Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Antifungol auf der Brust in der Stillzeit

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Antifungol auf der Brust in der Stillzeit

Mitglied inaktiv

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Liebe Beraterinnen, meine Tochter ist heute genau 5 Wochen alt. Von Anfang an habe ich Probleme mit wunden und schmerzenden Brustwarzen, nicht nur wärend des Stillens sondern den ganzen Tag über. Meine Brustwarzen sind allgemein sehr empfindlich ... Optisch sind sie aber wohl nicht auffällig (nur etwas rosa). Heute habe ich vom Frauenarzt Antifungol verordnet bekommen. In der Packungsbeilage steht allerdings, dass dies wärend der Stillzeit nicht auf der Stillenden Brust angewendet werden soll. Hier und in anderen Foren habe ich nun aber immer wieder gelesen, dass Clotrimazol eines der Mittel der Wahl bei Soor ist. Wieso nur dann dieser verwirrende Hinweis in den Packungsbeilagen der Salben? Ich bin nun etwas verunsichert. Auch da meine Tochter ja nun nicht mitbehandelt wird. Auch wurde kein Abstrich o.ä. gemacht um zu Testen, ob es sich überhaupt um eine Pilzinfektion handelt. Sowohl ich als auch Matilde sind optisch unauffällig. Aber meine Brustwarzen werden einfach nicht besser. Mitlerweile verwende ich seit zwei Wochen Brusthütchen. Welcher Arzt kennt sich am besten mit diesen Infektionen aus? Sollte man zum Hautarzt gehen? Liebe Grüße und vielen Dank im Voraus Miriam


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Liebe Miriam, ein Beipackzettel dient in erster Linie der rechtlichen Absicherung der Pharmafirma und wenn es nach den Beipackzetteln ginge, gäbe es kaum Medikamente, die eine stillende Frau verwenden könnte. Wenn ein Arzt ein Medikament für eine stillende Frau heraussucht, wird er sich daher nicht unbedingt am Beipackzettel, sondern an der entsprechenden Fachliteratur wie zum Beispiel "Arzneiverordung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann und Schaefer orientieren. Ich zitiere aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006: "Lokale Antimykotika" Zu den lokal wirksamen Antimykotika zählen Nystatin und Clotrimazol. Sie werden praktisch nicht resorbiert und sind enteral für den Säugling nicht verfügbar. Umfangreiche Erfahrungen mit der therapeutischen Anwendung im Säuglingsalter sprechen gegen ein toxisches Potential. Gleiches gilt für Miconazol (z.B. Daktar), das ebenfalls kaum resorbiert wird. Empfehlung für die Praxis: Lokale Antimykotika der Wahl für die Stillzeit sind Nystatin und Clotrimazol. Auch Miconazol ist akzeptabel. Diese drei Mittel sind den anderen. lokal wirksamen Antimykotika vorzuziehen. Falls tatsächlich eines der anderen Mittel zwingend indiziert ist, kann uneingeschränkt weitergestillt werden, wenn nur vorübergehend oder kleinere Flächen behandelt werden" Es gibt Ärzte, die bei der von Ihnen beschriebenen Symptomatik blind auf eine Infektion der Milchgänge mit Pilz (Candida) behandeln und ein systemisch wirkendes Medikament verordnen, nach dessen Verabreichung die Probleme verschwinden (manchmal reicht eine einmalige Behandlung auch noch nicht aus). Im Nachhinein lässt sich dann sagen "ja, es war doch eine Pilzinfektion". Bei einer Soorinfektion ist es unabdingbar, dass immer Mutter und Kind behandelt werden, auch wenn einer von beiden keine Symptome zeigt. Candida ist hartnäckig und kann in der Mundhöhle Ihres Kindes sitzen, ohne dass die geringsten Symptome zu erkennen sind. Wird dann nur die Mutter behandelt, dann stecken Sie sich immer wieder neu an. Das gibt den berühmten Ping Pong Effekt und Sie kommen aus diesem Kreislauf nicht mehr heraus. Ganz wichtig ist, dass lange genug behandelt wird. Sie müssen auch nach dem vollständigen Verschwinden der Symptome noch eine Weile weiterbehandeln, um einen Rückfall auszuschließen. Ich zitiere Ihnen nun noch aus "The Breastfeeding Answer Book" Stock, Mohrbacher, 1997: "Durch die Soorbehandlung muss das Stillen nicht beeinträchtigt werden. Bei leichteren Soorinfektionen kann bereits 24 bis 48 Stunden nach Beginn der Behandlung eine Besserung der Symptome verspürt werden. In anderen Fällen kann es drei bis fünf Tage oder länger dauern, bis die Symptome verschwinden. Die Mutter sollte die Medikamente bis zum Ende des Behandlungszyklus einnehmen, denn die Infektion kann wieder aufflammen, wenn die Medikamente beim Verschwinden der Symptome abgesetzt werden. Es gibt Möglichkeiten, wie die Mutter die Beschwerden während der Soor Behandlung mildern und das Stillen angenehmer machen kann. Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: o häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, o an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), o den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder an seinem Mundwinkel gezogen wird. Sobald die Diagnose Soor bestätigt ist, sollte die Mutter Vorsichtsmaßnahmen treffen, damit es keinen Rückfall gibt. Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden. o Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa, 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. o Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich 20 Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden. o Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden. o Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden. o Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern. Treten immer wieder Soorinfektionen auf, müssen unter Umständen alle Familienmitglieder behandelt werden. Männer können mit Soor infiziert sein, ohne Beschwerden zu haben. Soorinfektionen können durch Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau hin und her übertragen werden und von Kind zu Kind, wenn sie die gemeinsam verwendeten Spielzeuge in ihren Mund stecken oder beim Tandem Stillen. Tritt der Soor immer wieder auf, nachdem bei Mutter und Baby zwei komplette Behandlungszyklen durchgeführt wurden, kann es sein, dass die ganze Familie gleichzeitig behandelt werden muss." Haben Sie denn eher stechende Schmerzen oder fühlt sich die Brust mehr wund an? Es kann natürlich auch sein, dass Sie nicht ganz korrekt anlegen oder Ihr Baby nicht perfekt saugt und Sie "einfach nur" (ich weiß, wie weh das tut!) wund sind. Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Ihr Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi


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Liebe Biggi, zunächst einmal ganz lieben Dank für die schnelle Antwort! Es ist warscheinlich auch so, dass es noch Probleme mit dem Anlegen gibt. Obwohl sowohl im Krankenhaus die Stillberaterin als auch zwei Hebammen bestätigt haben, dass ich korrekt anlege, 'schnalzt' Matilde beim Stillen ohne Hütchen. Ich habe sehr (sehr!) große Brüste aber wiederum sehr kleine Brustwarzen. Das war von Anfang an ein Problem. Trotzdem habe ich immer darauf geachtet, dass sie so viel wie möglich vom Vorhof mit in den Mund nimmt, dass sie beide Lippen nach außen umgestülpt und die Zunge beim andocken vorne hat. Dann klappen die ersten paar Schlucke gut und kurz darauf fängt sie an zu schnalzen und rutscht dabei natürlich von der Warze ab. (Ihr Zungenbändchen ist auch nicht verkürzt). Seit zwei Wochen verwende ich aufgrund der Schmerzen und weil ich schon Angst vor den Stillmahlzeiten hatte Stillhütchen. Am Wochenende wollte ich dann nochmal ohne Hütchen probieren (da auch mit Hütchen keine Besserung eintrat und ich gelesen hatte, dass wunde Warzen eigentlich ohne Hütchen besser verheilen) und es klappte (bis auf das Schnalzen) sehr gut, aber am Sonntag abend waren die Schmerzen dann wieder so schlimm, dass ich nun wieder bei den Hütchen bin. Seitdem fühlen sich die Brüste auch wieder sehr wund an, vorher würde ich die Schmerzen als Stechend bezeichnen, sie treten den ganzen Tag immer wieder auf, auch unabhängig vom Stillen und strahlen mal in die Brust aus und mal nicht. Zudem sind die Warzen sehr Berührungsempflindlich. Könnte denn das falsche Anlegen / Saugen auch mit Hütchen das Problem bestehen lassen? Ich sollte wohl tatsächlich nochmal eine Stillberaterin vor Ort zu Rate ziehen und zuschauen lassen :) Nochmal ganz lieben Dank und herzliche Grüße Miriam


Biggi Welter

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Liebe Miriam, stechende Schmerzen deuten schon auf einen Soor hin, aber trotzdem können Sie sich noch einmal an eine Kollegin vor Ort wenden, die sich die Anlegetechnik einmal ansehen kann. LLLiebe Grüße, Biggi


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