Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Langzeitstillen, wie geht es weiter

Frage: Langzeitstillen, wie geht es weiter

lieselotte1310

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Liebe Stillexpertinnen, ich brauche Ihren Rat. Meine Tochter ist 2 Jahre alt und ich stille sie noch. Bisher war es meistens eine schöne Sache, außer dass sie es mit Protestgeschrei quittiert, wenn ich sie nicht in der Öffentlichkeit stillen will. Momentan jedoch überlege ich tatsächlich, sie abzustillen, da es uns (meinen Mann und mich) gegenwärtig sehr belastet. Vor allem die Nächte sind sehr anstrengend. Wir schlafen im Familienbett, mein Kind schläft nicht ohne Brust ein. Ich weiß nicht genau warum (evtl. zahnt sie wieder mal aber man weiß es nicht genau), sie ist z. Z. weinerlicher als sonst und will sowohl tagsüber als auch nachts dauergestillt werden. Die Nuckelei nachts macht mich manchmal fast aggressiv. Irgendwie tut mir das auch leid, aber ich möchte auch mal schlafen! Tagsüber komme ich im Moment zu gar nichts, mein Haushalt und alle anderen Dinge bleiben liegen, weil sie NUR gestillt werden will. Ablenkungen funktionieren nur kurzzeitig. Mein Mann ist nachts auch gestört und bekommt zu wenig Schlaf. Alles in allem kann es so, wie es jetzt ist, nicht weitergehen. Sie haben mir einmal geraten, ich solle klar sein, wenn ich in bestimmten Situationen nicht stillen will. Leider wirkt das "Klar sein" nicht so, wie ich möchte. Es mündet zuverlässig in Zornausbrüchen und Geschrei, welches sich konstant steigert. Sie schreit sich dann richtig in Rage, weil sie ihre "Mimi" nicht bekommt. Krabbelgruppe, Treffen mit Bekannten, Kirchgang, alles muss dann von mir abrupt abgebrochen werden, wir verlassen die Veranstaltung vorzeitig, weil Madame einfällt, sie muss JETZT SOFORT gestillt werden und wenn sie das nicht bekommt, erfahren alle davon. Für mich ist das nicht mehr besonders schön. Ich lechze derzeit nach einem halben kinderfreien Tag, weil ich dann endlich mal durchschnaufen kann bzw. eine gewisse Grundordnung in meinen Haushalt bekomme. Wenn ich nicht da bin und sie z. B. bei ihrer Oma ist, ist alles überhaupt kein Problem. Sie isst ordentlich (bei mir isst sie fast gar nix festes), sie schläft ohne irgend etwas ein, sie spielt selbständig. Sobald ich jedoch zur Tür reinkomme, geht es los: Mimi, Mimi, Mimi, wie eine Verdurstende! Ich hatte immer vor, bedürfnisorientiert zu erziehen. Momentan sehe ich jedoch, dass die Kinder von anderen Müttern tatsächlich pünktlich ins Bett gehen, feste Nahrung zu sich nehmen und mit anderen Kindern spielen. Ohne dass diese Kinder in irgendeiner Art und Weise unselbstbewusst wirken oder verschüchtert. Mein Kind ist überdurchschnittlich ängstlich, spielt eher wenig mit anderen Kindern (ihre Hauptsorge ist eher, dass die anderen Kinder ihr nicht IHR auserkorenes Lieblingsspielzeug wegnehmen), isst schlecht etc. Entwickelt ist sie allerdings super laut Kinderarzt und ihr Gesundheitszustand ist top. Ich hatte bisher eine insgesamt sehr schöne Stillbeziehung mit meiner Tochter. Ich möchte das auch nicht mit Gewalt kaputtmachen oder es jetzt auf eine Art und Weise beenden, die für sie traumatisch sein könnte. Am liebsten wäre mir, wenn sie sich einfach allmählich abgestillt hätte. Für die Holzhammermethode eignen sich weder mein Mann noch ich. So wie es momentan ist, leiden aber alle drunter. Was raten Sie mir?


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe lieselotte1310, auch DU hast Bedürfnisse und dein Kind kann lernen, dass auch DIESE ernst genommen werden müssen. Du kannst deinem Kind ganz klar sagen, wo deine Grenzen sind, das hat nichts mit Willen brechen zu tun! WENN Du wirklich überzeugt bist, dass Du so nicht weitermachen kannst, dann ist das OKAY!!!! Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Sie wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, sie bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Sie ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Du kannst ganz langsam anfangen und sagen, dass Du nachts nur noch zweimal oder so stillst oder eben bis der Wecker klingelt, so kann dein Kind sich orientieren. Klar gibt es ein paar harte Nächte, aber das macht nichts. Wir können unseren Kindern nicht alle Wünsche erfüllen und dein Kind KANN lernen, dass Du eine Pause und deinen Schlaf brauchst. Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße, Biggi


lieselotte1310

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Vielen Dank, liebe Frau Welter. Werde ich umgehend probieren! Tausend Dank! Liebe Grüße Lieselotte


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