Liebe Frau Welter,
ich habe einige Fragen. Da ich ab September 2 Tage die Woche arbeiten werde (mein Sohn ist jetzt 14 Wochen alt), habe ich bereits angefangen, Milch abzupumpen und ihm in der Flasche zu geben.
Er mag nur leider nicht die Flasche. Habe schon verschiedene Sauger ausprobiert (den NUK-Sauger mag er wohl am eheseten). Können Sie mir wohl noch einen Tipp geben? Er trinkt - wenn überhaupt - nur ein paar Tröpfchen.
Dann noch 2 andere Sachen:
ich habe mich ausführlich über das Stillen informiert und höre oft, dass man nur nach Bedarf stillen sollte (mache ich auch zur Zeit). Allerdings höre ich auch immer wieder, dass man das Kind an einen 4-Stunden-Rhytmus gewöhnen soll (würde ja auch einiges vereinfachen, was das Arbeiten angeht). Was empfehlen Sie mir? Und: soll man wirklich immer BEIDE Seiten pro Stillprozedur geben (mit zwischendurch wickeln oder aufstoßen lassen)? Ich gebe zur Zeit bspw. die linke Brust und bei der nächsten Mahlzeit die rechte. Ist dies ok?
Dann noch was zur Beikost: ich habe schon oft gelesen, dass man ab dem 5. Monat d. h. ab der 20. Woche mittags Möhrchen beifüttern kann (würde ja auch sehr wegen Arbeiten helfen). Wird dies auch von Ihnen empfohlen (wenn das Kind denn so weit ist, und auch schlucken kann und Gefallen daran findet)?
Bin gerade echt verzweifelt....danke für Ihre Hilfe.
Liebe Grüße aus Ecuador,
April_2006
Mitglied inaktiv - 10.08.2006, 05:31
Antwort auf:
Flasche - 4-Stunden-Rhytmus - Möhrchen ab 5. Monat?
?
Liebe April 2006,
Stillen nach Bedarf ist der Goldstandard und die optimale Möglichkeit, das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu erhalten. Stillen nach Zeitplan ist der Grund, warum die Mehrzahl unserer Mütter nicht erfolgreich stillen konnte. Stillexperten werden immer das Stillen nach Bedarf favorsieren. (Übrigens wird auch bei Ernährungs mit künstlicher Säuglingsnahrung die Fütterung von Pre-Nahrung nach Bedarf empfohlen).
Ob wirklich immer beide Brüste abwechselnd gegeben werden oder jedes Mal mit der Brust begonnen wird, mit der die letzte Stillzeit geendet hat, ist eine Sache, die jede Frau individuell entscheiden muss. Es gibt hier keine unumstößliche Regel, sondern das womit sich Kind und Frau wohlfühlen ist das Richtige. Das gilt auch für das Aufstoßen und Wickeln während dem Stillen ist in der Regel ebenfalls nicht notwendig, je nach Kind bietet sich vorher oder nachher an.
Die Empfehlung zur Beikost ist eindeutig: Bis zum vollendeten sechsten Monat, also das gesamte erste halbe Jahr, sollte ein Kind ausschließlich Muttermilch erhalten. Früheres Zufüttern bringt keine Vorteile und ist bei einem gesunden und voll ausgetragenen Kind nur dann anzuraten, wenn das Kind der Mutter in den Teller springt und das, was es dabei erbeutet genüsslich verspeist.
Die Bereitschaft zur Beikost erkennen Sie bei einem voll ausgetragenen, gesunden Kind an den folgenden Anzeichen:
• es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen,
• der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
• es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
• es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken,
• es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt.
Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen (meist ist das Kind dann etwa ein halbes Jahr alt, es kann aber auch eventuell jünger (eher selten) oder älter (nicht ganz so selten) sein).
Die Flasche ist doch nicht die einzige Möglichkeit ein Baby zu füttern.
Es ist überhaupt kein Problem, dass die Tagesmutter (oder wer auch immer das Baby betreut) das Kind mit einem Becher statt mit der Flasche füttert. Am besten lasst ihr euch einmal von einer Stillberaterin in eurer Nähe zeigen, wie das funktioniert. Gewusst wie ist das nicht aufwändiger und auch nicht schwieriger als Flasche zu geben.
Die Techniken beim Trinken der Brust bzw. der Flasche unterscheiden sich völlig voneinander. Das Baby empfindet den Flaschensauger wahrscheinlich als etwas Befremdliches, dem es nichts abgewinnen kann. Wenn die Mutter die Flasche geben will kommt noch dazu, dass es sich denkt `Was soll denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gestecktA. In einigen Fällen hilft es daher, wenn jemand Anderes die Flaschenfütterung übernimmt.
Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren.
Manche Babys wollen auch einfach nicht aus einer Flasche trinken. Bei diesen Kindern kann man dann versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln.
Hier noch ein paar Tipps, wie das Baby die Flasche vielleicht besser annimmt:
• die Flasche anbieten, ehe das Baby zu hungrig ist
• das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln
• den Flaschensauger nicht in den Mund des Babys stecken, sondern die Lippen des Babys damit berühren, so wie die Mutter dies mit der Brustwarze tut
• den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen
• verschiedene Saugerformen und Lochgrössen ausprobieren
• verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen
• versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern
• geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel)
Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche mit der zudem das Risiko der Saugverwirrung (das bei jedem Sauger gleich von welchem Hersteller besteht) umgangen werden kann. Am besten lassen Sie es sich einmal von einer Stillberaterin in Ihrer Nähe erklären und zeigen.
In Ecuador können Sie sich an die folgenden LLL-Stillberaterinnen wenden:
Carmen Stewart 593-2-2251527
Elizabeth Sylva 593-2-2372335
Anita Argüello 593-2-2267635
Nancy Maridueña 593-4-2886691
Oder an die Nummer 593-2-2234579
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 10.08.2006