Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost/Fingerfood mit 7 Monaten

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beikost/Fingerfood mit 7 Monaten

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Hallo, das folgende ist jetzt nicht gerade eine "typische Stillfrage", aber da sie mir schon bei diversen anderen Problemen geholfen haben (Durchschlafen etc.) haben Sie vielleicht hierzu auch einen Tipp für mich. Meine Tochter wird voll gestillt und ich gebe ihr seit 4 Wochen Brei, allerdings scheint sie davon nicht sonderlich begeistert zu sein. Danach will sie natürlich relativ bald die Brust, weil sie Hunger hat. Bin mir auch nicht sicher, ob ich immer den "richtigen Zeitpunkt" (hungrig, aber noch nicht zu hungrig) erwische. Beim Anbieten der Trinklernflasche (gefüllt mit Wasser) sperrt sie aber gierig ihren Mund auf, beim Löffel allerdings macht sie keinerlei Anstalten,den Mund zu öffnen, sondern schiebt eher noch ihre Zunge davor. Mit ein paar Tricks gehen dann doch mal ein paar Löffelchen rein, teilweise wird das aber mit der Zunge wieder rausgeschoben. Beim Versuch des Abendbreies war es jetzt dasselbe (sei bekommt den Brei mit Pregomin angerührt wegen ihrer Kuhmilchallergie). Denke aber auch, dass so ein "Kampf und Austricksen" Sinn macht, weil Essen sollte ja auch Spass machen. Heute hat sie eine Breze am Tisch erwischt, auf der sie begeistert "rumgeschnullt" hat. Jetzt hab ich gelesen, dass manche Kinder einfach keinen Brei mögen und schon bald auf Fingerfood umsteigen. Kann man das einem 7 monatigem Baby schon anbieten? Oder welche Möglichkeiten sehen Sie noch, sie zum Essen zu animieren? Bei meinem älteren Sohn kannte ich diese Schwierigkeiten nämlich nicht. Vielen Dank für ihre Hilfe!! Mit freundlichen Grüßen Maja


Biggi Welter

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Liebe Maja, Ihre Kleine ist gerade erst sieben Monate alt und damit noch am Beginn der "Beikostkarriere" und in dieser Zeit sollte der Begriff "BEI Kost" wörtlich verstanden werden. Beikost ist etwas, was die Muttermilch ergänzt und nicht ersetzt. Es ist deshalb normal und richtig in Verbindung mit der Beikost zu stillen, nicht zuletzt deshalb, weil auf diese Weise bestimmte Bestandteile der Beikost vom Kind besser verwertet werden können. Der Begriff BEI Kost sollte wirklich wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel für ein Kind sein, erst nach dem ersten Geburtstag verschieben sich die Relationen. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Sie es beschreiben kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit Kampf und Druck erreichen Sie genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Sie machen es also absolut richtig, wenn Sie Ihr Kind nicht zum Essen zwingen! Vermeiden Sie es, Ihr Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lassen Sie das Thema ganz sein. Stillen Sie Ihr Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lassen Sie es selbst fingergerechte Nahrung essen, wie es dies ja offensichtlich gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sie können für die ganze Familie Kartoffeln kochen und ehe Sie sie salzen oder sonst wie würzen, nehmen Sie eine Kartoffel weg und drücken sie mit ein wenig Wasser oder abgepumpter Muttermilch zu Brei. Das mögen die meisten Babys gerne und bedeutet keinen Extra Aufwand. Eventuell geben Sie Ihrer Tochter auch einfach ein Stück gekochte Kartoffel zum Selberessen in die Hand. Versuchen Sie es doch auch einmal mit Zucchini, Kürbis, Fenchel, Kohlrabi oder Pastinake (natürlich nicht alles auf einmal). Entweder selbstgekocht aus kontrolliert biologischem Anbau oder aber auch als Gläschen, von einigen Anbietern gibt es auch anderes Gemüse als Karotte. Sicher ist auch für Sie das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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