Schlumpfi11
Liebe Stillberaterinnen, mein Sohn ist nun fast 5 Monate alt, und seit zwei Monaten sind unsere Nächte sehr anstrengend. Er hat, kurz bevor er drei Monate alt war, sehr gut geschlafen, die nächtlichen Stillintervalle sukzessive vergrößert und zuletzt sogar 9-10 Stunden geschlafen - was ich schon sehr krass, aber natürlich auch angenehm fand. Dann hat sich alles von einem Tag auf den anderen gedreht. Er ist nun nachts sehr, sehr unruhig, wedelt mit den Ärmchen, strampelt mit den Beinchen, reibt sich mit den Händchen schlafend in Gesicht und Augen und schlägt sich dabei dann irgendwann den Schnuller, den er leider zum Schlafen braucht, aus dem Mund - oder weckt sich sonst irgendwie auf. Manchmal reichen dann der Schnuller und Streicheln, aber oft hilft nur stillen, um ihn zu beruhigen. Manchmal trinkt er dann nur kurz, aber oft richtig lange. Und das manchmal fast stündlich. Am Tag trinkt er nur alle 3,5 bis 4 Stunden. Ich bin ein bißchen in Sorge, ob alles richtig läuft. Denn zum einen nimmt er immer noch mit Riesenschritten zu - und ich dachte, die Zunahme wird in dem Alter schon geringer... Er ist von 3770 g auf 7800 g und von 50 auf 68/69 cm gewachsen. Hinzu kommt, dass er am Tag doch schnell müde wird - nach spätestens zwei Stunden ist meist Schluß und er braucht 30 bis 90 Minuten Schlaf. Morgens kann das Schläfchen auch schneller nötig werden, am Nachmittag hält er eher länger durch. Wenn er wach ist, ist er schon fit und entwickelt sich, denke ich, normal (dreht sich, plappert, greift, steckt alles in den Mund, will immer rumgetragen werden, um alles zu sehen, ist auf dem Bauch frustriert, weil das Krabbeln noch nicht klappt :o)). Dennoch braucht er eben so viel Schlaf... Vielleicht auch, weil auch für ihn die Nächte nicht erholsam sind? Am Tag schläft er viel ruhiger... Manchmal frage ich mich halt auch, ob ich ihn tagsüber öfter stillen sollte... Habe mich sogar schon mal gefragt, ob ich das falsch deute, ob er nicht etwa alle zwei Stunden müde ist, sondern eigentlich Hunger hat und ich ihn fälschlicherweise hinlege... Bin nicht so gut darin, das Hungerweinen zu erkennen, leider... Aber dann wieder denke ich, er würde nicht einschlafen und sich mit dem Schnuller begnügen, wenn er die Brust wollen würde - tut er nachts ja auch nicht. Wie dem auch sei - meine Frage: Ist das alles so ok? Ist es noch normal, dass ein 5 Monate altes Baby alle 2 Stunden Schlaf braucht? Ist es normal, dass die Nächte so sind? Ist sein Gewicht ok? Ich weiß, man kann Babys mit Stillen nicht überfüttern, aber dennoch... ich selbst esse sehr viele Kohlenhydrate und auch mal Schokolade, weil ich, seit ich stille, immer solchen Hunger habe... Habe schon so viele Ratschläge bekommen, von tagsüber nicht mehr so viel schlafen lassen (das bringe ich aber nicht übers Herz, wenn er vor Müdigkeit weint, weil ich denke, ein Baby braucht doch seinen Schlaf) bis nachts nicht mehr mit Stillen, sondern anders beruhigen - das klappt nur selten. Er schläft inzwischen direkt in meinem Bett, weil es sonst so anstrengend ist, und wenn ich ihn ganz fest halte und kuschele, beruhigt er sich manchmal auch so, aber bevor er schrecklich brüllt, stille ich ihn halt! Vielen Dank vorab von einer sehr müden Mama :o)
Liebe Schlumpfi11, die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken. Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt. Babys sind individuelle Persönlichkeiten, auch was ihr Schlafverhalten angeht. Statistisch gesehen schlafen Babys während des 1. und 2. Monats 16 bis 19 Stunden, während des 3. und 4. Monats 15 bis 18 Stunden, während des 5. und 6. Monats 14 bis 16 Stunden, während des 7. und 8. Monats 13 bis 15 Stunden und während des 9. bis 12. Monats 12 bis 14 Stunden pro Tag (selbstverständlich nicht an einem Stück). Aber wie gesagt, das sind nur Durchschnittswerte. Wenn dein Baby in den Wachphasen fit und fröhlich ist, würde ich nichts ändern. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Spannen Sie auch Ihren Partner (wenn Sie einen haben) ein. Väter können sehr wohl auch einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter
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