Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Langzeitstillen

Biggi Welter

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Frage: Langzeitstillen

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, meine Tochter ist jetzt 14 m. alt und wird immer noch voll gestillt. Wie kann ich sie sanft abstillen? Liebe Grüße G + LM


Biggi Welter

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? Liebe G, Sie schreiben, dass Ihre Tochter immer noch voll gestillt wird. Meinen Sie damit wirklich „volles Stillen" in der Definition, dass „voll stillen" bedeutet, dass ein Kind keine andere Nahrung und Flüssigkeit erhält außer Muttermilch? Wenn ja, dann dürfte ein rasches Abstillen eher schwierig sein, denn ein Kind, das in diesem Alter noch jegliche andere Nahrung außer der Muttermilch verweigert, hat einen Grund, warum es dies tut und eine so lange absolute Beikostverweigerung kommt meist nur bei extrem allergiegefährdeten Kindern vor. Falls, was ich vermute, Ihr Kind Beikost isst und dazu noch (relativ viel) gestillt wird, sieht die Sache anders aus. Es ist in unserer Gesellschaft nicht (mehr) so üblich, aber es ist absolut normal, dass ein Kind auch nach dem ersten Geburtstag noch nach der Brust verlangt und gestillt werden möchte. Der beste Beleg dafür, dass ein Kind das Stillen noch braucht, auch wenn es kein absolutes Baby mehr ist, sind all die Kinder, die entweder mit einer Flasche oder einem Schnuller herumrennen, die ja beides nichts anderes als Brustattrappen sind. Stillen ist viel, viel mehr, als nur eine Möglichkeit ein Kind zu füttern. Wenn Sie für sich jetzt beschlossen haben, dass für Sie der Zeitpunkt zum Abstillen gekommen ist, dann denken Sie bitte daran, dass das Stillen für Ihr Kind eine sehr große Bedeutung hat und Abstillen nicht nur bedeutet, die Muttermilch durch andere Nahrung zu ersetzen. Ich werde Ihnen nun einige Methoden vorstellen, die sich beim Abstillen eines älteren Babys oder Kleinkindes bewährt haben: Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Sie Ihrem Kind die Brust nicht von sich aus anbieten, aber auch nicht ablehnen, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Ihre Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Sie müssen die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Sie viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmen, die Ihrem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Sie Ihr übliches Verhalten in bestimmten Situationen verändern. Wenn Sie zum Beispiel sitzen bleiben anstatt sich hinzulegen, wenn Sie Ihr Kind zum einschlafen bringen. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal ist es sinnvoll, wenn der Vater das abendliche Zubettbringen übernimmt. Manchmal bringt es das Abstillen auch weiter, wenn Sie das Stillen immer dann, wenn Ihr Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschieben. Das können Sie flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Sie können auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Außerdem möchte ich Ihnen das Buch „Wir stillen noch - über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich. Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, danke für Deine schnelle Antwort. Meine Tochter wird noch voll gestillt. D.h., dass ich bis jetzt noch keine Mahlzeit durch eine andere Nahrung ersetzen konnte. Sie probiert unser Essen, trinkt ab zu Ihre Apfelschorle, o. ißt 2 - 3 Löffel Brei-das war´s aber schon. Sie verweigert alles was darüber hinaus geht. Am Anfang war ich verzweifelt, aber mittlerweile kann ich damit leben. Der Kinderarzt hat ein Bluttest gemacht, weil er meinte sie hätte einen latenten Eisenmangel, aber der Test war positiv-zum Erstaunen meines KA. Ich habe mir ein Limit gesetzt, wie lange ich stillen möchte und das habe ich jetzt von 1 auf 2 Jahre erhöht! Das einzige Problem was ich habe, dass ich bald 2mal die Woche morgens arbeiten gehen muß und ich nicht meine Maus hungern lassen möchte, weil ich es nicht zur Mittagsmahlzeit schaffe. Ich möchte sie auch mal vom Vater zu Bett bringen lassen (Familienbett!), um mal später nach Hause zu kommen etc. Es wäre einfach mal schön nicht dauernd auf die Uhr schauen zu müssen, wenn ich ohne meine Tochter unterwegs bin. Meinst Du soll ich es mal ausprobieren und einfach mal 1 - 2 Std. länger bleiben, um zu schauen ob sie ißt (mit Oma o. Papa)? Der Kinderarzt meinte ich soll sie einfach 2 Tage hungern lassen, dann würde sie schon essen! Total verrückt. Vielen Dank im voraus für Deine Hilfe. G + LM


Biggi Welter

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? Liebe G, sobald ein Kind irgend etwas anderes als Muttermilch an Nahrung oder Flüssigkeit bekommt, wird es nicht mehr voll gestillt, auch wenn die andere Nahrung mengenmäßig nur einen kleinen Anteil ausmacht. Oft wird jedoch gerade bei den „Häppchenessern" deutlich unterschätzt, wieviel diese Kinder insgesamt über den Tag verteilt tatsächlich zu sich nehmen. Zwei Tage hungern lassen ist natürlich Unsinn. Es spricht aber sicher nichts dagegen, die Tochter auch einmal länger als eine oder zwei Stunden beim Vater oder der Großmutter zu lassen und ihr dann auch von diesen für sie vertrauten Personen Essen anbieten zu lassen. Bei jemandem anderen essen viele Kinder häufig sehr viel besser, als bei der eigenen Mutter. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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