Lindi84
Hallo liebe Stillexperten, ich bin mit meinem Latein und den Nerven am Ende. Mein Sohn ist 9 Monate alt, wurde 6 Monate voll gestillt und bekommt seitdem Beikost, die er gerne weglöffelt. Eigentlich wollte ich schon mit 4 Monaten aufhören zu stillen - ich wollte ihm das Beste sozusagen mitgeben und dann auf die Flasche umstellen. Ich habe nie einen Gedanken daran verschwendet, dass er diese vielleicht gar nicht möchte. Bei meiner Tochter (heute 6 Jahre) hat das ganz einfach funktioniert. Mein Sohn ist aber Brustverfechter, verweigert seit je her die Flasche und nahm auch noch nie einen Schnuller, obwohl ich ihm diesen zu jedem Schläfchen anbiete und er für ihn griffbereit liegt. Dass ihn dieser vll. beruhigen könnte hat er nicht verstanden. Ich will einfach nicht mehr stillen. Mein Sohn schläft jedoch nur an der Brust ein. Gefühlt habe ich alles versucht. Versucht, ihm die Sicherheit zu geben, die er scheinbar so dringend noch braucht. Unser Einschlafritual steht auch. Singen, leise erzählen. Seit dem Tag seiner Geburt ließ er sich niemals einfach so hinlegen und schlief nur an der Brust ein. Ich versuche ganz ruhig zu bleiben, aber unterschwellig bin ich kurz vorm Platzen wenn ich wieder ewig bei ihm hocke und er einfach nicht schlafen kann und mir meine Brust abkaut. Es scheint einfach kein Ende zu nehmen und ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen. Den Papa akzeptiert er tagsüber voll - beim Einschlafen jedoch überhaupt nicht. Er wird regelrecht sauer, wütend und schreit, dass sich die Balken biegen. Wir finden nichts, was ihn beruhigt. Ich kann somit das Haus nach 18 Uhr nicht mehr verlassen, seit 9 Monaten - ich bin überhaupt nicht mehr ich. Mittlerweile leidet sogar unsere Ehe darunter, da ich so unausgeglichen bin. Dass mein Sohn das bemerkt kann ich mir denken. Aber dadurch kann ich es ja nicht abstellen. Wie komm ich nur aus dieser Nummer raus? "Darf" ich sie ihm einfach verweigern? Das ist ja wahrscheinlich ein absoluter Vertrauensbruch für ihn. Darf ich milchreduzierende Sachen zu mir nehmen und hoffen, dass ihm so die Lust daran vergeht? .... das ist jetzt mehr geworden, als ich beabsichtigt hatte... ;) Vielen Dank und liebe Grüße
Liebe Lindi84, Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind abstillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der Du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Abstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Und ja, es ist normal, wenn dein Kind noch deine Nähe sucht und die Geborgenheit an der Brust vermisst und vehement einfordert! Wichtig ist, dass Du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn Du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Fällt deine Entscheidung für das Weiterstillen, bedeutet dies keineswegs zwingend, dass dein Kind noch jahrelang gestillt werden will, im Gegenteil: es kann sein, dass dein Sohn sich dann sehr bald von selbst abstillt, eben weil er auch dann nicht mehr mit einem Zwiespalt leben muss. LLLiebe Grüße Biggi Welter
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