Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Eisenmangel

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Eisenmangel

Mitglied inaktiv

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Hallo! Mein Sohn ist am 17.4 4 Monate alt geworden. Ich stille ihn voll, seit einiger Zeit klappt es auch wieder besser. Ich habe aber ein paar Fragen: - Sollte mein Baby nicht schon in der Lage sein, nachts ohne Mahlzeit auszukommen? Er braucht noch immer alle 3 h, schläft niemals länger. Wenigstens 6 Stunden wären einmal gut für mich! - Der Kinderarzt meint, ich soll 6 Monate voll stillen, hat aber gleichzeitig einen Eisenmangel diagnostiziert, der mittels Aktiferrin behoben werden soll. Er verträgt sie sehr schlecht, er hat Bauchweh, Druchfall und bricht. Ich habe die Dosis schon auf 1mal täglich reduziert hilft aber nicht, es geht ihm nicht gut. Kann ich ihm auch Eisen zuführen, wenn ich welches zu mir nehme? Oder wäre es in diesem Fall nicht besser, schon ans zufüttern zu denken? Er hat ja schon 8 Kilo! - 4 Tage lang hat meine Brust sehr gespannt, es war richtig viel Milch drinnen. Es hat ihm gereicht 5 min an einer Seite zu trinken. Jetzt ist sie wieder ganz weich und fühlt sich leer an und er braucht wieder länger und manchmal auch die zweite Seite... Hab ich wieder weniger? Es war so schön, ihn satt zu bekommen... danke


Biggi Welter

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Liebe Conny, es ist ﷓ abgesehen von der Anwendung der sehr umstrittenen und von Stillexperten einhellig abgelehnten Schlaftrainingsprogrammen ﷓ nicht möglich ein Kind an das Durchschlafen zu gewöhnen, ehe es nicht von selbst dazu reif ist. Es ist ja auch nicht möglich ein Kind an das freie Laufen oder das Sprechen zu gewöhnen. All diese Fähigkeiten entwickelt jedes Kind dann, wenn der für das jeweilige Kind richtige Zeitpunkt gekommen ist. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht eben so wichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Welchen Eisenwert eine Frau in der Stillzeit hat, ist für das Kind nicht von Bedeutung, da der Eisengehalt der Muttermilch nicht in Abhängigkeit vom Eisenwert der Mutter steht. Der Eisengehalt der Muttermilch lässt sich auch nicht über die Ernährung oder die zusätzliche Einnahme von Eisenpräparaten steigern . Das in der Muttermilch enthaltene Eisen wird jedoch besonders gut vom Kind aufgenommen und Sie sollten noch nicht an Beikost denken. Für den Organismus des Babys ist es besser, wenn es erst ab sechs Monaten etwas anderes als Milchnahrung bekommt, erst dann sind Darm und Nieren so weit ausgereift, dass das Kind andere Nahrung bekommen soll. Eine zu frühe Einführung der Beikost kann Darm und Nieren des Kindes überlasten und erhöht das Allergierisiko. Mit vier Monaten „kann" ein Kind Beikost bekommen und nicht jedes Kind wird (sofort) mit Problemen reagieren, aber leider sind nicht alle Probleme, die sich aus zu früher Einführung von Beikost ergeben sofort erkennbar. Es gibt Studien, die Zusammenhänge zwischen zu früher Einführung von Beikost und im Erwachsenenalter auftretenden Stoffwechselerkrankungen zeigen, das merkt man dann natürlich noch nicht mit vier oder fünf Monaten. Es gibt überhaupt eine Menge von Studien, die die gesundheitlichen Vorteile für das Kind belegen, wenn es das erste halbe Jahr ausschließlich gestillt wird. Weiche Brüste sind KEIN Hinweis auf zu wenig Milch, im Gegenteil, nach den ersten Wochen ist es absolut normal, dass die Brust wieder weich (und oft auch kleiner wird). Das bedeutet nicht, dass die Milch weniger geworden ist, sondern ist ein Hinweis darauf, dass sich die Stillbeziehung eingespielt hat. Achten Sie einmal auf die folgenden Anzeichen bei Ihrem Baby: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, können Sie davon ausgehen, dass Ihr Baby auch satt wird. Ich hoffe, Ihnen weiter geholfen zu haben und stehe für weitere Fragen gerne zur Verfügung. LLLiebe Grüße Biggi


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Hallo Biggi! Wahrscheinlich habe ich meine Anfrage nicht so korrekt formuliert, jedenfalls ist mein dringendes Anliegen der Eisenmangel meines Kindes gewesen und was ich dagegen machen kann, nachdem er die Aktiferrin nicht verträgt. Wenn ich viel Eisenhältige Nahrung zu mir nehme, steigert sich also der Eisengehalt meiner Muttermilch nicht? Bleibt also nichts anderes mehr übrig, als im Tropfen zu geben, die er absolut nicht verträgt? Ich bin wirklich ratlos deswegen. Danke


Biggi Welter

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? Liebe Conny, sie haben es richtig verstanden, dass es nicht möglich ist, den Eisengehalt der Muttermilch durch Ernährung oder sonstige Maßnahmen zu verändern. Eisenmangel bei einem voll ausgetragenen, gesunden Kind in diesem Alter ist extrem selten und deshalb sollte wirklich eine exakte Diagnostik betrieben werden, also zunächst eine Blutuntersuchung bei der ganz genau abgeklärt wird wie die Werte aussehen. Wird der Mangel dann tatsächlich bestätigt, kann die Gabe von Eisenpräparaten erforderlich werden und leider ist es so, dass sehr viele Kinder mit der Verträglichkeit von Eisentropfen Probleme haben. Besprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin/arzt ob es eine Alternative zu dem zur Zeit verwendeten Präparat gibt. Die Einführung von Beikost bereits jetzt muss sehr kritisch betrachtet werden und außerdem ist es keineswegs so, dass die Verwertung des Eisens aus der Beikost so extrem gut ist, dass sich bei einem ernsthaften und behandlungsbedürftigen Eisenmangel die Gabe von Eisenpräparaten sicher vermeiden lässt. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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