hallo biggy,
ich bin kurz vor der verzweiflung und kurz vorm brustplatzen. mein sohn (im 4.monat) trinkt einfach nicht. heute (es ist schon 17.30) hat er erst 3x ein bisschen getrunken, wobei er die rechte brust gar nicht nimmt und nur an der linken trinken will. dafür weckt er mich auf einmal nachts alle 3 stunden und dann nimmt er auch beide brüste.
dabei hatte er schon einen schönen durchschlafrythmus, wo ich nur 1x nachts stillen musste.
nun auf einmal trinkt er tagsüber nicht, sondern schläft die meiste zeit, zumindest vormittags.
wie kann ich ihm diese nachtmahlzeiten wieder abgewöhnen? ich dachte, wenn ich ihn tagsüber öfters anlege, holt er sich darüber seine rationen. aber er will nicht, er schreit die brust an und dreht sich weg.
und wie ist das denn, wenn er immer nur die linke brust will. meine rechte verschmäht er irgendwie. die produziert auch schon nicht mehr so viel, zumindest fühlt es sich so an, da sie gar nicht so voll ist wie links.
vielen dank für deine hilfe!
LG
yvonne
Mitglied inaktiv - 08.09.2009, 17:29
Antwort auf:
baby will nicht trinken
Liebe Yvonne,
es klingt ganz so, als ob Du mit deinem Baby einen Stillstreik erlebst.
Gründe für einen Stillstreik kann es viele geben und manchmal lässt sich die Ursache für den Stillstreik auch überhaupt nicht finden.
Unter Umständen schieben die Zähne in den Kiefer ein (es kann dann noch Monate bis zum ersten Zahn dauern). Eine Erkältung oder eine verstopfte Nase, so dass das Baby beim Trinken behindert wird, Ohrenschmerzen, so dass das Stillen wehtut. All dies kann zu einem Stillstreik führen. Vorsichtshalber sollte deshalb ein streikendes Kind vom Arzt angeschaut werden.
Wenn die Mutter aus irgendeinem Grund beunruhigt oder aufgebracht ist können Babys auf die Gefühle ihrer Mutter mit einem Streik reagieren.
Einen unliebsamen Zwischenfall beim Stillen kann Anlass zu einem Stillstreik sein. Z.B. wenn das Baby gestillt wurde während der/die Arzt/Ärztin es untersucht hat und es dabei erschrocken ist.
Kurz: alle einschneidenden Veränderungen oder besondere Situationen im Leben des gestillten Kindes oder seiner Familie können das Kind zu einem Stillstreik bewegen.
Wichtig ist, dass Du in dieser Situation nicht die Geduld verlierst und versuchst so ruhig wie möglich zu bleiben. Außerdem haben sich die folgenden Dinge bei einem Stillstreik bewährt:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Um die Milchproduktion aufrecht zu erhalten bzw. wieder dem Bedarf des Baby anzupassen, solltest Du deine Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch kannst Du deinem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher.
Wegen dem Durchschlafen kann ich dir leider keinen Tipp geben.
Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Ich wünsche dir gute Nerven und ein baldiges Ende des Streiks.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.09.2009