Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Langzeitstillen und die anderen...

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Langzeitstillen und die anderen...

dinsa

Liebe Biggi,liebe Kristina, Im Moment habe ich mal wieder eine Phase,wo ich nicht weiß,ob ich das alles so richtig mache. Er wird nächsten Monat zwei Jahre alt. In meinem Bekanntenkreis stillt niemand und wenn,dann nur ganz kurz. Ich weiß,dass ichmeinem Kind das Natürlichste gebe und kenne auch durchaus die Vorteile. LLeider kann ich mich aber nie damit durchsetzen,wenn wieder eine Diskussion über das Stillen nach dem 6.Monat geführt wird. Mittlerweile erzähle ich es auch gar nicht mehr und versuche bestimmte Situation zu meiden,damit es keiner mitbekommt. Er möchte halt oft,wenn er müde wird usw. Mich macht es traurig,dass ich nicht sagen kann:wir stillen immer noch!! Warum lass ich mich von den anderen Müttern unterbuttern? Ich stille gerne und dass ich überhaupt so lange stille,hätte von mir keiner gedacht. Ich bin da teingewachsen und auf mein Kind eingegangen. Ich mag mir auch nicht immer anhören,du musst beim Abstillen auch mit Protest rechnen. Das kann ich auch sagen,wenn das Kind ein ruhigeres Temperament hat und nicht so viel einfotdert. Meine Hebamme sagte mir damals,dass man mit sechs Monaten abstillt. Dieser Versuch ist bei uns total gescheitert und ich war froh,mein eigenes Ding gemacht zu haben. Bis heute. Doch nun kommt das 3. Lebensjahr und ich merke,dass mich diese Unverständnis der anderen traurig macht. Dabei bin ich eigentlich stolz,es meinem Sohn bis jetzt ermöglivht zu haben. Er ist sehr temperamentvoll und ich genieße das Runterfahren beim Stillen. Ich möchte aber nicht immer Panik haben,sobald jemand das Thema anspricht. Ich möchte gerne schlagfertiger sein und es eigentlich nicht verheimlichen. Bis um die 15 monate bin ich offen damit umgegangen. Ich kenne zwar auch eine,die genauso lange stillt,aber auch sie ist nun dabei abzustillen. Irgendwie habe ich Angst,dass er sich doch nicht von allein abstillt und ich doch nachhelfen muss,um ihn,wie alle sagen,selbständiger werden zu lassen und ihn nicht an mich binde. Dabei kenne ich auch viele,die nicht stillen und da schläft das Kind auch nur mit und bei Mama ein. Er hat mir eigentlich immer gezeigt,wann er bereit ist.sei es,dass er als baby nicht mehr auf mir schlafen wollte,wann ich auch mal länger weg sein konnte,wann er autofahren kann usw. Ohne Druck habe ich ihn machen lassen... !!! Es nervt mich halt an mir,dass ich weiß,dass es gut ist,aber andere mich runterziehen mit ihrer Meinung und mich als Unnormal hinstellen. Ich weiß,dass ich mir von den Meinungen der anderen nichts kaufen kann,aber es tut echt weh und ich kann mich dann nicht durchsetzen,so dass ich es lieber verheimliche. Ich fange bald wieder an zu arbeiten. Dort wurde auch schon über mich geredet. Konnte an einer Schulung nicht teilnehmen,da er mich nachts braucht. Die stillt immer noch usw. Die werden mich jetzt auch fragen bestimmt. Muss man beim nächtlichen Stillen wirklich nicht nachhelfen und erledigt sich das von allein,da ja auch viel Gewohnheit mit dabei ist? Er hält den ganzen Tag ohne stillen aus,wenn ich nicht da bin.. aber ich würde auch gerne mal mit ihm den ganzen Tag irgendwo verbringen,ohne,dass er immer bei Müdigkeit z.B. an die Brust will und es jeder mitkriegt. Aber er schläft halt nur so ein. Bei meinem Mann würde er mittags wach bleiben oder im Auto schlafen,aber nicht am Shirt ziehen ;-). Abstillen möchte ich wg.andere leute nicht. Ich hoffe,ihr könnt mir ein paar stärkende Worte geben,damit ich weiterhin mein Ziel verfolgen kann: so lange Mutter und Kind es wollen. Das war jetzt viel zum Lesen. Ich danke euch herzlich für eure Antwort und bin froh,dass ihr diese Arbeit macht!!!


Liebe dinsa, ich kann deinen Frust so gut nachvollziehen. Viele von uns mussten da durch. Ich selbst wollte auch nie mehr schaffen als die üblichen 6 Monate, doch meine Tochter wusste genau, dass sie andere Milch nicht verträgt und weigerte sich viele Monate, etwas anderes zu trinken. Dann kam der Gedanke: "Warum sollte meine Milch 6 Monate lang gut sein und jetzt auf einmal schlecht? Warum sollte das Stillen meinem Kind plötzlich nicht mehr gut tun?" Na ja, und so wurden es 3 1/4 Jahre... Die gesamte Umgebung versuchte mir klarzumachen, was für ein schlimmer Fehler das sei, und ich bekam die gruseligsten Geschichten zu hören. Jetzt, 12 Jahre später, sehe ich auf mein Kind und sehe, dass sie "gut" geworden ist. Kein Schaden. Keine psychische Abhängigkeit von der Mutter. Selbstständig, stark und kompetent... Es war also nichts dran an den Vorurteilen der Umwelt. Was macht einen Menschen denn wirklich stark? Dass unsere Bedürfnisse, Ängste, Schwächen ignoriert oder unterdrückt werden, oder dass sie wahrgenommen, akzeptiert, ernstgenommen werden und wir das bekommen, was uns gut tut? In der Bindungspsychologie unterscheidet man verschiedene Bindungstypen, wobei die "sichere Bindung" die ist, die für das Kind am besten ist. "Ein sicheres Bindungsmuster wird mit einer feinfühligen mütterlichen Eingehensweise auf die Bindungsverhaltensweisen ihres Kindes in Verbindung gebracht. Feinfühligkeitwird umschrieben als eine aufmerksame Wahrnehmung der Bedürfnisse des Kindes,die richtige Interpretation seiner Äußerungen und die prompte und angemesseneReaktion auf die kindlichen Signale (Ainsworth, Bell, & Stayton, 2003b, S. 193-200). (...) Die Kinder erleben so ihre Bindungsperson als verlässlich und vertrauenswürdig und sich selbst als jemanden, der etwas bewirken kann (Ainsworth, 2003, S. 322-325; Ainsworth, et al., 2003b, S. 193-200). (...) Eine sichere Bindung wird im Vergleich zur unsicheren Bindung als optimalere Bedingung zur kompetenten Bewältigung von anstehenden Entwicklungsaufgaben über den Lebenslauf hinweg gesehen (Grossmann, Keppler & Grossmann, 2003, S. 96)." Das ist mal ein bisschen Theorie, die dich darin bestärken soll, dass deine Herangehensweise für dein Kind keineswegs schädlich ist (sofern du nicht zu jenen Müttern gehörst, die ihrem Kind ALLES "durchgehen" lassen...). Ich denke, unsere Umwelt handelt in erster Linie aus eigenen unbefriedigten Bedürfnissen heraus, denn wer von unserer Generation ist schon liebevoll begleitet worden. Wer musste nicht in irgendein Schema passen? Zu beobachten, dass ein Kind anders aufgezogen wird, weckt den Schmerz im eigenen Sein... Im Grunde sind es wirklich in erster Linie Vorureile und eigene Ängst, die die Kritiker bewegen. "Man tut das nicht" ist leicht gesagt, wenn du aber mal nachfragst, warum eigentlich nicht, dann wirst du oft keine wirklich "gute" Antwort bekommen... Fakt ist: Die wenigsten Kritiker wollen sich WIRKLICH mit dem Thema auseinandersetzen. Darum bringt es oft nichts, wenn du versuchst, ihnen mit Argumenten zu begegnen. Es kann für dich selbst sinnvoller sein, das Thema anderen gegenüber mit Ironie anzupacken. Wenn dich also deine Kollegen fragen: "Na, hast du endlich abgestillt und kannst wieder aus dem Haus" könntest du antworten "Ehrlich gesagt: Nein, aber ich habe mich schnell davon gemacht und bin froh, dass ihr mir jetzt helfen könnt. Sollte mein Telefon klingeln und xx (dein Kind) ist dran, sagt ihm bitte, ich sei nicht da." Oder: "Ich glaube, ich werde nie abstillen. Jetzt mache ich einen Langzeitversuch, ob ich es schaffe, ihn bis zur Hochzeit weiterzustillen". Oder: "Ich wusste immer, ich bin ein schräger Vogel". Ich kann dir ein schönes Buche empfehlen, mit viel Humor geschrieben: "In Liebe Wachsen" vom spanischen Kinderarzt Carlos Gonzáles, erschienen bei La Leche Liga Deuschland und auch dort im Shop zu bekommen (oder über den Buchhandel, amazon etc.). Und im Anhang findest du einen Text mit vielen hilfreichen Argumenten FÜR das lange Stillen. Dein Herz liegt richtig, du macht das, was gut ist. Schau doch mal, ob es eine (LLL-) Stillgruppe in deiner Nähe gibt. Dort findest du Frauen, die ähnlich denken wie du, und kannst erleben, dass du nicht allein bist, wenn du dich "gegen den Strom" stellst :-) LIeben Gruß, Kristina „Was Du stillst noch?" Stillen des „älteren" Säuglings Elizabeth Hormann, IBCLC Vortrag, gehalten am Berlin Brandenburgischen Stillseminar, Berlin, 25. Oktober 1997 Wenn wir die Abstillkurven von 64 Gesellschaften (nicht USA und Europa) vergleichen, zu einer Zeit, als wenig kommerzielle und westliche Einflüsse das traditionelle Ernährungsmuster störten, so machen wir interessante Feststellungen: So gut wie keine dieser Gesellschaften hat ihre Kinder vor einem Jahr abgestillt. Bis 2 Jahre war es ein relativ kleiner Prozentsatz der Kinder, der keine Muttermilch mehr bekam. Dies stieg im nächsten halben Jahr rapid an. Bis zum dritten Geburtstag wurden immer noch über ein Viertel der Kleinkinder gestillt; die Restlichen stillten sich zum größten Teil im nächsten Jahr ab; einige wenige haben erst im fünften Lebensjahr die Stillbeziehung ganz beendet. Auch in den USA gab es immer langzeit gestillte Kinder, aber die Proportionen sind ganz anders. Die überwiegende Mehrheit ist in den frühen Lebensmonaten ganz abgestillt worden; bis zum ersten Geburtstag gingen 90% nicht mehr an die Mutterbrust. Die Beantwortung der Frage, wie es dazu gekommen ist, dass Kinder in Industrieländern im Vergleich zu denen in anderen Länder auf der Welt und im Vergleich zu den meisten Kindern im Laufe der Geschichte der Menschheit so früh abgestillt werden, würde den Rahmen dieses Referats sprengen. Sie besteht aus einer Kombination von geschichtlichen, kulturellen und kommerziellen Faktoren. Was ich hier darlegen möchte, sind die wissenschaftlichen Begründungen für die Fortsetzung des Stillens nach den ersten Lebensmonaten, in denen die Vorteile des Stillens mehr oder weniger unbestritten sind. Die ersten 6 Monate Muttermilch hat alles, was ein Baby braucht, um sich optimal körperlich und geistig zu entwickeln. Es geht vor allem um die Entwicklung des Gehirns und nicht darum, das möglichst größte Baby in kürzester Zeit zu produzieren. Der niedrige Eiweissgehalt der Muttermilch ist unter anderem dafür ein Vorteil. Aus der Erfahrung mit künstlicher Babynahrung mit hohem Eiweissgehalt wurde festgestellt, dass solche Nahrung nicht nur zum schnellen Körperwachstum das erstrebte Ziel führte, sondern auch zu hohen Aminosäurewerten im Blut, die eine permanent negative Auswirkung auf das Zentralnervensystem haben könnten (Cunningham 253). DHA (Docosa Hexanoic Acid), eine langkettige Aminosäure, einzigartig in der Muttermilch, sammelt sich im Gehirn (und in der Retina) und ist für deren strukturelle Entwicklung wichtig (Cunningham 254). Diese und sämtliche anderen wissenschaftlichen Entdeckungen sind die Theorie, aber wie sieht es in der Praxis aus? Stillende Mütter haben immer geglaubt, dass ihre Kinder deswegen klüger seien als die Nachbarskinder, die künstliche Babynahrung bekamen. Jetzt gibt es Forschungen, die diese Behauptung zu bestätigen scheinen. Frühgeborene, die in den ersten Lebenswochen die Milch der eigenen Mutter durch Sonde bekommen hatten, hatten nach 8 Jahren durchschnittlich 10 Punkte mehr auf der 10 Skala als die Kinder die künstlich ernährt worden waren (Cunningham 254). Weil diese Studie nur die Muttermilchernährung ohne das Stillen an der Brust erfasst hat, hat sie effektiv die Interaktionen zwischen Mutter und Kind als Faktor in der intellektuellen Entwicklung ausgeklammert und dabei die Vermutung bestätigt, dass Muttermilch per se das Wachstum des Gehirns und Zentralnervensystems positiv beeinflusst. Das gestillte Kind hat nicht nur ein ganz anderes Gehirn und Zentralnervensystem; auch seine Körperentwicklung verläuft anders. Gestillte Kinder haben eine Tendenz, etwas weniger zu wiegen als künstlich ernährte Kinder. Das Fettpolster ist anders aufgebaut und durch den natürlichen Sättigungsmechanismus lernen sie, ihren Appetit zu steuern. Haut und Muskulatur fühlen sich bei Stillkindern anders an (Stuart Macadam 20). Unterschiede im Blutbild und in der Darmflora sind messbar. Nicht nur dank den nutritiven Komponenten, sondern auch wegen der bioaktiven Zusammensetzung Immunfaktoren, Enzyme, Wachstumsfaktoren und Hormonen, die in der Muttermilch einzigartig sind hat das Stillkind lebenslänglich einen anderen Körper als seine nicht gestillte Kohorte, also flaschenernährte Kinder. Um nur einen Faktor unter die Lupe zu nehmen: Die Rolle der Immunfaktoren ist auch in Industrieländern nicht unerheblich. Kurzfristig und langfristig stimuliert das Stillen den Aufbau und die Steuerung des Immunsystems des Kindes und bietet Schutz gegen die Entwicklung sowohl von Autoimmun und Herzkranzarterienkrankheiten als auch vor Allergien. All dies sind mehr als genug Gründe, ein Kind 6 Monate voll zu stillen. Aber welche Vorteile hat es, das Stillen danach fortzusetzen? Stillen bis ca. ein Jahr Ab Mitte des ersten Lebensjahrs zeigt das Kind großes Interesse an dem, was seine Mitmenschen essen. Wird es ihm nicht angeboten, drückt es sein Missfallen ganz deutlich aus ein intellektueller Sprung, aber auch eine Reaktion auf Körpersignale, dass die Zeit gekommen ist, seinen gastronomischen Horizont etwas zu erweitern. Das heißt aber nicht, dass Muttermilch plötzlich nicht mehr wertvoll ist. Sie bleibt während dem ersten Lebensjahr und oft darüber hinaus das wichtigste Nahrungsmittel, nach wie vor eine Quelle von hochwertigen Kalorien, Eiweiss, Vitaminen und Mineralien. Die nächsten sechs Monate oder länger sind eine Kennenlernzeit, in der feste Nahrung Muttermilch ergänzt, aber nicht ersetzt. Auch der Immunschutz und die Entwicklung des Zentralnervensystems wird im zweiten Halbjahr fortgesetzt. Hier gilt das Prinzip von dosisbezogener Auswirkung. Bei der o.g. Studie mit Frühgeborenen war ein Verhältnis ganz eindeutig. Je mehr Muttermilch, desto höher der IQ Wert (Stuart Macadam 18). Die Verbindung zwischen Muttermilchdosis und der Wahrscheinlichkeit der Entwicklung bestimmter Krankheitsbilder ist noch klarer. • Allergien Kinder, die 6 Monate oder länger gestillt wurden, haben weniger Allergien (5%) als die, die weniger als 6 Monate gestillt wurden (36%) (Strimas JH, Chi OS, 1988). • Haemophilus Influenza Typ B Stillen länger als sechs Monate schützt gegen diese Krankheit (Takala, AK et al 1989). • Otitis media Stillen länger als sechs Monate reduziert Otitis media drei bis fünffach bis zum Alter von 27 Monaten (Teei, DW, Klein, JO, Rosner, B, 1980). • Malocclusion Als die Stilldauer von 12 auf 3 Monate reduziert wurde, stieg die Prävalenz von Malocclusion von 3% auf 16% (Labbok, MH und Hendershot, GE, 1987). • Lymphoma in der Kindheit Für Kinder unter 15 Jahren ist das Risiko fünf bis achtfach höher, wenn sie weniger als 6 Monate (oder gar nicht) gestillt wurden (Davis MK, Savitz, DA und Graubord, BI, 1988). • Diabetes Wenn Kinder 12 Monate oder länger gestillt wurden, ist die odds ratio für die Entwicklung dieser Krankheit 0.54 im Vergleich zu nicht gestillten Kindern. • Multiple Sklerose Ein zwei bis dreifach erhöhtes Risiko für Multiple Sklerose entsteht, wenn ein Kind weniger als 7 Monate oder gar nicht gestillt wurde. Stillen im zweiten Lebensjahr und danach Was spricht für das weitere Stillen nach dem ersten Geburtstag? Überraschend viel: Ernährung, z. B.: Zwischen dem 6. und 24. Lebensmonat beträgt die Muttermilchmenge rund 500 ml täglich. Sie kann also einen großen Teil der Kalorien, die ein Kind in diesem Alter braucht, liefern. Im Notfall kann die Milchmenge gesteigert werden und auch ein Kind, das normalerweise Beikost isst, kann wieder ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden. Muttermilch liefert 70 Kilokalorien pro 100 ml zweimal die Energiedichte eines Abstillbreis. Kinder im zweiten Lebensjahr können ihren Energiebedarf zu 31% durch Muttermilch decken. Stillkinder im Alter von 13 18 Monaten erhalten bei gleicher Nahrungsmenge 25% mehr Energie als nicht gestillte; ältere Kinder erhalten 17% mehr. Je nach Studie gibt es auch Hinweise darauf, dass Muttermilch noch mehr Energie im zweiten Lebensjahr liefern könnte. Eine Studie aus Uganda machte deutlich, dass dort die Energiebedürfnisse in dieser Lebensphase durch Muttermilch zu 53% gedeckt wurden. Wenn man daran denkt. wie wenig viele Kinder im zweiten Lebensjahr essen sie haben einfach keine Zeit; die Welt ist dafür viel zu interessant sind diese Ergebnisse nur logisch. Wenn ein Kind vor dem zweiten Geburtstag abgestillt wird, braucht es selbstverständlich viel mehr feste Nahrung als vorher laut einer Studie wurden die anderen Nahrungsmittel um 60% erhöht und auch das reicht nicht immer aus. Unter Umständen kann ein abgestilltes Kind unter einem Energiedefizit leiden einem 28%igen Defizit laut einer Studie von 1982. Eine andere Studie zeigte, daß nicht gestillte Kinder nur 84% der vorgeschlagenen Kalorieneinnahme hatten, während noch gestillte Kinder 108% der optimalen täglichen Kalorien zu sich nahmen. Bioverfügbarkeit, Vitamine und Mineralien Die Kalorien der Muttermilch sind keine leeren Kalorien. „Muttermilch bleibt auch die wichtigste Quelle an hochqualitativem Eiweiss, Vitaminen und anderen Nährstoffen" (Helsing und King, 1982). Hochqualitativ und gut bioverfügbar. Wieviel eines Nährstoffes in der Milch ist, ist nicht die interessante Frage. Wir müssen danach fragen, wie bioverfügbar er ist. Es nutzt also nichts, wenn der Nährstoff nur da ist und das Kind nicht darüber verfügen kann. • Eiweiss wird in der Muttermilch besonders gut absorbiert. Im zweiten Lebensjahr deckt Muttermilch die Eiweissbedürfnisse zu 38%. Und die Ergebnisse bei den Vitaminen und Mineralien sind noch eindrücklicher: • Vitamin A wird im zweiten Lebensjahr 100%ig durch Muttermilch gedeckt. In Entwicklungsländern kann dies besonders wichtig sein. Es wurde da festgestellt, dass nicht gestillte Kinder einem sechs bis achtfach höheren Risiko an Xerophthalmie (einer Vitamin A MangelErkrankung des Auges) zu erkranken ausgesetzt sind als gestillte Kinder. Der Schutz bleibt auch nach dem Abstillen erhalten. • Eine tägliche Einnahme von 500 ml Muttermilch liefert 19 mg Vitamin C, 95% der Menge, die Kinder im zweiten Lebensjahr brauchen (Armstrong, 1987). Gegen Ende des ersten Lebensjahres ist die Vitamin CKonzentration der Muttermilch 3,3 mal höher als im Blutplasma der Mutter. Selbst wenn die Mutter erniedrigte Vitamin C Werte hat, wird es in der Milch bis zu 6 12fach angereichert. Stillkinder erhalten so höhere Konzentrationen an Vitamin C als Kinder, die mit Vitamin C angereicherter künstlicher Babynahrung, Gemüse und Früchten ernährt werden. • Eisen ist zu 50% in der Muttermilch im zweiten Lebensjahr erhalten, Kalzium zu 44%, Niacin zu 41 %, Folsäurezu 26% und Riboflavin zu 21%. Eisen ist eines der wichtigen Beispiele der Bioverfügbarkeit. Es ist zwar niedriger in der Muttermilch als in der Kuhmilch, nur wird es aus der Muttermilch zu rund 70% absorbiert (vgl. 10% in Kuhmilch), so dass ein Stillkind besser mit Eisen versorgt ist als ein nichtgestilltes Kind. Immunfaktoren Immunfaktoren sind auch noch wichtig. Früher wurde angenommen, dass nur im Kolostrum sehr hohe Anteile bereitstünden, die sich im Verlauf der Laktation zurückbildeten und nach sechs Monaten nur noch von geringer Bedeutung seien. Heute ist bekannt, dass die Immunglobulinmengen nach dem sechsten Monat steigen, offensichtlich als Reaktion auf die absinkende Milchmenge. Mit 20 Monaten entspricht der Spiegel von IgA und IgG der Höhe, die nach einer Laktationsdauer von zwei Wochen gemessen wurde. Wenn wir darüber nachdenken, ist es auch ganz logisch, dass einige Schutzfaktoren in dieser Zeit steigen, weil Kinder ab sechs Monaten sehr mobil werden; sie kommen überall hin und stecken die unmöglichsten Dinge in den Mund. Sie brauchen viel Schutz. Dieser Schutz erfolgt durch verschiedene Immunfaktoren in der Muttermilch, darunter: Lysozym, ein unspezifischer antimikrobieller Faktor wird in Muttermilch angereichert und erreicht in einigen Fällen nach 12 Monaten die gleiche Menge wie im Kolostrum. Nach neueren Untersuchungen weiss man, dass es bis zum 25. Lebensmonat des Kindes' ansteigt und erst dann abfällt. 1 ml Muttermilch enthält rund 4000 lebende Zellen (überwiegend Lymphozyten und Makrophagen) , die das Wachstum von Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten hemmen. Der Bifidusfaktor in der Muttermilch fördert nach wie vor das Wachstum des Lactobazillus bifidus im kindlichen Darm, so dass sich Staphylokokken gar nicht erst ausbreiten können. Interferon, ein antiviraler Faktor, und Laktoferrin, das durch seine Eisenbindung ein Wachstum von E. coli, Staphylokokkus aureus und einigen Candidapilzen verhindert, sind ebenfalls in der Muttermilch enthalten. Laktoferrin zeigt kontinuierlich ansteigende Werte. Wie wichtig ist dieser immunologische Aspekt für das ältere Stillkind? Diesbezüglich ist die Studie von Chandra aus Kanada sehr interessant, weil seine Studienobjekte gesunde Kinder der Mittelklasse in einem gut entwickelten Industrieland waren. 60 Kinder wurden über einen Zeitraum von 24 Monaten untersucht. Im Hinblick auf drei übliche Erkrankungen fand er erhebliche Unterschiede bei deren Auftreten bei gestillten und künstlich ernährten Kindern : Atemwegserkrankungen auf 10 gestillte Kinder kommen 23 Flaschenkinder Durchfall auf 10 gestillte Kinder kommen 35 Flaschenkinder Mittelohrentzündungen auf 10 gestillte Kinder kommen 95 Flaschenkinder Nach der Einführung fester Nahrung, sind Stillkinder besonders in Entwicklungsländern für Durchfall anfällig. In Bangladesch wurden noch gestillte Kinder und nichtgestillte Kinder zwischen 6 und 35 Monaten bezüglich Durchfallerkrankung verglichen. Die Energieaufnahme bei nicht gestillten Kindern fiel um 40%; bei gestillten Kindern blieb sie fast unverändert. Die Stillkinder bekamen auch 2,5 mal soviel Eiweiss wie die nicht gestillten. Bei Durchfall ist ein Appetitverlust häufig auch in Industrieländern. Doch viele Stillkinder trinken sehr gerne, auch wenn sie sonst keinen Appetit haben. Es wird vermutet, dass das hochqualitative Eiweiss in der Muttermilch dazu führt, dass ein krankes Kind wieder Appetit auf Kohlenhydrate hat, die für die Gewichtszunahme so wichtig sind (Armstrong, 1987) und dies ist bei unseren Kindern auch nicht unwichtig. Das „natürliche" Abstillalter Aus dem bisher Gesagten ist klar geworden, dass Muttermilch ihre Nahrungs und immunologischen Werte behält, so lange sie produziert wird. Trotzdem muss die Stillbeziehung irgendwann zur Ende kommen aber wann? Die Anthropologin Katherina Dettwyler hat versucht, durch kulturvergleichende Studien und durch Vergleiche der Säugetiere untereinander diese Frage in etwa zu beantworten. Ich werde hier auf die Vergleiche der Säugetiere verzichten obwohl sie hoch interessant und überzeugend sind, und nur kulturenvergleichende Studien berücksichtigen. Auf ihrer Suche nach einem "hominiden Entwurf" (hominide blueprint) für das „natürliche" Abstillalter hat sie verschiedene Kriterien angeschaut: • Alter, in dem das Kind das Geburtsgewicht vervierfacht hat • Alter, in dem das Kind ein Drittel des durchschnittlichen Erwachsenengewichts erreicht hat • Bezug auf das Gewicht einer erwachsenen Frau (Abstillalter in Tagen = 2,71 mal das Gewicht einer erwachsenen Frau in Gramm) • Vergleich zu Schwangerschaftswochen (6 x Schwangerschaftswochen auf vergleichenden Primatendaten basiert. • Alter beim Durchbrechen der ersten bleibenden Backenzähne. Nach keinem der Kriterien würde ein Kind unter 2,3 Jahren abgestillt und die Grenzen reichen bis 6 Jahre für Mädchen und 7 Jahre für Jungen. Sechs Jahre übrigens ist der Zeitpunkt, wann das eigene Immunsystem des Kindes reif und eigenständig wird. Bis zu diesem Punkt, schreibt Dr. Dettwyler, können die Lymphokine in der Muttermilch die aktive Immunantwort sowohl im Serum als auch sekretorisch steigern (Dettwyler, 56). Ist die Idee, dass Muttermilch eine positive Auswirkung auf das Immunsystem des Kindes bis zu 6 Jahren haben könnte, so weit hergeholt? Ganz und gar nicht. Gespendete Muttermilch als Behandlung für verschiedene Krankheitsbilder ist mittlerweile weit verbreitet: • Marinkovich (1988) behandelt IgA lnsuffizienz mit 100ml frischer Frauenmilch täglich • Asquith berichtet über den Einsatz von Frauenmilch bei der Therapie für Leukämie oder Knochenmarktransplantation • Erichson (1990) berichtet, dass verbrannte Kinder Frauenmilch besser vertragen als die übliche hypermolekulare Nahrung und • Wright benutzt mit Erfolg frische Frauenmilch für Erwachsene in den ersten Tagen nach Lebertransplantation (Springer, persönliche Kommunikation, 1996). Ist es so schwierig zu glauben, dass die Milch der eigenen Mutter lange Zeit. bis ins Schulkindalter als effektiver Stimulus für das kindeseigene Immunsystem dienen kann? Sollten wir unsere Abstillvorschläge so hoch setzen? Nicht unbedingt. Die Vorschläge bleiben nach wie vor die Gleichen: „Im Idealfall wird die Still beziehung fortgesetzt, bis das Kind ihr entwachsen ist" (Grundsatz 6, La Leche Liga). Das eine Kind wächst aus seinem Stillbedürfnis früher, das andere später hinaus. Weil das Stillen eine Partnerschaft ist, spielen auch die Bedürfnisse der Mutter eine Rolle. Wir möchten hier keine neue Vorschriften erstellen, sondern durch das Anschauen der wissenschaftlichen und anthropologischen Daten einen erweiterten Blick für das „normale" Abstillalter und eine grössere Toleranz für die Mütter, deren Stillpraktiken von der kulturellen Norm abweichen schaffen. Ich hoffte, mit diesem Referat dazu beigetragen zu haben. REFERENZEN Bradley, J., Baldwin, S., Armstrong, H. Breastfeeding: a neglected household Ievel weaning food resource. in Alnwick D., Moses S., Schmidt OG. (eds.) Improving young child feeding in eastern and southern Africa' Household Ievel feod technology. International Development Research Centre. Ottawa, Canada IDRC 265e 1988 Chandra, RK. Prospective studies of the effect of breastfeeding on incidence of infection and allergy. Acta Paediatr Scand. 68 :691 694 1979 Cunningham, AS. Breastfeeding: adaptive behavior fot child health and longevity in Stuart Macadam P. and Dettwyler KA. Breastfeeding' Biocultural Perspectives New York: Aldine de Gruyter, 1995. Davis MK., Savitz DA., Graubard BI. Infant feeding and childhood cancer I.an.cet 2: 365 3868 1988 Dettwyler KA. A time to wean: The hominid blueprint fot the natural age of weaning in modern human populations in StuartMacadam P. and Dettwyler KA. Breastfeeding' Biocultural Perspectives NewYork: Aldine de Gruyter, 1995. Helsing E. and King FS.. Breastfeeding in practice Oxford University Press, Oxford, UK. 1982 Labbok MH., Hendershot GE. Does breastfeeding protect against malocclusion? An analysis of the 1981 child health supplement to the National Health Interview Survey Am J Prev Med 3: 227232 1987 Mayer EJ., Hamman RF., Savitz DA. et sI. Reduced risk of insulin dependent diabetes mellitus (lDDM) among breastfed children Diabetes 37: 1625 1632 1988 Pisacane AN., Impagliazzo M., Russo R. et sI. Breastfeeding and multiple sclerosis British Medical Journal 308: 1411 1412 1994 Strimas JH., Chi DS. Significance of IgE level in amniotic fluid and cord blood fot the prediction of allergy. Ann Allergy 61: 133 136 1988 Stuart Macadam P. Biocultural perspectives on breastfeeding in Stuart Macadam P. and Dettwyler KA. Breastfeeding: Biocultural perspectives. New York: Aldine de Gruyter, 1995 Takala AK., Eskola J., Palmbren J. et sI. Risk factors of invasive Haemophilus influenzae type b disease among children in Finland J.Pediatr. 115:694 701 1989 Teele DW, Kleine JO., Rosner B. Beneficial effects of breastfeeding on duration of middle ear effusion (MEE) after first episode of acute otitis media (AOM) Pediatr. Res. 14:494 1980


Allina

Hallo liebe dinsa, Liebe Dina, ich kann deine Gefühle gut verstehen! Ich gehe allerdings (meist) sehr offen mit damit um und konnte zumindest einer Mama damit schon Mut machen (sie stillt ihre Tochter nun 2 Jahre). Bei den Leuten, wo ich weiß, dass Sie es ganz gruselig finden, halte ich mich zurück und versuche mich neutral zu halten. Alles Andere macht keinen Sinn. Mein kleiner Schatz wird im Februar 3 und an ABSTILLEN ist wirklich nicht zu denken. Vor der Geburt habe ich auch gedacht "mal sehen, ob ich es schaffe, 6 Monate zu stillen"...weil man ja immer hört "ich konnte nicht stillen, ich hatte zu wenig Milch". Also Langzeitstillen stand wirklich nicht auf dem Plan! :-) Als mein Sohn dann aber da war, lief das mit dem Stillen ganz prima. Nur die Aussenwelt war das Problem! Von Anfang an wurde gesagt: "Du musst deinem Kind Tee geben, er braucht einen Schnuller, nach 6 Monaten kannst du endlich aufhören mit stillen, dann macht es keinen Sinn mehr etc". Mein Bauch sagte aber immer etwas Anderes. Und ich fand diese Aussagen auf die Dauer auch ganz schön verletzend, weil meine Meinung niemand hören wollte. Aber es funktionierte auf meine Weise! Zum Glück habe ich weiter auf mein Bauchgefühl gehört und mich dazu immer mehr schlau gemacht.(z.B. haben wir auch den Kinderwagen abgeschafft, weil er darin immer weinte. Leider haben wir es erst nach dem 3. Modell gerafft, dass es nicht am Kiwa liegt...Er wollte einfach nur bei Mama sein!). Ich gebe dir Recht, es ist gar nicht einfach, allein gegen den Strom zu schwimmen. In meiner Familie steht eigentlich nur mein Mann hinter mir. Aber weil es in unserer Region so "unnormal" ist, lässt er sich durch den Druck in letzter Zeit auch oft beeinflussen und meint dann auch "wir müssten doch langsam abstillen." Mein Bauchgefühl sagt im Augenblick aber auch, dass unser Kleiner noch nicht bereit dafür ist. Ich bin der Überzeugung, die Natur regelt das schon! Das es so ist, konnten wir in den letzten 2,5 Jahren immer wieder erfahren. Ich hoffe, ich konnte dir etwas Mut machen und bin gespannt noch einmal von dir zu lesen! GLG


dinsa

Liebe Allina, hab' vielen Dank für deine aufbauenden Worte. Das ist wirklich sehr lieb und macht mir wirklich Mut. Es gibt auch Tage, da bin ich viel stärker und dann kommen wieder Tage, wo mich so etwas total mitnimmt. Man wird hingestellt, als würde man etwas Falsches tun und mir fehlt einfach die Schlagfertigkeit für eine Diskussion. Dabei möchte ich eigentlich gar nicht diskutieren, doch ich möchte es auch nicht im Raum stehen lassen und gute Argumente bringen. Doch die fallen mir meist nicht ein und ich reagiere dann gereizt. Mein Mann steht zum Glück auch völlig hinter mir und auch meine Eltern finden es toll, so wie ich es manche. So wie du sagst, von Anfang an bekommt man die gutgemeinten Ratschläge. Abstillen mit 6 Monaten, Schnuller usw. Und die Reaktionen: Wie dein Kind mag kein Autofahren. Jedes Kind fährt gerne Auto. Wie dein Kind mag nicht im Kinderwagen liegen - das mag jedes Kind. Trage es bloß nicht so viel, du wirst ihn immer schleppen müssen. Genau, mit 10 werde ich ihn immer noch im Tragetuch tragen :). Es hat sich wirklich alles immer von allein geregelt. Aber man steht ständig im Scheinwerferlicht und bekommt Dinge gesagt... . Es ärgert mich, dass man es einfach nicht genießen kann und sich damit beschäftigt. Irgendwann, wenn die Stillzeit vorbei ist, dann werde ich mich nochmals ärgern, wieviel Nerven es gekostet hat, mit der Aussenwelt zurecht zu kommen - doch dann ist man schlauer und weiß es 100 %ig, dass sich alles von alleine regelt. Doch dann ist die Zeit vorbei. Ich finde es toll, dass du deinen kleinen Mann so machen lässt, wie er es möchte und wie es für euch gut ist. VIELEN DANK FÜR DEINE WORTE!!! Ich werde weiterhin MEIN Ding machen! Ich habe mich wirklich sehr über deine Zeilen gefreut!!! Alles Liebe für euch und eine weiterhin schöne Stillzeit!!!


Mitglied inaktiv

Liebe Dinsa, was Du schreibst, erleben viele Frauen, die länger stillen, und länger fängt ja zum Teil schon bei 4 Monaten an. ;-) Meine Erfahrung nach 23 Monaten stillen ist, dass Humor ganz nützlich ist und man damit leben kann, die eigene Begeisterung und die schönen Gefühle diesbezüglich nur mit Gleichgesinnten zu teilen. Die meisten Leute haben ihre eigenen Gründe, warum sie Dich mit Deinem Stillkind an dieser Stelle ablehnen und Dir Gegenwind machen. Sie wurden vielleicht selbst nicht gestillt, haben selbst unglückliche Stillerfahrungen etc. Gerade ältere Frauen haben es da in ihrer Zeit wirklich nicht leicht gehabt. Wenn man das weiß, kann man das Problem bei den Leuten lassen und eigene andere Wege gehen. Es gibt immer mehr Frauen, die in Bezug auf ihre Kinder ihrem Instinkt trauen, das hast Du ja auch so schön hinbekommen, trotz allem! Du findest sie in Stillcafes, hier im Stillforum oder hier bei Biggi und Kristina. Man muss ein bisschen suchen. Mit denen tausche Dich darüber aus, die anderen müssen damit leben, dass sie nicht einverstanden sind mit Deiner Entscheidung zu stillen, es ist wirklich nicht ihr Bier. Du wirst es aber meiner Erfahrung nach kaum schaffen, sie zu überzeugen, dass es gut und richtig ist, was Du tust. Die wenigsten werden davon wissen wollen. Ein paar Sprüche, die mir genützt haben: "Wir machen das eben so." (leicht dahergesagt, nicht trotzig) "Bei uns ist das eben so." "Die WHO empfiehlt allen Frauen dieser Welt, ihr Kind mindestens zwei Jahre oder länger zu stillen. Klar stillen wir noch." Bei Frauen mit Kindern, die noch Milchflasche geben: "Was, Du gibst Deinem Kind noch die Flasche???" (auf die Frage "Was, Du stillst immer noch?") Ich frage mittlerweile in Gesellschaft, ob es jemanden stört, wenn ich dort stille. Die können dann entscheiden, ob sie Stellung beziehen. Interessanterweise stört es dann angeblich niemanden mehr. ;-) Mach mal schön weiter! Genieße die Zeit, sie kommt nie wieder! Alles Liebe Sileick


dinsa

Liebe Kristina,liebe Sileick!!! Auch euch möchte ich Danke sagen für eure wertvollen und soooo ausführlichen Zeilen.Dazu noch eure persönlichen Erfahrungen und Beispiele auf bestimmte Kommentare zu reagieren. Ihr glaubt gar nicht, wie gut mir das tut. Ich bin froh, euch meine derzeitigen Gedanken mitgeteilt zu haben. Eure Worte werde ich mir immer wieder durchlesen,wenn ich mich mal wieder hab ärgern lassen. Aber das wird in Zukunft hoffentlich nicht mehr vorkommen! Ich mag mir diese einmalige Zeit auch nicht mehr vermiesen lassen. Wie oft hatte man schon Phasen und hat sich hinterher geärgert so viel negative Gedanken dafür aufgebracht zu haben,obwohl es sich sowieso immer von alleine regelt. Aber ständig meinen andere bestimmen zu müssen, was richtig ist. Es sind meist wirklich Frauen,die keine Kinder haben (die sind meist noch harmlos), die ältere Generation oder Frauen,die nicht oder nur kurz gestillt haben,so wie ihr bereits gesagt habt. Es gibt dann aber auch die Fraktion, die ihrer Meinung nach auch lange gestillt haben (10-12 monate,das ist ja okay...aber darüber hinaus geht gar nicht)und wüssten,wovon sie sprechen und gegen die komme ich am wenigsten an.Am sprachlosesten bin ich,wenn jemand von ABARTIG redet und ich als Mutter ein Problem hätte. Wenn ich dann sage,dass dazu wohl immer zwei gehören und ich ihn wohl kaum zwingen könnte,so wird gesagt,dass es aber ja meine Pflicht sei,ihm den 'richtigen' Weg zu zeigen und ihm dabei zu helfen,diese unnötige Gewohnheit abzulegen und ich einfach nur zu bequem sei das zu ändern, weil ich mich nicht lösen könnte. Und dann fällt mir nichts mehr ein,außer dass ich dann am Zweifeln bin,ob ich wirklich etwas anstoßen muss!! Habt ihr zu solcher Aussage noch ein Tipp ;-)? Ich bin wirkkich stolz darauf,dass ich diesen Weg mit meinem Sohn gehe und nun gilt es nur zu lernen, dass mir die anderen Meinungen Banane sind und ich mich durrch diese Äußerungen nicht angegriffen fühle und ich offen und stolz dazu stehe...und nicht erst hinterher,wenn diese einmalige Stillbeziehung vorbei ist!! Aber dafür werde ich mir eure großartigen Worte des öfteren zu Gemüte führen!!! Ich werde wirklich mal schauen,ob ich auch Gleichgesinnte in meiner Nähe finde. Allerdings habe ich auch schon mal die Erfahrung gemacht,dass es eben meist oft doch nur 'Kurzstillerinnen'sind,die solche Treffen besuchen und dann auch ihren Senf zum LZS abgeben,da sie ja 'Erfahrung' haben mit dem Stillen. Ich fühle mich auf alle Fälle richtig gut gerade - dank euch!!!! Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende und bin echt gerührt,weil das einfach gut tut,wenn man so viel Tipps und Zuspruch bekommt. Tausend Dank und alles Liebe an euch!! Dinsa


Mitglied inaktiv

Schön, dass es Dir jetzt etwas besser geht. Wie gesagt, ich weiß genau, wie sich das anfühlt, gerade weil man ja beim ersten Kind ohnehin noch an vielen Stellen zweifelt und selbst unsicher ist, ob man alles richtig macht, was immer "richtig" ist. Ja, ich hab einen guten Hinweis für Leute, die das längere Stillen (12 Monate finde ich nicht lang, wenn man bedenkt, dass es sich um MENSCHENKINDER handelt, und die werden, glaubt man den Anthropologen, natürlicherweise 2,5-7 Jahre gestillt). Ich habe an dieser Stelle hilfreich gefunden, mal über den westlich industriellen Tellerrand zu schauen, und da verstand ich, was dann zu folgender Aussage geführt hat: "Die ganze Welt außer manchen Europäischen Ländern und den USA stillt ihre Kinder 2-7 Jahre, manche sogar noch länger. Es müsste also die ganze Welt voller ablösungsgestörter Erwachsener sein, die alle tyrannisch, abhängig von den Müttern und unselbständig sind, weil sie lange gestillt wurden. Ich mach mir da keine Sorgen! ;-)" Übrigens ist das Gegenteil der Fall, Kinder in Ländern, in denen lange gestillt wird, sind in der Regel viel selbstständiger und unabhängiger und besitzen auch ein besser ausgeprägtes Selbstwertgefühl als hiesige. Das ist zwar nicht belastbar bewiesen, aber immerhin statistisch erkennbar zu beobachten. Tatsache ist: Lange gestillte Kinder werden dadurch nicht psychisch gestört, wie viele mutmaßen. Das ist eine westliche Erfindung, die was mit unserer gesellschaftlichen Vorstellung vom Umgang mit Babys, Kleinkindern und Jugendlichen zu tun hat. Noch ein Spruch, den ich jetzt von Dr. William Sears geklaut habe ("Schlafen und Wachen" sehr empfehlenswertes Buch!): "Erfüllte Bedürfnisse vergehen." Das Stillen ist ein Bedürfnis. Erfüllen wir es, so vergeht es. Erfüllen wir es nicht? Was geschieht dann? Wie muss ein Mensch die Lücke kompensieren? Wie liebesfähig und innerlich stabil sind die Menschen in unserer Gesellschaft? Das ist eine interessante Frage. Aber die kannst Du nicht mit denen besprechen, die DIch kritisieren. Gemütliches Kuscheln! Alles Gute! Sileick


Liebe Dinsa, du kannst auch die Gegenfrage stellen: Ob all die Raucher, Trinker, übermäßig-Esser nicht gerade ein Beweis für das Gegenteil sind: Verweigern wir einen Menschen die Befriedigung seiner natürlichen Bedürfnisse, wir er sich später Ersatzbefriedigungen holen. Oh, und da fällt mir doch glatt noch die Brustfixierung mancher Männer ein, die ganz offensichtlich NICHT lang genug gestillt worden sind. Denen sollten wir Frauen, glaubt man unseren Schwiegermüttern, aber stets "zu Diensten" stehen. Na, welche Wirklichkeit ist wohl die gesunde ;-) Lieben Gruß, Kristina


dinsa

Vielen, vielen Dank! Es tut einfach gut, wenn man weiß, dass es alles so richtig ist und nochmal stärkende Worte erhält, wenn man gerade mal einen Durchhänger hat bzw. es einem die Aussenwelt mal wieder nicht so leicht macht! Ihr seid wirklich lieb und ich danke euch sehr! Mein Kleiner ist gerade krank und was bin ich froh, dass wir das Stillen haben :). Ich werde bestimmt mal wieder schreiben, denn ihr baut einen wirklich auf!!! DANKE! Alles Liebe für euch! Ich warte geradezu darauf, dass jemand wieder einen Spruch bringt :) Dinsa


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