Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hilfe - Milchspendereflex weg!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Hilfe - Milchspendereflex weg!

KathrinT

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Liebe Frau Welter, meine Tochter ist nun 12 Wochen alt und ich habe sie bisher voll gestillt. Bis auf eine vermutete Saugverwirrung nach der 2. Woche hat es mit dem Stillen immer super geklappt und sie hat auch gut zugenommen. Nun wollte ich sie vor ein paar Tagen in der Nacht wie gewohnt anlegen, doch plötzlich bleibt der Milchspendereflex aus!! Ich merke diesen normalerweise immer kurze Zeit nach dem Ansaugen durch einen leichten "Schmerz"/Prickeln in den seitlichen Milchgängen. Habe dann auch gleich gemerkt, dass meine Tochter zunehmend ungeduldig wurde und dann auch geschrien hat, als nichts kam. Habe dann versucht zu pumpen: auch Fehlanzeige! Habe dann wieder und wieder das schreiende Kind angelegt und ganz verzögert, nach zig Versuchen kam ca. nach einer halben Stunde der Reflex. Ich hatte am Tag keinen besonderen Streß o.ä. - wie kann es sein, dass der Reflex auf einmal ausbleibt und vor allem: was kann ich tun??!! Habe jetzt schon Panik vor dem Stillen,Habe auch versucht, mit heißen Waschlappen und mit dem Finger die Brustwarze zu stimulieren, hat aber nicht gewirkt... Mittlerweile geht das seit ein paar Tagen so, oft muss ich eine ganze Zeit parallel anpumpen. Das ist nervlich sehr anstrengend und v.a. bin ich nicht mehr so flexibel wenn ich unterwegs bin, denn dann muss ich ein Fläschchen dabeihaben - habe auch bereits 2x zufüttern müssen, da der Reflex nicht kam bzw. so spät, dass meine Tochter wie am Spieß geschrien hat. Bitte helfen Sie mir - ich will meine Tochter doch so gerne weiterstillen... Danke!!


Biggi Welter

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Liebe KathrinT, viele Frauen erleben im Laufe der Stillzeit, dass sie das Einsetzen des Milchspendereflexes nicht mehr spüren und denken dann, dass er ausbleibt. Deshalb ist es die Frage, ob es wirklich ein fehlender oder verzögerter Milchspendereflex ist oder ob Du ihn schlicht nicht mehr bemerkst. In jedem Fall ist der größte „Feind“ des Milchspendereflexes das Warten darauf bzw. die Angst er könne nicht einsetzen. Diese Anspannung kann den Milchspendereflex tatsächlich blockieren. Die Milch ist nicht einfach plötzlich weg. Es kann schon mal vorkommen, dass der Milchspendereflex nicht gleich einsetzt. Wenn die Mutter verspannt ist oder das Kind nicht ganz so optimal saugt. Das ist aber kein Beinbruch und wenn die Mutter es dann schafft ruhig zu bleiben, vielleicht die Seite zu wechseln (eventuell mehrfach) und sich gezielt entspannen, dann ist meist alles bald wieder so wie es sein soll. Du schreibst, dass dein Baby die Flasche nimmt, es kann also auch sein, dass es wieder saugverwirrt st und deshalb den Milchspendereflex nicht auslösen kann. Trotzdem: Keine Panik, sondern Ruhe bewahren und sich mit dem Kind bequem und in Ruhe hinsetzen oder hinlegen und auch mal an was anderes denken. Die Entspannungsübungen aus dem Geburtsvorbereitungskurs können ebenfalls sehr hilfreich sein. Plötzlicher Aktionismus und viel Trinken sind kontraproduktiv, wichtig ist es jetzt wirklich ruhig zu bleiben, am besten mit dem Baby zusammen ein paar reine Baby und Stilltage einzulegen. Das kann wahre Wunder wirken, wenn Du dich für ein paar Tage mit deinem Kind ins Bett legen kannst (oder auf ein gemütliches Sofa) und dich um nichts anderes kümmerst als um dich und dein Baby und dich selbst so richtig verwöhnen (lässt). Hast du mal geschaut, ob es eine Stillberaterin in deiner Nähe gibt?? Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis du jemanden erreichst oder sich die Situation wieder entspannt, helfen hoffentlich auch diese Tipps: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Kopf hoch, Ihr schafft das :-). LLLiebe Grüße Biggi


KathrinT

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Liebe Biggi, ganz herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort und die Tipps. Die Fragen kann ich wie folgt beantworten: - der Milchspendereflex ist tatsächlich das Problem und die Milch ist nach wie vor normal bzw. sogar reichlich vorhanden, nachts/morgens ist die Brust richtig prall; und sobald der MSR ausgelöst ist, fließt es auch wie bisher und ich merke das an den Schluckzügen meiner Tochter und auch, dass es an der anderen Seite oft tropft; ich merke den einsetzenden MSR auch nach wie vor deutlich, nur, dass er halt so spät, manchmal erst nach zig mal Anlegen, Anpumpen etc. kommt - eine Saugverwirrung ist es wohl auch nicht, denn die Flasche gebe ich ja erst, seitdem dieses Problem besteht und auch nur als allerletztes Mittel (z.B. ein wenig Premilch), während ich weiter anpumpe; wenn der MSR dann einsetzt, wechsle ich auch sofort von Flasche zur Brust Habe bereits eine Stillberaterin hinzugezogen, diese hat mir auch wie Du Mut gemacht und ähnliche Tipps gegeben, die meisten habe ich auch alle ausprobiert bzw. mache sie nach wie vor. Manchmal kommt der Reflex auch wieder nach 3-5 min (vorher immer innerhalb 1 Minute), manchmal dauert es auch bis zu einer halben Stunde!! Bis dahin ist meine Tochter verzweifelt und mir zerreisst es das Herz, sie hungrig an der vollen Brust zu halten... Habe nun von einem Oxytocin-Spray gelesen (Syntocinon) - was hältst Du davon? Wenn es mir helfen kann, meine Tochter weiterhin zu stillen, würde ich es nehmen. Ich will auf jeden Fall noch nicht aufgeben - Stillen ist sowas Wundervolles... Liebe Grüße, Kathrin


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Kathrin, das Spray, das du meinst heißt Syntocinon und enthält das Hormon Oxytozin. Oxytozin ist verantwortlich für das Einsetzen des Milchspendereflexes, doch so einfach sollte dieses Medikament (es ist verschreibungspflichtig) nicht verwendet werden und wenn es verwendet wird dann nicht über einen längeren Zeitraum als höchstens 24 bis 48 Stunden, weil sich die Wirkung sonst ins Gegenteil verkehren kann. Als Nebenwirkungen werden im Beipackzettel Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, allergische Reaktionen, Reizung der Nasenschleimhaut, geleg. Blutdruckanstieg, selten Blutdruckabfall mit Hautrötung u. Reflextachykardie genannt. Bei gleichzeitiger großer Flüssigkeitszufuhr ist die Gefahr einer Wasserintoxikation angegeben. Bitte wende dich erst einmal an eine kompetente Beraterin vor Ort, die Euch SEHEN kann und so sehr viel gezieltere Tipps geben kann. LLLiebe Grüße Biggi


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