Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Keine Milchproduktion- Kommt sie noch?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Keine Milchproduktion- Kommt sie noch?

Rawiya81

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Liebe Frau Welter, meine Tochter wurde vor 4 Wochen geboren am 10.10. Ich habe bei der Geburt viel Blut verloren 2.5 Liter u habe drei Blutkonserven erhalten, die Plazenta hat sich nicht gelöst. Musste zweimal operiert werden, weil sich Blutklumpen gebildet haben und die Gebärmutter sich nicht zusammengezogen hat. Die erste Nacht im Krankenhaus war ich nicht mit meinem Baby zusammen, lag auf Intensivstation. Ich war sehr schwach u es musste zugefüttert werden. Die Brust habe ich trotzdem immer wieder angelegt. Es kam aber kaum Milch bzw eigentlich gar nix. Mein Baby hat super gesaugt, aber es merkt natürlich mittlerweile, dass die Flasche schneller satt macht so dass es nicht mehr so stark saugt (ok vielleicht am Anfang,wenn ich andocke). Das Saugen wird aber gefühlt immer schwächer. Ich habe probiert mal abzupumpen. Es kommen höchstens 5 ml. Es ist so frustrierend, dass ich das Pumpen nur ca. sechsmal gemacht habe u es sein gelassen habe. Ich bin sehr sehr traurig. Ist es überhaupt möglich die Milchproduktion noch anzuregen oder kommt da nichts mehr? Der Milcheinschuss kommt doch schon ein paar Tage nach der Geburt? Der kommt doch nicht mehr nach so vielen Wochen? Es ist darüber hinaus zugegebenermaßen körperlich sehr, sehr anstrengend für mich und absolut frustrierend das Kind immer wieder anzulegen, merken, dass es nichts bekommt, dann Flasche geben. Jeder rät einem was anderes. Man solle alle zwei std Kind anlegen u dann pumpen. Andere sagen nicht pumpen. Die Kleine schläft natürlich aufgrund der Flasche auch bis zu vier fünf Std. Ich bringe es gar nicht übers Herz sie zu wecken. Ich frage mich, ob ich mich damit abfinden sollte, dass ich nunmal keine Milchbildung habe u mein Kind mit der Flasche gross ziehe. Hat mein Kind eine geringere Bindung zu mir, wenn ich nicht stillen u nur Flasche geben kann? Kann es an dem Blutverlust liegen, dass ich keine Milchproduktion habe? Ich habe vor Ort eine Hebamme, die mich berät, sie meinte, dass ich nie voll stillen kann... Ich wäre über eine Antwort sehr sehr dankbar. Mit traurigen Grüssen Andrea


Biggi Welter

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Liebe Andrea, ich kann Deine Trauer so gut verstehen und es tut mir leid, dass Du so traurig bist. Ein großer Blutverlust kann tatsächlich zu einer unzureichenden Milchproduktion führen, allerdings gibt sich das wieder, wenn der HB-Wert wieder stimmt. Du hast sicher noch eine Chance, aber ja, viel Geduld wirst du benötigen! Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ungefähr eine Woche pro Monat, der nicht mehr gestillt wurde, plus eine zusätzliche Woche gerechnet werden muss, um wieder eine ausreichende Milchmenge zu bilden. Allerdings gibt es keine Garantien. Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Allerdings verlangt eine Relaktation sehr viel Durchhaltevermögen und möglichst die Unterstützung einer darin erfahrenen Stillberaterin. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Kind, das die Brust (wieder) annehmen muss. Das Brusternährungsset wäre sicherlich gut für Euch, aber noch wichtiger ist kompetente Hilfe vor Ort! Die Kollegin kann Dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Dir erklären, woran Du erkennst, ob Dein Kind korrekt saugt und Dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Du schreibst, dass Dich die ganze Situation schon sehr belastet und ich frage mich, ob Du das alles schaffen kannst. Es ist keine Schande, nicht zu stillen und Du bist eine genau so gute Mutter, ob Du stillst oder nicht! Die Bindung zu Deinem Kind solltest Du nicht am Stillen festmachen. Du kannst beim Flaschegeben genau so liebevoll mit Deinem Baby umgehen wie beim Stillen. Hier noch ein paar Tipps, die Flaschenfütterung dem Stillen ähnlich machen: Füttere Dein Baby immer in Deinem Arm, nahe an Deiner Brust, die Flasche an Deinen Körper gelehnt. So hört Dein Baby Deinen Herzschlag, riecht und fühlt Dich und kann Dir in die Augen sehen. Wenn Du Deinem Baby einen Schnuller gibst, damit es das über die Nahrungsaufnahme hinausgehende Saugbedürfnis befriedigen kann, dann lass es das Saugen in Deinem Arm oder dem Tragetuch genießen Trage Dein Baby am Körper (z.B. im Tragetuch oder Tragebeutel), um ihm viel Haut- und Körperkontakt zu geben. Ich wünsche Dir von Herzen alles alles Gute Biggi


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