Jasmin.mehd
Guten Abend, ich hoffe sehr, dass sich jemand finden lässt, der bereit ist, unsere lange "Still-Geschichte" zu lesen. Und dass ich einen Rat bekommen kann. Bin wirklich am verzweifeln. Meine Tochter ist im Januar zur Welt gekommen. Sie hat 2 Tage nach der Geburt ein Fläschchen auf der Station bekommen, weil sie es mit dem Saugen nicht sofort hingekriegt hat. Mit Stillhütchen hat es schließlich geklappt, aber bis es soweit war, haben wir ihr in der ersten Woche öfter ein Fläschchen zum Zufüttern gegeben. Dann habe ich sie ungefähr 1 Woche lang vollgestillt. Danach wurde sie beim Kinderarzt gewogen und sie hatte nicht genug zugenommen. Der Arzt verordnete "mit Formula zufüttern" - das habe ich dann getan und sie nahm wieder ordentlich zu. Nach ein paar Tagen schrie sie beim Stillen, nach jedem Saugen, wie am Spieß. In Ihrem Mund entdeckte ich eine Aphte und der Kinderarzt vermutete, dass diese durch das starke Saugen entstanden ist. Er riet mir zunächst abgepumpte Milch zu geben, solange ihr das starke Saugen an der Brust weh tut. Und so fing alles an immer komplizierter zu werden. Als ich anfing abzupumpen, nahm die Milchproduktion innerhalb kurzer Zeit immer mehr ab. Dazu kam ja auch noch, dass ich Formula zum zufüttern gab. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch Null Ahnung vom Thema Stillen und Abpumpen und alledem. Meine Tochter schrie an der Brust immer häufiger, weil weniger Milch kam. Und die Flasche kam immer öfter zum Einsatz. Jetzt ist meine Tochter 3 Monate alt und bekommt fast nur noch Formula. Ich habe das Abpumpen nicht aufgegeben, aber mittlerweile komme ich am Tag nur noch auf ca. 50 ml. Meine Brustwarzen sind seit 10 Tagen total rissig und ständig wund. Meine Fragen: 1. Wie realistisch ist es, dass ich irgendwann wieder mehrere Mahlzeiten Muttermilch am Tag für meine Tochter produzieren kann? Ich habe viel darüber gelesen, dass man es schaffen kann, wenn man oft genug abpumpt.. 2. Meine Tochter nimmt immer noch die Brust, wenn ich versuche sie anzulegen. Nur kommt halt so gut wie nichts und daher hört sie auch schnell wieder mit dem Saugen auf. Soll ich sie vielleicht öfter wieder anlegen? Ich habe das Gefühl, dass ich schuld daran bin, dass die Milch zurückgegangen ist bzw. von Anfang an zu wenig war. Ich hätte es nicht zulassen sollen, dass man ihr so schnell ein Fläschchen gibt.. Diese Schuldgefühle erschweren es mir umso mehr die Entscheidung zu Fällen, nicht mehr abzupumpen. "Geplant" war, dass ich sie so lange wie möglich Stille. Umso enttäuschter bin ich natürlich, dass alles so gekommen ist. Ich bedanke mich im Voraus für die Antwort.
Liebe Jasmin.mehd, ich denke, dass Dein Baby saugverwirrt ist und nicht korrekt und effektiv trinken kann. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Im Moment würde ich keine Flasche und keinen Schnuller geben, wenn Du zufütterst, dann mit einer alternativen Fütterungsmethode. Abpumpen erlaubt überhaupt keinen Rückschluss auf die tatsächlich vorhandene Milchmenge, denn wenn dabei der Milchspendereflex nicht ausgelöst wird, fließt so gut wie nichts - oder nur sehr wenig, wie bei dir. Trotzdem könnte es sein, dass deine Brust deutlich mehr bildet. Sie kann auch zu einer höheren Milchbildung angeregt werden, wenn dein Baby effizient saugt. Ein Baby kann das lernen, braucht aber Unterstützung dabei, die übers Internet kaum zu liefern ist. Fürs erste kann auch euch die Brustkompression helfen (s.u.), weil dabei einfach mehr Milch in gleicher Zeit beim Baby ankommt. Wenn es dann auch noch funktioniert, dass du an einer Seite stillst und an der anderen Seite pumpst (dabei fließt die Milch meist deutlich besser an der gepumpten Seite), kannst du deiner Kleinen auch einen Kalorienkick schenken, in dem du ihr Muttermilchsahne fütterst. Schau, dass du Milch ausstreichst (wenn es mit der Hand gut klappt, vergiss die Pumpe weg!) oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Dieses Infoblatt von LLLD kann die dabei helfen, deine Milch zu gewinnen: http://lalecheliga.de/images/Infoblaetter/LLL_Muttermilch_gewinnen_und_aufbewahren.pdf Im Idealfall verschreibt dein Arzt dir auch eine elektrische Milchpumpe (MIT DOPPELPUMPSET!!!), um deine Milchbildung zu stärken. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, empfiehlt sich das Wechselstillen, das du wohl schon durchführst. Machst du es so? Du legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Tut mir leid, wenn ich nicht mehr helfen kann….aber gib noch nicht auf! Wenn Du magst, können wir gerne auch miteinander telefonieren! LLLiebe Grüße Biggi Welter Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt. Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
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