Mitglied inaktiv
Hallo ihr alle,liebe Biggi! Ich hatte letzten Sommer einen Rollerunfall und muß nun schweren Herzens wegen Medikamenteneinnahme abstillen. Unsere Tochter ist fast 16 Monate alt und deshalb höre ich immer ist doch alles gut und nun reicht es ja auch bald mal.:-/ Aber ich habe gern gestillt und unsere Maus hat es bis zur letzten Minute auch voll genossen! Es war sicher mehr der Kuschelfaktor jetzt zum Schluß als die "Mahlzeit". Jetzt meine Frage, sie war sehr schwer von der Brust weg zu bekommen,deshalb habe ich Salbeittee getrunken und sie versucht abzulenken wenn ich spührte sie klopft gleich auf meine Brust oder macht den Reissverschluß allein auf. Gestern war der erste Tag ganz ohne einmal zu stillen und heute bisher auch,habe jetzt auch die erste Tbl. genommen also einen Weg zurück gibt es nicht mehr. Die linke Brust ist auch ganz angenehm und weich, aber rechts merke ich doch das sie härter ist und ich darin Milch habe. Wenn ich jetzt weiter verstärkt Salbeitee trinke geht die milch dann recht schnell zurück?# Und kann ich es solangeich es aushalte so lassen,also nicht abpumpen o.ä.? Resorbiert sich die jetzt angestaute Milch oder gibt es "Ablagerungen" davon in der Brust die bleiben? Fragen über Fragen... Ich freu mich über jede kurze (oder auch lange) Antwort. Lieben Dank eine sich schwer tuende Abstill-Mami Antje
Liebe Antje, wenn Sie sich schwer tun, dann müssen Sie wahrscheinlich nicht abstillen! Leider wird Medikamentenrisiko häufig überbewertet und die Konsequenzen, die ein plötzliches Abstillen für das Kind mit sich bringen, werden häufig unterschätzt. Tatsächlich kommt es selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Bei therapeutischen Empfehlungen oder der individuellen Beurteilung des Medikamentenrisikos während der Stillperiode sollten definitiv Handbücher zu diesen speziellen Thema (z.B. "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit") oder eine Beratungsstelle für Embryonaltoxikologie zum Beispiel das Institut für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin (Tel.: 030 30308111) hinzugezogen werden. Das Team um Dr. Schaefer in Berlin bietet einen Beratungsservice für Ärzte an und verfügt über die neuesten Informationen zum Thema Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit. Welche Tablette haben Sie denn genommen? Nach der Einnahme von Bromocriptin kann das Kind sofort wieder angelegt werden. Natürlich können Sie es auch gut sein lassen und nun ganz abstillen. Falls die Brust zu spannen beginnt, pumpen Sie gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Ein Einschränken der Trinkmenge (wie es leider immer noch häufig empfohlen wird) ist nicht empfehlenswert. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Was hingegen hilfreich sein kann, ist das Einschränken des Kochsalzkonsums. Auch sollten Sie keinesfalls die Brust hochbinden. Was hilfreich sein kann ist ein gut sitzender, stützender BH, der jedoch keinesfalls einengen darf. Wenn Sie keine Probleme mit einer prallen, schmerzhaft spannenden Brust oder einem Milchstau usw. (mehr) haben, besteht jetzt kein Handlungsbedarf mehr. Ihre Brust wird ganz allmählich die Milchproduktion vollständig einstellen und noch in der Brust vorhandene Milch wird vom umgebenden Gewebe resorbiert werden. (Keine Sorge, die Milch in der Brust wird nicht `schlecht"). Es gibt auch naturheilkundliche und homöopathische Mittel, die zum Abstillen eingesetzt werden können. Wenn Sie sich hierfür interessieren, wenden Sie sich bitte an eine entsprechend ausgebildete Ärztin/Arzt oder Hebamme. Wegen der Abstilltabletten hänge ich Ihnen noch einen Leserbrief eines Hamburger Gynäkologen an. LLLiebe Grüße Biggi Welter Leserbrief Pädiatrische Praxis 60, 561 562 (2001/2002) Abstillen - natürlich oder medikamentös Zu Umfrage in Pädiatrische Praxis 59, 583 587 (2001) In der Umfrage haben Vertreter namhafter Geburtskliniken Stellung genommen. Zu den Risiken der Einnahme von Ergotaminabkömmlingen - und das sind alle dort genannten Medikamente zum medikamentösen Abstillen - hat sich kein Experte sachgerecht geäußert. Die Umfrage erweckt den Eindruck, als seien früher einmal in den USA Zwischenfälle aufgetreten, die jedoch in Europa nie Bedeutung erlangt haben und vernachlässigbar sind. Ein Studium der verfügbaren Literatur vermittelt jedoch ein etwas anderes Bild. Hinzu kommen immer wieder mündliche Berichte von Hebammen sowie Kolleginnen und Kollegen über Herzinfarkte und zerebrale Krampfanfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Bromocriptin. Die jüngste Veröffentlichung aus Deutschland über solche Zwischenfälle stammt aus dem Jahr 2000 (1). Sie arbeitet auch die derzeitig verfügbare Literatur auf. Danach sind folgende berichtete Nebenwirkungen von Bromocriptin postpartal bisher beobachtet worden: Herzinfarkt (1, 2), Bluthochdruck (3), Schlaganfall (4), Krampfanfall (5), Psychose (6). Außerdem konnte von Larazet et al. (7) erstmals ein Koronararterienspasmus nach Bromocriptingabe oral im Herzkatheterlabor nachgewiesen werden. Unter einer Einmalgabe von Bromocriptin war ein Vasospasmus der rechten Koronararterie mit einer Lumeneinengung von 70 % angiographisch nachweisbar. Es besteht also kein Zweifel daran, dass Ergotaminerderivate zu Vasospasmen führen können und damit auch zu den genannten erheblichen Nebenwirkungen teilweise mit Todesfolge. Das Potenzial zu diesen Nebenwirkungen haben auch alle neueren Ergotaminderivate (z.B. Cabergolin), da sie der gleichen Stoffgruppe entstammen. Sie sind lediglich noch nicht über so lange Zeit und so gründlich untersucht worden. Freilich sind die genannten erheblichen Risiken gering; sie haben aber immerhin dazu geführt, dass die Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung von Bromocriptin zum Abstillen widerrufen hat. Offenbar unbeachtet geblieben ist die Empfehlung der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer von 1989, die die Anwendung von Bromocriptin zum Abstillen nur in medizinisch begründeten Situationen empfiehlt (8). In den Umfragen wurde festgestellt, dass das Abstillen häufig auf Wunsch der Mütter erfolgt und es selten medizinische Gründe zum Abstillen gibt. Dementsprechend dürften auch Ergotamtinabkömmlinge zum Abstillen nur selten angewendet werden, würde man der Empfehlung der Arzneimittelkommission folgen. Dass dem nicht so ist, ist seit Jahren bekannt. Der Grund liegt darin, dass das "natürliche Abstillen" erst in den letzten Jahren bekannter geworden ist. Es ist mühsamer als das medikamentöse Abstillen, und es dauert länger. Die Befürchtung, es könnte sich eine Mastitis entwickeln ist nur selten berechtigt, da die Übertragung der Keime aus dem Mund des Kindes auf die Brustwarze (immer noch der häufigste Übertragungsweg!) normalerweise nicht wirksam ist. Aufgrund der Datenlage habe ich keinen Zweifel, dass es ein juristisches Erfordernis ist, die betroffenen Mütter über die alternativen Möglichkeiten zum Abstillen aufzuklären und die seltenen Risiken auch zu nennen. Die Begründung, es fehle die Kontrollmöglichkeit des gewünschten Effektes bei natürlichem Abstillen greift nicht, da heute jeder betroffenen Frau eine Nachsorgehebamme und eine Frauenarztpraxis zur Verfügung stehen, die diese Kontrolle ausüben können. Bei den Ausführungen über natürliches Abstillen verwundert es immer wieder, dass die Reduktion der Flüssigkeitsaufnahme durch die Mutter immer noch genannt wird. Schon seit vielen Jahren ist aus der Literatur bekannt, dass eine Einschränkung der Trinkmenge nur eine eingeschränkte Harnproduktion, jedoch keine Verminderung der Milchproduktion zur Folge hat. Zusätzlich verschlechtert sich auch noch das Allgemeinbefinden der betroffenen Mutter, so dass diese unnütze Maßnahme endlich aus dem Repertoire gestrichen werden sollte! Literatur: Arzneimittelkommission Bundesärztekammer: Medikamentöses Abstillen nur in medizinisch begründeten Fällen. Dtsch. Ärzteblatt 86 (1989), 1232. Canterbury, R. J., et al: Post partum psychosis Induced by Bromocriptine. South Med J. 1987; 80:1463 4. Hopp, L., et al: Myocardial infarction post partum in patients taking Bromocriptine for the prevention of breast engorgement. Int J. cardiol 1996; 1957: 227 32. Iffy, L.: Post partum intracerebral haemorrhag in a patients receiving Bromocriptine. Pharmacoepidem Drug Safety 1994; 3: 247 9. Katz, M., et al: Puerperal hypertension, stroke and Seizures after suppression of lactation with Bromocriptine. Obstet gynecol. 1985; 66: 822 4. Lindner, M., et al: Ergotamininduzierter postpartaler Myocardinfarkt. Herz/Kreisl. 2/2000; 32: 65 68. Larrazet, F. et al; Possible bromocriptine induced myocardial infarction. Ann. Int. Med. 1993, 118: 199 200. Lawrence, R.A.: Breastfeding: Mosby Baltimore, Berlin 1999, 305. Dr. Michale Scheele Stillberater IBCLC Stillbeauftragter des Berufsverbandes der Frauenärzte und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Mitglied inaktiv
Hallo Biggi! Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Nichts würde ich lieber machen als Nelly so lange tzu stillen bis sie es selbst enstscheidet aufzuhören,auch wenn sie schon fast 16 Monate ist. Mir wurde dringend angeraten Diclofenac,also Voltaren dipsers 3 tgl. zu nehmen. Da ich nach einem Bänderriß in der Schulter nun ständig Entzündungen dort habe und bereits Arthrose beginnt. Und um dies zu unterdrücken bzw. aufzuhalten wurde es mir von den Unfallchirurgen nun nach fast 6 Monatiger Reha angeraten um weiter zu kommen. Ich bin selbst so unschlüßig und habe es erst halbherzig versucht was natürlich gar nicht geklappt hat. Kennst Du Dich mit der Einnahme von Voltaren aus, in der Apo hieß es kurzzeitig geht es da nur geringe Mengen in die Mumi über gehen. Aber da ich danach ein Dauermedikament bekommen soll wegen der Arthrose weiß ich nicht was tun. lg Antje
Liebe Antje, Voltaren enthält Diclofenac, das in der Stillzeit nicht absolut kontraindiziert ist. Ich zitiere aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006: Empfehlung für die Praxis: Unter den nichtsteroidalen Antirheumatika sind in der Stillzeit die Säureantiphlogistika Ibuprofen und Flurbiprofen Mittel der Wahl. Bei gelegentlicher Einnahme sind auch Äzapropazon, Diclofenac und Flufenaminsäure zulässig. Nicht zu empfehlen sind Acemetacin, Etofenamat, Indometacin, Ketoprofen, Lonazolac, Mefenaminsäure, Meloxicam, Nabumeton, Naproxen, Nifluminsäure, Piroxicam, Progluinetacin, Tenoxicam und Tiaprofen. Eine versehentliche Einnahme der nicht empfohlenen Mittel erfordert keine Einschränkung des Stillens, die Medikation sollte jedoch umgestellt werden. Bitte doch deinen Arzt einmal, sich an das Team von Dr. Schaefer zu wenden, wie viel Voltaren genommen werden kann und ob es evtl. eine Alternative gibt. Ich bin SICHER, dass Du Nelly nicht abstillen musst und würde mich riesig freuen, wenn Du dich noch einmal melden würdest, wenn Du mehr weißt. Ganz llliebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
O man Du machst mir echt wieder Mut!!!! ;-))))) Nun muß ich nur sehen das ich möglichst schnell Antworten von dort bekomme und habe deshalb meine Zwillingsschwester gebeten(sie ist Anästhesistin) möglichst morgen gleich mal in Berlin bei Dr. Schaefer anzurufen. Termin bei meinem Unfallchirurgen habe ich erst am 6.2. wieder und so lange möchte ich nicht warten weil sonst die Milch warscheinlich von allein weg ist und ich es gar nicht mehr versuchen bräuchte. Hoffentlich bekomme ich gleich morgen eine Antwort. Vielen lieben Dank Antje (die jetzt doch wieder ein bißchen hofft)
Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass es gleich morgen klappt und ganz ehrlich, ich bin SICHER, dass es eie Lösung geben wird! Ganz llliebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Hallo Biggi! Wie versprochen melde ich mich noch mal. Also sie hat dort heute gleich jemanden erreicht und in kurzer Einnahmedauer wäre es wohl okay mit Voltaren aber es wird bei mir ja eine Dauereinnahme wegen der Arthrose werden. Ich kömnnte aber Ibuprofen nehmen da gibt es unter anderem auch keine Höchstgrenze. Also damit wäre weiter stillen möglich. Ich bin persönlich ein bischen hin und her gerissen aber habe mich jetzt entschieden das ich nun nicht wieder zurück gehe sondern weiter abstille. Es fgällt mir echt schwer aber wir zwei schaffen das schon und es klappt besser als ich dachte mit ihr. Mir platzt zwar fast die rechte Brust aber ich hoffe das sich die darin enthaltene Milch wirklich resorbiert und möglichst bald.:-) Ich möchte Dir nochmal ganz herzlich danken für Deine Mühe und einfühlsamnen Worte!!! Ganz liebe Grüße einer immernoch etwas traurigen aber auch optimistischen Antje
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