Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Habe ich Ihr nach dem Wachstumsschub das Dauernuckeln angewöhnt?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Habe ich Ihr nach dem Wachstumsschub das Dauernuckeln angewöhnt?

anne-kathleen

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Hallo Frau Welter, ich habe eine 15 Wochen alte Tochter, die ich voll stille. Nach kleinen Startschwierigkeiten hat das auch sehr gut geklappt. Nach etwa 7 Wochen hatte sie "ihren" Rhythmus, bei dem sie etwa alle 4 Stunden kam. Nachts schlöief sie schon ungefähr 6 Stunden.Mit etwa 10 Wochen hatte sie dann einen für mich extremen Wachstumsschub mit 5 cm in zwei Wochen. In dieser Zeit wollte sie alle zwei Stunden tagsüber und alle 3 Stunden nachts trinken. Leider stellte sich danach ihr Rhythmus nicht wieder ein. Tagsüber kommt sie manchmal nach zwei Stunden schon wieder oder sie hält auch mal 4 Stunden aus, aber das schwankt. Dabei "dockt" sie sich aber nicht selbst ab, sondern sie schläft ein. Daqnn wecke ich sie nochmal, in dem ich sie besispielsweise wickele, aber wenn sie dann weitert´rinkt, schläft sie trotzdem wieder ein. Manchmal machen wir dieses Spielchen eine Stunde lang und trotzdem kann es sein, dass sie nach 2 oder drei Stunden tagsüber oder auch nach drei Stunden nachts wieder Hunger hat. Nacht ist das Problem noch etwas anders. Sie trinkt nachts genau so viel, wie sie unbedingt braucht, um wieder einschlafen zu können und kommt dann nach zwei Stunden wieder. Ich denke, das ist doch weder für mich noch für die Kleine gut, weil wir beide nicht wirklich in tiefen Schlaf kommen. Hab ich ihr nach dem Wachstumsschub das Dauertrinken angewöhnt? Oder wird sie vielleicht nicht satt? Eigentlich hat sie schon ganz gut zugenommen. Bei Geburt hatte sie 3590 g und jetzt wiegt sie 5470g. Und sie wirkt auch nicht unzufrieden. Haben sie einen Rat für mich? Vielen Dank.


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Liebe anne-kathleen, keine Sorge, Sie haben nichts verkehrt gemacht. Ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass Ihr Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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