Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Fenchelteefläschchen und abgepumpte Milch?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Fenchelteefläschchen und abgepumpte Milch?

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Hallo, ich stille meinen Sohn voll (geb. 27.03. /vier Wochen zu früh) und pumpe ab und zu Milch ab, die ich momentan noch einfriere und sammle. Bisher hat er also noch keine Flasche bekommen. Ich würde gerne wissen, ob es jetzt in seinem Alter schon angeraten wäre, ihn -z.B. durch meinen Mann oder einen Sitter- mit der abgepumten Milch zu füttern, wenn ich einmal eine Pause brauche oder mit meinem Mann mal wieder etwas alleine unternehmen möchte. Meine Hebamme sagte mir nämlich, daß ich -da er zu früh kam- noch damit noch warten sollte. Außerdem hätte ich gerne gewußt, ob es sinnvoll ist, ihn zwischendurch mal mit etwas Fencheltee aus der Flasche zu beruhigen. Die Frage scheint vielleicht etwas aus dem Konzept, aber so viele Leute raten mir, dem Baby ab und zu doch mal Fencheltee (sei es wegen noch immer auftretenden Blähungen oder zur Beruhigung, wenn er schlecht einschläft oder unruhig und knatschig ist, was in der Tat häufig vorkommt) zu geben. Was ist Ihr Rat, bzw. Meinung dazu? Vielen Dank Mona PS Ich benutze das AVENT System zum Appumpen ... kann ich diese Flaschen auch für den Tee nehmen?


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Liebe Mona, es kommt leider gar nicht so selten vor, dass ein Baby, das die Flasche bekommt an der Brust mit Frustration reagiert. Beim Trinken an der Flasche erhält das Kind sofort Milch und muss nicht erst den Milchspendereflex anregen. Manche Kinder erwarten, dass die Brust dann ebenso funktioniert wie die Flasche und reagieren mit Geschrei, Zappeln oder sogar Verweigerung der Brust, weil es dort eben anders ist als an der Flasche. Dazu kommt, dass die Trinktechnik an Brust und Flasche ganz verschieden ist und es Babys gibt, die mit dem Wechsel der beiden Techniken nicht zurecht kommen. Ein Baby, das an der Brust mit der gleichen Technik trinkt wie an der Flasche, wird wenig bis gar keine Milch bekommen und reagiert dann verständlicherweise frustriert. Diesen Zustand nennt man Saugverwirrung. Wenn Sie eine Pause brauchen, können Sie die abgepumpte Milch auch mit dem Becher oder dem Löffel füttern lassen. Gerne erkläre ich Ihnen wie das funktioniert, wenn Sie möchten. Sollten Sie doch lieber die Flasche geben, beobachten Sie ihr Baby genau. Wenn es an der Brust nicht mehr richtig trinkt, sollten Sie auf Flaschen verzichten. Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen. Da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen (der bei uns für Babys so beliebte Fenchel kann bei manchen Kinder Bauchprobleme sogar verstärken). Dazu kommt, dass die Gabe von zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten kann. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). Es gibt also keinen Grund anzunehmen, dass dein Kind verdurstet, wenn Du es immer nach Bedarf anlegst (und das kann bei höheren Temperaturen durchaus öfter sein) und keinen Tee gibst. Ich hänge dir noch einen Artikel dazu an. LLLiebe Grüße Biggi Ist zusätzliche Flüssigkeit für gesunde, voll gestillte Baby notwendig? Denise Both, IBCLC Immer wieder wird stillenden Müttern gesagt, dass Muttermilch alleine für ihr Kind nicht ausreichend sei und sie unbedingt Tee oder Wasser zugeben müssten. Die für diese Empfehlung angeführten Gründe sind vielfältig, stehen jedoch im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen zur Stillförderung, die UNICEF und WHO im Rahmen ihrer Initiative „Stillfreundliches Krankenhaus" veröffentlicht haben. Zusätzliche Gaben von Tee, Glukoselösung oder Wasser sind bei einem voll ausgetragenen, gesunden Baby, das ausschliesslich mit Muttermilch ernährt wird, nicht notwendig und können den Stillerfolg erheblich gefährden. Auch wenn unter unseren westlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, dass das Kind durch verunreinigtes Wasser Schaden nimmt, so können sich zusätzliche Flüssigkeitsgaben bei einen Neugeborenen auf andere Weise auswirken. Zusätzlich gegebene Flüssigkeit füllt den Magen des Babys und verringert so sein Interesse am Gestilltwerden. Ein Baby, dessen Magen mit Tee gefüllt ist, erhält nicht genügend Kalorien. Tee und Glukoselösungen wirken sich störend auf das Stillen aus. Babys, die derartige Flüssigkeiten erhalten, neigen dazu, mehr an Gewicht zu verlieren als Babys, die ausschliesslich gestillt werden. Zusätzlich verabreichter Tee (oder Glukoselösung) trägt zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bilirubinwerte eines Babys um so höher liegen, je mehr Tee es in den ersten Lebenstagen erhalten hat. Das Mekonium (erster Stuhlgang) ist sehr bilirubinreich. Kolostrum hat eine abführende Wirkung und hilft dem Baby bei einer beschleunigten Ausscheidung des Mekoniums. Dadurch wird der Bilirubinwert niedrig gehalten. Zusätzlich gegebener Tee hingegen regt nicht zu Darmbewegungen an, verursacht eine Rückabsorption des Bilirubins in den Körper des Babys und trägt somit zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Auch während einer Phototherapie bei verstärkter Neugeborenengelbsucht sollte das Kind bevorzugt häufig Muttermilch statt Tee erhalten Wird Flüssigkeit mit einer Flasche gegeben, kann dies zu Stillproblemen, einer Schwächung der Saugfähigkeit oder Ablehnung der Brust führen. Ein Neugeborenes kann auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren. Eine Saugverwirrung kann zu gravierenden Stillproblemen führen. Auch bei heissem Wetter ist es nicht notwendig zusätzliche Flüssigkeit zu geben. Muttermilch genügt auch in dieser Situation als vollwertiges Nahrungsmittel und enthält genau das richtige Verhältnis von Flüssigkeit und Nahrung, um Hunger und Durst des Babys zu befriedigen. Wichtig ist jedoch, dass die Mutter das Baby nach Bedarf stillt, was bei heissem Wetter häufiger der Fall sein kann. Quellen: Mohrbacher und Stock: The Breastfeeding Answer Book, 1997 Lauwers und Shinskie: Counseling the Nursing Mother, 1999 Goldberg und Adams: Studie veröffentl. im Arch. Dis. Child, 1983 Sachdev, Krishna, Puri et al.: Zusätzliche Flüssigkeit für voll gestillte Kinder im Sommer in den Tropen, Lancet 1991


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