Frage: kein Milcheinschuss mehr?

Hallo, Ich habe da ein Problem und weiss mir momentan keinen Rat mehr. Unzwar, habe ich vor knapp 6 Wochen ein Frühchen zur Welt gebracht. (28+1, 1020g). Hatte beim ersten pumpen einen Tag nach seiner Geburt schon knapp 25ml Vormilch, von da an steigerte sich meine Milchmenge bei 5-6x pumpen am Tag auf durchschnittlich 180ml. Der kleine hat beidseitig starke Hirnblutungen 4. Grades bekommen nach 3 Tagen, wurde von den Ärtzen schon fast Tod geschrieben. Wir haben an unseren Schatz geglaubt, und ich hatte auch trotzdem noch gut Milch. Dann ist er wegen einem Keims Namens ORSA knapp 14Tage in Quarantäne gelegt worden. Wir durften nur noch mit Haube, Mundschutz, Kittel & Handschuhen zu ihm & natürlich auch Känguruhn. Seit dem ist meine Milch nach und nach fast weg. Zu Zeit kommt eigentlich unten in der Flasche schon nichts mehr an, es enden lediglich so 3-4 Tropfen im Trichter. Habe mal kurz mit einer Hebamme drüber sprechen können und die sagt mir genau wie die Schwestern nur "Zeit nehmen Ruhe finden & pumpen pumpen pumpen." Da wir aber vor kurzem unseren Mietvertrag unterschrieben haben, und nun also noch mitten im Renovieren sind finde ich diese Ruhe & Zeit einfach nicht 8 mal am Tag 30min zu pumpen.Vorallem Nachts liegen schon mal so 8-10 Stunden dazwischen. Zumal ich mich selbst dabei viel zu sehr unter Druck setze , es auch weiss aber irgendwie nicht äbstellen kann. Ich versuche schon viel zu trinken, auch Malzbier & ab und zu mal einen Stilltee, Fotos von dem kleinen während bei anzuschauen, und ab und zu auch mal warme Waschlappen auf die Brust zulegen vorher. Ich durfte ihn jetzt auch schon 2 mal kurz anlegen, er weiss aber noch nicht so ganz was er davon halten soll. Ich denke auch weil nichts kommt. Aber da beim pumpen immer noch ein paar tropfen da sind will ich einfach nicht aufgeben. Ich hoffe ihr könnt mir vielleicht helfen. ganz liebe grüße Daria mit Jayden

Mitglied inaktiv - 09.09.2009, 02:09



Antwort auf: kein Milcheinschuss mehr?

Liebe Daria, eine Frühgeburt ist immer ein dramatischer Einschnitt und es ist nur zu verständlich, dass Sie jetzt gestresst und auch verzweifelt sind. Doch genau mit Ihrer Milch tun Sie Ihrem Kind etwas ganz besonders Gutes! Die Milch einer Mutter eines Frühgeborenen (sie wird Prätermmilch genannt) unterscheidet sich während der ersten vier Wochen nach der Geburt in der Zusammensetzung von der Milch einer Frau, die am Termin geboren hat. Ihre Milch enthält mehr Protein, hat einen höheren Gehalt an SigA, Laktoferrin, und Lysozym und bringt dadurch einen noch höheren Immunschutz. Auch der Natriumgehalt und die Enzyme, die die Verdauung günstig beeinflussen ist deutlich höher. Der Fettgehalt ist leicht erhöht, der Laktosegehalt niedriger. Die benötigte Milchmenge auf Dauer nur durch Pumpen aufrechtzuerhalten ist nicht immer leicht und verlangt oft sehr viel Disziplin und vor allem regelmäßiges und ausreichendes Pumpen. Dabei ist es in der Regel sinnvoller häufiger etwas kürzer abzupumpen statt selten und dann länger. Wenn Sie jetzt Ihre Pumpfrequenz wieder erhöhen, dann müsste sich die Milchmenge auch wieder steigern. Gönnen Sie sich gleichzeitig auch möglichst viel Ruhe, das wirkt ebenfalls positiv. Eventuell kann der Wechsel zu einer anderen Pumpe ebenfalls sinnvoll sein Was nun das Pumpen betrifft, so wäre es am besten, wenn Sie durch eine Stillberaterin vor Ort eine individuelle Pumpberatung erhalten könnten. Die Stillberaterin kann Sie dann auch gleich weiter betreuen, bis Sie Ihr Baby in einigen Wochen an die Brust legen können und es schließlich ganz stillen werden. Gerade eine Frühchenmutter braucht die direkte Unterstützung durch eine erfahrene Stillberaterin. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus oder eventuell auch eine Still und Laktationsberaterin IBCLC. Fragen Sie auch auf der Station Ihres Kindes nach, ob es dort nicht eine Stillberaterin gibt. Inzwischen gibt es immer mehr Frühgeborenenstationen, auf denen eine Stillberaterin zur Verfügung steht. Abpumpen ist eine Fähigkeit, die gelernt und geübt werden muss. Um erfolgreich abzupumpen, muss die Frau nicht nur die geeignete Pumpe zur Verfügung haben und in der richtigen Pumptechnik unterwiesen werden. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ameda erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Da eine Pumpe nicht die gleichen Gefühle auslöst wie ein Baby, müssen Sie wie oben schon erwähnt vor allem anfangs ihren Milchspendereflex anregen. Dazu können Sie einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen: Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der ihre Arme in einer bequemen Haltung stützt und es Ihnen ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen). Störungen so gering wie möglich halten. Sie sollten z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was Sie brauchen könnten bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören. Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann ihren Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch Ihnen helfen: • Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber Sie duschen warm. • Da Wärme entspannend wirkt, sollte Sie sich eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder sich in die Nähe einer Heizquelle setzen. • Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn Sie angespannt sind. • Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen. • Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise). Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem Sie das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrechen, ihre Brust massieren und dann wieder pumpen. (Bei der La Leche Liga Deutschland können Sie das Infoblatt „Die Marmet Methode" über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen) Rhythmische Bewegungen beim Abpumpen um das Saugverhalten des Babys nachzuahmen. Beim Saugen übt das Baby einen sanften, rhythmischen Druck auf die Milchseen aus während es einen Sog aufbaut. Um ihren Milchspendereflex möglichst wirkungsvoll anzuregen, sollte Sie versuchen, das Saugverhalten ihres Babys an der Brust nachzuahmen. Um die Milchproduktion richtig in Gang zu bekommen, sollten Sie häufiger als fünf Mal pro Tag pumpen. Ein Baby würde jetzt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an Ihrer Brust trinken. Versuchen Sie etwa ebenso oft zu pumpen, wie ein Baby trinken würde, also etwa alle zwei bis drei Stunden. Ob Sie nachts eine längere Pause einlegen (etwa sechs Stunden) oder nicht, müssen Sie ausprobieren. Manche Mütter bevorzugen eine Nachtpause, andere kommen besser zurecht, wenn sie auch in der Nacht regelmäßig weiter pumpen. Insgesamt sollten Sie auf eine Pumpzeit von mindestens 100 Minuten innerhalb von 24 Stunden kommen. Es ist sinnvoller häufiger kürzer abzupumpen als seltener und länger. Frühchenmütter sollten auf Überschuss pumpen, damit Sie genügend Milch zur Verfügung haben, wenn der Bedarf des Babys steigt und auch, weil Sie damit rechnen müssen, dass es Einbrüche bei der Milchmenge geben kann, wenn Sie besonders unter Stress stehen, weil Sie mal entmutigt sind oder es unerwartete Probleme geben könnte. Solche Einbrüche erlebt fast jede Mutter eines Frühchens, doch sie sind nicht bleibend. Essen Sie genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn Sie Milchbildungstee trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen. Versuchen Sie so viel Ruhe und Entspannung wie es in Ihrer stressbeladenen Situation möglich ist zu finden. Mein Text ist jetzt schon sehr lang geworden und ich hoffe, es ist einigermaßen verständlich. Ich möchte Sie noch auf die Infobroschüre der La Leche Liga „Stillen von Frühgeborenen" hinweisen. Auf knapp 60 Seiten finden Sie in diesem Heft viele Informationen rund um das Stillen von Frühchen. Die Broschüre ist bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin oder über den Shop Link auf dieser Seite erhältlich. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Baby alles Gute und bin jederzeit für Sie da, wenn Sie Fragen haben. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 09.09.2009



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Kein Milcheinschuss

Sehr geehrte Frau Welter, Am 6.5.22 wurde meine Tochter in der 34+3 SSW per Not Kaiserschnitt entbunden. Ich durfte sie erst 14 Stunden später sehen. Seit dem 6.6.22 pumpe ich regelmäßig (alle 2 bis 3 Stunden). Seit vorgestern wird sie auch regelmäßig angelegt. Unsere Tochter hat einen sehr guten Saug Reflex und ist wahnsinnig hungrig (70ml Fr...


Kein Milcheinschuss seit einer Woche

Guten Tag, Ich habe eine 8 monat junge Tochter und seit bald einer Woche keinen Milcheinschuss mehr! Selbst wenn die kleine 1 Stunde nuckelt, kommt nichts (ich spürre, dass es nahe ist, aber es löst sicht nicht aus. Auch mit der Milchpumpe nicht). Muss daher ihr morgen und Abends die Flasche geben... Kann es damit verbunden sein, dass meine Toch...


Weiche Brust direkt nach Milcheinschuss

Hallo liebe Biggi, ich habe jetzt ein 3 Wochen altes Baby, dass bis jetzt trotz schwierigen Stillens und relativ großen stillabständen verblüffernderweise gut zunimmt. Was mich aber nach wie vor verunsichert ist meine Milchmenge. Ich hatte 2 Tage nach milcheinschuss auf einmal sehr schlaffe, weiche Brüste und auch wenn ich mal länger nicht still...


Milcheinschuss

Hallo. Ich habe mein Baby vor 4 Tagen geboren. Leider hab ich die Abstilltabletten Liserdol zu spät eingenommen, der Milcheinschuss ist schon da. Meine Brüste schmerzen und sind hart. Beim Abpumpen und austreichen kommt gar nichts heraus, es tut nur weh. Vorher hab ich auch heiß geduscht. Geht die Milch auch nur durch Liserdol (3 mal am tag)weg...


Milcheinschuss fördern..

Hallo Biggi, Meinen ersten Sohn (19 Monate) habe ich 11 Monate gestillt. Ich gehörte zu den Mamis die total gerne stillen. Jetzt erinnere ich mich aber daran, dass in der ersten Nacht im Krankenhaus, die Nachtschwester ihm, weil er so geschrien hat einfach ein Fläschchen PRE gegeben hat! In diesem Moment war ich so perplex und wusste nicht so ...


Milcheinschuss ausgeblieben

Hallo Biggi, mein Baby ist nun 6 Tage alt und das Stillen klappt leider gar nicht. Ich habe leider sehr viel Blut unter der Geburt verloren, mein Eisenwert liegt gerade mal bei 6,0. Es hat von Anfang an gut getrunken, jedoch hat es ihm noch im Krankenhaus nicht mehr gereicht und ich hab per Spritze über den Mundwinkel zugefüttert. Mir geht e...


Kein Milcheinschuss

Hallo! Bei hohem Blutverlust unter/nach der Geburt ist ja der Milcheinschuss verspätet. Das ist der warscheste Grund dafür, dass meine Nachsorgehebamme nach fallendem Gewicht meines Sohnes mich angewiesen hat MEHR mit der Flasche zuzufüttern als ich ohnehin schon tat. Nun will ich ja aber aich nach drei Wochen immer noch unbedingt stillen- wie k...


Wann milcheinschuss?

Hallo liebe Biggi, ich weiß nicht ob du dich an mich erinnerst, wir hatten mal telefoniert ob man während des Stillens schwanger werden kann etc. und irgendwann bin ich dann schwanger geworden in der stillzeit. Bei meinem ersten Baby hab ich hier schon des Öfteren Fragen gestellt und du hast mir immer gut geholfen. Nun zu meiner Frage Ich h...


Milcheinschuss nach 6 Wochen möglich?

Hallo zusammen, Meine kleine Tochter ist heute 6 Wochen alt und das Stillen klappt leider überhaupt nicht gut. Unser Start war leider von mehreren Problemen betroffen, Geburtsstillstand nach 36 Stunden mit anschließendem Kaiserschnitt. Danach habe ich sie so schnell es ging angelegt und am ersten Tag auch so oft es möglich war. Dann hatte ich le...


Milcheinschuss verhindern nach Geburt

Hallo Frau Welter,  ich habe mich nach langen Überlegungen dazu entschlossen, mein zweites Kind nicht zu stillen. Bei meinem ersten Kind hat es aus anatomischen Gründen nicht funktioniert und ich habe 14 Monate lang alle zwei Stunden abgepumpt, damit mein Kind doch meine Milch bekommen kann. Da dies für mich beim zweiten Kind nicht in Frage ...