Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Milchspendereflex

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Milchspendereflex

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Hallo Biggi, Dein Tipp mit dem starkem Milchspendereflex war glaube ich goldrichtig. Meiner Kleinen (16 Tage) läuft wirklich die Milch seitlich am Mund runter und sie verschluckt sich viel. Ich lasse sie jetzt kurz trinken, dann nehme ich sie hoch zum Bäuerchen machen und dann darf sie weitertrinken. Leider ist sie nach dem Trinken oft noch sehr unruhig, obwohl sie viel und lange getrunken hat und jetzt in beiden Wochen jeweils über 300 g zugenommen hat (Entlassunggewicht 2950 g, jetzt 3800 g). Ich habe dann doch genug Milch, oder? Warum möchte sie bereits nachdem sie friedlich getrunken hat und ich sie in den Stubenwagen lege gleich wieder an meine Brust? Ist das vielleicht nur Nuckelbedürfnis? Gruß Claudia


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? Liebe Claudia, bei der Gewichtszunahme steht es absolut außer Frage, dass die Milchmenge ausreicht. Du brauchst dir sicher keine Sorgen zu machen, dass dein Baby nicht satt würde. Nun haben aber die meisten Babys noch ein deutliches Bedürfnis auch nach dem unmittelbaren Stillen des Hungers noch weiter zu saugen. Diese non-nutritive Saugen (nicht der Ernährung dienendes Saugen) ist ebenfalls wichtig. Dass dein Kind jedoch nicht alleine im Stubenwagen liegen mag, hat noch andere Gründe: Ein kleiner Mensch ist nicht dafür gedacht, dass es alleine irgendwo abgelegt wird. Menschenbabys gehören in die Kategorie der Traglinge, die den anhaltenden Körperkontakt mit der Mutter brauchen. „Ableglinge" sind eine Wunschvorstellung unserer Gesellschaft, aber bisher wurden noch keine Säugelebewesen dieser „Art" gefunden. Die meisten Eltern überschätzen das Schlafbedürfnis ihrer Babys und gerade die abendliche Unruhe junger Säuglings hat nicht unbedingt etwas mit Schlafmangel zu tun. Es gibt keine Mindestdauer an Schlaf, die so ein kleines Wesen einhalten muss. Viele Mütter glauben, dass ihre Babys zu wenig schlafen, doch Babys sind gesellige Wesen und wollen die Welt, in die sie hineingeboren wurden kennen lernen. Deshalb schlafen sie deutlich weniger als die meisten Eltern erwarten. Es ist durchaus üblich, dass ein wenige Wochen altes Baby tagsüber kaum noch schläft, schließlich muss es seine Welt entdecken und außerdem wissen die Kinder selbst am besten, wieviel Schlaf sie brauchen. Es ist nicht sehr erstaunlich, dass ein Kind wieder aufwacht, wenn es nach dem Stillen hingelegt wird, denn es bekommt die Lageveränderung durchaus mit. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Möglicherweise wird dein Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist jedoch nicht verwunderlich, dass dein Baby weint, wenn es abgelegt wird. Die Lösung, wie das Baby am Alltag teilnehmen kann und sich bei der Mutter geborgen fühlt und die Mutter sich um den Haushalt oder andere Dinge zu kümmern kann heißt Tragetuch. Für meine Begriffe gehört ein (ausreichend langes) Tragetuch zu den wichtigsten Teilen einer Babyausstattung. Ein Tragesack kann ebenfalls als Tragehilfe verwendet werden, ist jedoch lange nicht so vielseitig, wie ein Tuch und ein korrekt gebundenes Tuch ist aus orthopädischer Sicht günstiger zu beurteilen als ein Tragesack. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Dein Baby kann deine Nähe spüren, es wird sich an deinem Körper beruhigen, Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchs einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit dir die Perspektive zu teilen. Lass dir einmal von einer tucherfahrenen Frau zeigen, wie vielseitig ein Tragetuch eingesetzt werden kann. Du wirst vielleicht sehr erstaunt sein, wie einfach der Alltag mit einem Kind im Tuch wieder wird. Tucherfahrene Frauen findest Du in fast jeder Stillgruppe und es wäre überhaupt ein guter Gedanke einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommst Du dort auch moralische Unterstützung. LLLiebe Grüße Biggi


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