Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Meine Tochter verlangt nur noch die Brust

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Meine Tochter verlangt nur noch die Brust

MartinaS.

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Hallo Frau Welter, ich habe eine Tochter, die am 08.07.2022 per Kaiserschnitt zur Welt gekommen ist und einen unaufhörlichen Hunger hat. An Tag 8 fing es an, dass sie nur noch an die Brust wollte und dies führt sich bis zum heutigen Tag fort. Ich sitze zum Teil 15 Stunden fest an einer Stelle, da sie durchgehend Hunger hat. Nicht mal abzupumpen schaffe ich, damit sie mein Partner füttern kann. Seit Tagen finde ich keinen Schlaf mehr, geschweige kann mich groß bewegen, da meine Tochter nahezu durchgehend an der Brust ist. Mir ist bekannt, was clustern ist und das es Säuglinge gibt, die öfters an die Brust möchten. Aber in solch einem starken Ausmaß? Ich lebe aktuell ja nur noch für das durchgehende Stillen, was natürlich viel Energie und Kraft raubt. Gerade wenn man nur gefesselt ist und keinen Schlaf bekommt. Meine Hebamme meinte, dass es normal sei und sie absolut begeistert ist von ihrer Entwicklung (140g Zunahme in 2 Tagen keine Seltenheit). Ich bin irgendwie weniger begeistert, da diese Phase nicht zuende gehend scheint. Ich schätze meine Hebamme wirklich sehr, nur möchte ich gerne mir eine zweite Meinung einholen, ob das alles noch "normal" sei. Viele Grüße und herzlichen Dank Martina


Biggi Welter

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Liebe Martina, für ein so junges Baby ist es tatsächlich vollkommen normal, dass es „dauernd" trinken möchte. Wenn du bedenkst, dass der Magen deines Babys gerade mal so groß wie ein Tischtennisball ist und sein Organismus auf häufige kleine Mahlzeiten eingestellt ist, dann verstehst du, dass ein Baby dauernd an die Brust mag. Und es ist völlig okay, wenn es dauernd angelegt wird :-). So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Babys manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Dein Baby ist gerade erst auf der Welt angekommen und es hat noch überhaupt keine Vorstellung davon, dass es einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gibt. Du musst dir vorstellen, dass dein Baby bis vor kurzem Tag wie Nacht ununterbrochen Nahrung bekommen hat, ganz gleich wieviel Uhr es war. Es war immer gleichmäßig warm und die Geräusche um es herum hatten auch eine gewisse Monotonie. Nun plötzlich ist alles anders und an diese riesige Veränderung muss es sich erst gewöhnen. Es braucht seine Zeit, um diese Umstellung einfach zu bewältigen. Gib dir und deinem Kind die Zeit, die ihr beide braucht, um euch an das neue Leben zu gewöhnen. Denke daran, dass du jetzt Wöchnerin bist. Leider ist es in unserer Kultur nicht (mehr) so sehr verbreitet darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine Frau, die gerade ein Kind geboren hat, Zeit braucht. Zeit zur Erholung, Zeit zum gemeinsamen Kennenlernen des neuen Menschleins, Zeit ums sich an die ganze Veränderung, die so ein kleiner Erdenbürger mit sich bringt zu gewöhnen. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Keine Angst, Babys bleiben nicht auf ewig so klein und anstrengend. Liebe Grüße Biggi


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