn nicht noch zusaetzlich etwas anderes schlucken lassen wollte. Mit einem Jahr habe ich dann mit Zaehne putzen (abends vor dem schlafen gehen) bei ihm angefangen, zuerst nur mit Wasser und auch nur mit mehr oder weniger grossem Erfolg, dann als er 20 Monate alt war, haben wir auch Zahnpasta verwendet, erst Weleda und dann, nachdem er endlich ausspucken gelernt hat, Elmex. Bis er ein oder eigentlich bis er eineinhalb Jahre alt war, hat er keine Suessigkeiten bekommen, danach von mir hauptsaechlich als Nachtisch und nicht zwischendurch (natuerlich immer begleitet von mitleidsvollen Kommentaren, der arme Kleine, darf er das denn nicht essen...). Mein Mann sah das nicht so eng. Das gleiche bei den Getraenken: Lange Zeit hat Anton ausser Muttermilch ueberhaupt nichts anderes akzeptiert, dann mit ca 9 Monaten endlich Saft, mit 13 Monaten hat ihm dann endlich Wasser geschmeckt und das war dann auch das Getraenk, dass ich ihm hauptsaechlich angeboten habe. Kommentar meiner Schwiegermutter dazu: Das arme Kind, kriegt ja nur Wasser. Irgendwann hat er dann auch angefangen Kuhmilch zu trinken, mein Mann hat dann angefangen ihm auch Kakao dazuzugeben (ziemlich sicher auf Anregung meiner Schwiegermutter), das konnte ich noch eine zeitlang abwehren, mit dem Argument, Anton wuerde wegen der Schokolade dann nicht gut schlafen (das sah mein Mann ein, hat ihn ja auch direkt betroffen), bis meine Schwiegermutter meinem Mann dann vorschlug, Erdbeer oder Vanillepulver in die Milch zu geben. Mit dem Erfolg, dass Anton jetzt seine Milch immer mit irgend so einem suessen Zeug drinnen haben will. Dann habe ich Wert darauf gelegt, dass Anton nach dem Zaehneputzen nichts mehr derartiges trinkt, aber darauf wurde von meinem Mann (und ich behaupte auch von meiner Schwiegermutter) nicht sonderlich geachtet. So weiss ich, dass ein Neffe von uns (der nie gestillt wurde) im Alter von 5 Jahren noch mit dem Nuckelflaeschchen in der Hand einschlaeft. Was nun das naechtliche Stillen anbelangt, so hatte ich mich darueber schon lange bevor Anton ein Jahr alt wurde erkundigt, und erhielt von mehreren Seiten die Information, dass beim Stillen die Milch nicht die Zaehne umspuelt, im Gegensatz zum Trinken aus dem Flaeschchen. Das Stillen schadet also den Zaehnen nicht. Und nach dieser ellenlangen Vorgeschichte kommt’s: Wie ich mir schon lange vorgenommen hatte, sind wir schliesslich vor einigen Tagen endlich mit Anton zum Zahnarzt gegangen, einfach nur so zur Kontrolle, und vor allem auch, weil ich mir Gedanken, machte, ob wir denn seine Zaehne richtig putzen (ist manchmal gar nicht einfach bei ihm). Die Kinderzahnaerztin stellte mehrere Fragen, auch zur Geburt, und dann zum Stillen oder Flaeschchen. Wahrheitsgemaess antwortete ich, dass er bis wenige Tage vor dem Termin noch gestillt worden war. Wie aus der Pistole geschossen kam: „Wir (die Zahnaerzte) empfehlen stillen nur bis maximal 6 Monate, weil die Muttermilch die suesseste Milch ist und dann Flaeschchen bis maximal eineinhalb Jahren. Abgesehen davon ist Muttermilch natuerlich das beste, aber fuer die Zaehne ist sie schlecht.“ Dies durfte ich mir mehrfach anhoeren und erlaubte mir dann nur ganz kurz den Einwand, dass beim Saugen von der Brust, die Milch gar nicht an die Zaehne kommt, aber dies wurde geflissentlich ueberhoert. Anschliessend wurde Anton untersucht, mit dem Ergebnis, dass erstaunlicherweise alle seine Zaehne in hervorragendem Zustand sind, ausser einem Schneidezahn mit Karies (auf diesen Zahn hatte ich die Zahnaerztin selbst hingewiesen, denn es kam mir komisch vor, dass dieser Zahn schon immer seit ich angefangen hatte Antons Zaehne zu putzen eine kleine Verfaerbung aufwies, die ich trotz intensiven putzens nicht wegbekam). Natuerlich fand ich das ueberhaupt nicht erfreulich, aber immerhin war das jetzt erkannt und wird behandelt. Waehrend des Termins war mein Mann dabei. Anton wurden dann noch die Zaehne gesaeubert und mit Flourid eingepinselt. Vielleicht noch als Kommentar: Anton hat seine ersten Zaehne bereits mit 5 Monaten bekommen und dann immer einen nach dem anderen, so dass er jetzt schon seit laengerem seine Milchzaehne komplett hat. So, und heute morgen kam dann natuerlich noch ein Kommentar von meinem Mann, auf den ich irgendwie nur gewartet hatte. Daraus ging hervor, dass ja wohl das Langzeitstillen zur Karies bei dem einen Zahn gefuehrt hat. Ich haette ja gehoert, was die Zahnaerztin gesagt hat, und warum ich denn immer alles besser wissen wollte, als eine Spezialistin (habe ich gesagt, was Zaehne anbelangt ja, aber was Stillen anbelangt nein). Und von wem angestachelt? Grmpf, natuerlich von meiner Schwiegermutter. Ob Antons Zaehne denn alle halbe Jahre mit Flourid eingepinselt worden waere, wie sie das immer gesagt haette. Nein, wurden sie nicht, hatte mir auch keiner gesagt, auch sie nicht, bis vor ein paar Monaten ist sie mit dieser Weisheit herausgerueckt. Zum Glueck konnte sich mein Mann auch gut daran erinnern, dass mir nie jemand gesagt hat, was ich in Hinsicht auf Antons Zaehne unternehmen sollte. Aber natuerlich war an der Karies das Langzeitstillen schuld, alles andere, wie oben aufgefuehrt (Saft, Kakao, Suessigkeiten, etc) wurde einfach unter den Tisch gekehrt. Schuld bin ich, da ich ja aufs Stillen bestanden habe. Dass das Verhalten bezueglich anderer Dinge dazugefuehrt haben kann, wird ignoriert. Und was mich am meisten aergert, ist, dass mir das beim Stillen eines (hoffentlich) zweiten Kindes bestimmt immer wieder vorgehalten werden wird. Und das nur wegen so einer unqualifizierten Aeusserung einer Zahnaerztin. Dabei hatte mein Mann das Langzeitstillen nach einer anfaenglichen Unsicherheit doch so gut akzeptiert. Aber die Unsicherheit existiert halt noch, und mein Mann geraet noch bei jedem kleinen Kommentar ins Wanken, und da das Langzeitstillen halt abweicht von der „Norm“ (betrachten wir mal die mexikanische Mittel-/Oberschicht, hier wird fast nicht gestillt und schon gar nicht laenger als ein paar Monate, traurigerweise ist sogar bei den sozial schwaechsten, die in Staedten leben das Nichtstillen weit verbreitet), muss es halt immer als Erklaerung herhalten, wenn irgendetwas nicht 100% in Ordnung ist mit Anton. So, jetzt habe ich meinen Aerger doch noch ein letztes Mal (wer weiss?) herauslassen muessen, sorry fuer die Laenge und danke fuers Lesen."


Biggi Welter

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? Liebe Gisela, Das nächtliche Stillen leistet - entgegen der immer wieder geäußerten Meinung - dem Karies keinen Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind, die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Die Milch läuft aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch. Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens. Weitere Informationen, auch eine Presseerklärung von LLLI zum Thema Karies findest Du auf der Homepage von LLLI (www.lalecheleague.org). Gib dort einmal die Suchbegriffe „decay", „dental caries" und „dental health" ein, dann müsstest Du entsprechende Artikel finden. Harry Torney, ein britischer Zahnarzt hat in Nottingham auf der LLL-Europakonferenz im letzten Sommer einen Vortrag zum Thema „Breastfeeding and Dental Health" gehalten und in seinem Vortrag aufgezeigt, dass es keinen Zusammenhang mit vermehrtem Auftreten von Karies und Langzeitstillen gibt. Er hat auch eine Arbeit darüber veröffentlicht: „Prolonged, on deman breastfeeding and dental caries - an investigation, Torney PH, M Dent Sc thesis, Trinity College, Dublin 1992 LLL-Großbritannien hat vor etwa einem Jahr auch eine Infobroschüre mit dem Titel „Breastfeeding and Dental Health" herausgebracht. Über die LLLI-Seite kommst Du auch zu Seite von LLLGB und kannst dort eventuell diese Broschüre bestellen. Ich hoffe, das hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi


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