Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlafstillen und ewiges Genörgel

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Einschlafstillen und ewiges Genörgel

surikate

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Hallo Stillberatungsteam, meine Tochter ist jetzt 14 Wochen alt und wir haben hart um das Stillen kämpfen müssen. Im ersten Monat hat sie auch nur 400 g zum Geburtsgewicht zugenommen. Aber in den letzten beiden Monaten jeweils ein Kilo. Abends bekommt sie ein Fläschchen PRE (gut 100 ml) Jetzt zu meinem Problem. Sie schläft nur beim Stillen ein, was an sich auch kein Problem ist, nur tagsüber lässt sie sich absolut nicht weglegen. Ich bin quasi an die Couch gefesselt, da ich sie entweder stille (tagsüber meist 8 mal und in der Nacht oft drei mal) oder sie auf mir schläft. Schlafen tut sie aber meist nur 3 * 30-45 min am Stück. Dazwischen ist sie konsequent nörgelig. Alles ist nur für 5 min gut. Auch in der Trage weint sie. Daher lege ich sie so oft an da sie an der Brust einigermaßen zufrieden ist. Sie trinkt dann aber immer nur kurz, um dann wieder zu meckern oder kurz einzuschlafen und dann zu meckern. Ganz selten liegt sie mal für länger als 5 min zufrieden unter dem Spielebogen. Vielleicht ist sie nie richtig satt und ausgeschlafen. Ich kann so langsam nicht mehr. Ich kann gar! nichts anderes mehr machen (gerade noch etwas essen und zur Toilette). Mir ist klar, dass ein Kind sehr! viel Zeit erfordert, aber ich brauche so langsam mal eine kleine Pause und wenn es nur eine Stunde am Tag ist in der sie nicht auf mir schläft. Wie kann ich ihr abgewöhnen tagsüber nur auf mir zu schlafen? Das Einschlafstillen kann meinetwegen beibehalten werden, nur ich hab das Gefühl dass sie deswegen nicht mehr in den Schlaf kommt, wenn ich sie mal weggelegt habe. Da sie es ja gewohnt ist nur an der Brust einzuschlafen. Soll ich einen festen Rhythmus der Tagschläfe einführen oder noch Mittags eine Flasche geben, damit sie da zuverlässig satt ist? Weinen lassen möchte ich sie nicht, aber so langsam sehe ich keinen anderen Ausweg mehr. LG surikate


Biggi Welter

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Liebe surikate, deine Tochter ist ein Baby und Babys suchen nach der Nähe der Mutter. Es geht nicht nur darum, dass das Baby gestillt wird, sondern dass es die Nähe braucht. Das Alleine Einschlafen auf das zur Zeit in unserer Gesellschaft so großen Wert gelegt wird, entspricht nicht dem, was von der Natur für Babys vorgesehen ist. Menschenbabys sind von Natur aus nicht dazu konzipiert alleine (einzu)schlafen. Sie sind Traglinge, die den engen Körperkontakt mit der Mutter (oder auch dem Vater) brauchen. Die Fähigkeit alleine einzuschlafen entwickelt sich bei jedem Kind zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt, bei dem einen Kind kann dies vielleicht schon vor dem ersten Geburtstag sein, beim anderen dauert es wesentlich länger. Das liegt einfach in der Natur des Kindes und so wenig, wie Du beschleunigen kannst, dass dein Kind krabbelt, läuft oder spricht, so wenig kannst Du die anderen Reifungsprozesse beschleunigen. Die Tage sind einfacher, wenn das Baby am Alltag teilnehmen kann. Dazu ist ein Tragetuch (keine Trage!) das optimale Hilfsmittel. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Ihr Baby kann die Nähe der Mutter spüren, es wird sich an ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuche es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglicht es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit ihnen die Perspektive zu teilen. Lass dir von einer tucherfahrenen Frau einmal zeigen, wie vielseitig einsetzbar ein Tragetuch sein kann. Tucherfahrene Frauen findest Du in fast jeder Stillgruppe und auch sonst wäre es sicher ein guter Gedanke, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommst Du dort auch moralische Unterstützung. Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als "Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High-Need-Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High-Need-Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein "pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High-Need-Babys gibt und wissen, dass sie keine "Schuld" haben. Sehr gut beschrieben sind High-Need-Babys in dem Buch "Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL-Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Ich würde dir gerne empfehlen, das oben genannte Buch einmal zu lesen und dich einer Stillgruppe anzuschließen. Vielleicht wirst Du im Kontakt mit anderen (stillenden) Müttern feststellen, dass dein Kind gar nicht soooo viel quengelt und möglicherweise bekommst Du in der Stillgruppe auch den einen oder anderen hilfreichen Tipp. Mit der Stillberaterin steht dir dann auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin für eine direkte Beratung zur Verfügung. LLLiebe Grüße, ich wünsche dir, dass es Euch allen bald besser geht! Biggi


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