Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlafstillen wird zum Kampf nach Krankheit

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Einschlafstillen wird zum Kampf nach Krankheit

Quieetschie

Beitrag melden

Mein Sohn, 14 Monate (Oktober 22), ist seit September in der Krippe und dauerhaft erkältet und nun hatte er in der letzten Woche eine heftige Mandelentzündung, welche sogar im Krankenhaus mitbehandelt werden musste, da er das trinken und Antibiotika fast vollständig verweigert hatte. Zusätzlich kommen 4 Backenzähne gleichzeitig. Seit Samstag sind wir glücklicherweise wieder zu Hause und er ist auch wieder weitesgehen fit. Bevor er krank war wurde er ca 4x täglich gestillt ( morgens, nach der Krippe, zum schlafen und in der nacht) und es war auch kein Problem wenn der Papa ihn Mal ins Bett gebracht hat. Wenn er nachts mal aufwachte ist er nach kurzen nuckeln wieder ohne Probleme eingeschlafen. Nun zum eigentlichen Thema, seit Montag Abend ist das ins Bett bringen der reinste Kampf geworden. Samstag und Sonntag hat noch alles wunderbar funktioniert. Er bekommt seine Geschichte vom Papa vorgelesen und dabei Stille ich ihn wie gewohnt. Sobald dann das Licht aus und der Papa raus ist, schläft er normalerweise innerhalb kürzester Zeit ein und ich kann ihn ohne Probleme in sein Bett ablegen, nicht aber seit Montag. Er döst an der Brust ein und dockt von alleine ab, dabei fängt er sofort das schreien an. Sobald er wieder an der Brust ist und trinkt bzw irgendwann nur noch nuckelt ist alles gut. Wenn ich dann nach ca einer halben/dreiviertel Stunde denke er ist endlich eingeschlafen und ihn ins Bett ablege dauert es keine Minute und er sitzt oder steht schreiend im Bett. Beim Versuch ihn im Bett zu beruhigen wirft er sich dann weg von mir gegen die Bettbegrenzung, verzieht sich in die hinterste Ecke und steigert sich weiter ins schreien rein. Wenn ich ihn Versuche wieder auf den Arm zu nehmen schreit er noch mehr und zappelt wild Rum, drückt sich von mir weg und verbiegt sich, da ich ihn so nicht auf dem Arm halten kann bin ich gezwungen ihn wieder ins Bett zu legen. Wenn der Papa versucht ihn zu beruhigen geht es leider noch lauter zu und er fängt an zum Schreien noch zu kreischen und lässt sich vom Papa überhaupt nicht mehr beruhigen. Besserung gibt es erst wieder wenn ich mich zu ihm ins Bett lege (großes Bodenbett im eigenen Zimmer) und ihn im Liegen Stille. Sobald er da aber auch wieder selbständig abdockt wird gemeckert und sich wortwörtlich auf mich geschmissen bis er die Brust wieder gefunden hat. Eingreifen im Sinne von helfen das er wieder richtig liegt o.ä. wird ebenfalls direkt gemeckert. So läuft das ca 1-2 Stunden jeden Abend und jede Nacht wenn er aufwacht ab und ich weiß einfach nicht mehr weiter. Nur der Papa ins Bett bringen klappt überhaupt nicht mehr und auch direkt das gemeinsam ins Bett legen und dort stillen sieht nicht besser aus. An der Abendroutine wurde nichts geändert, selbst im Krankhaus musste dank Videotelefonie nichts geändert werden. Schnuller nimmt er seit ein paar Wochen nicht mehr und wird konsequent von ihm weg geworfen. Ich bin langsam einfach nur noch fertig, vor allem die nächtlichen Still/Schreistunden zehren sehr an mir. Bei ihm im Bett bleiben und dort mit weiterschlafen ist leider nicht möglich da ich morgens 1-2 Stunden vor ihm aufstehen muss um sein Krippenfrühstück, mein Essen für die Arbeit und mich fertig zu machen. Ist es einfach "normal" und nur eine Phase die wir da jetzt durch machen müssen? Oder liegt es doch an der Krankheit mit Krankenhausaufenthalt und das es jetzt erst noch alles verarbeitet wird? Vielleicht auch etwas ganz anderes?


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Quieetschie, ich vermute auch, dass dein Kind jetzt alles verarbeitet und deine Nähe so extrem spüren muss. Nicht nur der Klinikaufenthalt, auch die Krippe ist noch neu und dein Baby holt sich nicht nur Milch ander Brust, sondern Geborgenheit und Nähe. Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
 In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! 

 Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!

 Wichtig ist auch, dass du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby.

 Du kannst natürlich trotzdem versuchen, die Situation etwas zu verändern. Hast du es mal mit dem "Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-) Probiere es mal aus! Und kennst du Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte“? Ich möchte dir das Buch wärmstens empfehlen. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet, haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Herzlichen Gruß Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Liebe Biggi, mein Sohn ist knapp 9 Monate alt. Zum schlafen tagsüber sowie abends wird er in den Schlaf gestillt. Es gibt Tage, da nuckelt er noch eine ganze Weile und an anderen Tagen lässt er los, sobald er eingeschlafen ist. Sollte ich mal den Raum verlassen, schläft er nicht lange alleine und wird wach. Seit seiner Geburt schläft er zudem b ...

Hallo liebe Expertin, meine Tochtet ist aktuell 7 Wochen alt und wir haben häufiger ein Problem beim Einschlafstillen. Ich stille sie tagsüber und abends in den Schlaf. Vor allem tagsüber haben wir das Problem, dass sie oft beim Stillen "überfordert" wirkt und dann schreit. Das Ganze sieht dann so aus:  Ich lege sie an, sie trinkt ein paar S ...

Liebe Biggi, Ich brauche recht dringend einen Rat. Mein Sohn ist nun 20 Monate alt und das Stillen lief seit seiner Geburt problemlos. Ich finde es sehr praktisch und entlasten zu stillen (insbesondere zum Einschlafen und Nachts). Mein Sohn genoss es bisher scheinbar auch. Bis Montag Mittag war er noch viel an der Brust, auch tagsüber nach B ...

Sehr geehrte Damen und Herren,  ich würd gerne das stillen vom einschlafen trennen bei meinem Sohn 17 Monate  ich stille ihm ausschließlich zum schlafen legen ergo mittags zum abendschlaf und eben die ganze Nacht wenn er aufwacht.  das Problem ist, dass er nicht neben mir ohne Brust ruhig liegt. Er hampelt dann rum, schreit, weint, will spi ...

Hallo Biggi, meine Tochter ist 23 Monate alt und wird immer noch sehr viel gestillt. Sowohl tagsüber als auch mittags und abends zum einschlafen. Eine Zeit lang waren wir schon so weit, dass ich sie im Bett gestillt habe und abdocken konnte. Sie ist dann ohne Brust eingeschlafen nach ein bisschen rumtoben. Nun will sie allerdings wieder dauernu ...

Liebe Biggi, nach einem holprigen Start stille ich seit dem zweiten Monat meine Tochter (1. Kind, aktuell 4 Monate) voll. Nach Korrektur ihres zu kurzen Zungenbandes trinkt sie deutlich effektiver, sodass sich die Dauer der Mahlzeiten auf ca. 10 Minuten verkürzt hat. Unsere Abstände zwischen den Mahlzeiten liegen relativ unverändert bei ca. 1,5 ...

Liebe Biggi,  mein Sohn (9 Monate) bekommt tagsüber die Flasche und teilweise Brei, nachts habe ich ihn immer noch gestillt. Abends habe ich immer statt zu stillen abgepumpt und er hat die Flasche bekommen. Vor einer Woche hatte ich eine Lebensmittelvergiftung oder Magen-Darm (das hat sich nie geklärt) - jedenfalls konnte ich ihn zwei Nächte la ...

Liebe Biggi, erstmal vielen Dank für die Möglichkeit der Fragestellungen. Dies ist unglaublich wertvoll und hilfreich!!!  Ich stille meine (gefühlsstarke) Tochter immernoch sehr oft. Mit der Beikost hat es erst spät geklappt und sie will nach wie vor immernoch sehr oft die Brust. Tagsüber versuche ich sie öfter mal abzulenken. Abends jedoch ...

Liebe Biggi, meine Tochter ist vor Kurzem drei Monate alt geworden. Sie hat sich daran gewöhnt, während ihrer Tagesschläfchen – die sie meist auf meinem Arm verbringt, da sie sich schwer ablegen lässt, ohne aufzuwachen – im Schlaf immer wieder ein paar Schlucke zu trinken. Inzwischen schläft sie nur noch auf diese Weise länger als etwa 20 Minut ...

Hallo Biggi, mein 6 Monate altes Baby hat seit 3 Wochen unten 2 kleine Schneidezähne. Seit etwas über einer Woche beißt es nun damit beim Stillen. Ich bin mir fast sicher es macht es nicht mit Absicht, da es immer nur passiert  wenn es fast eingeschlafen ist.   Ich nehme dann schnell mit dem Finger ab und sage NEIN. Da es aber quasi im ...