Seit 23 Wochen stille ich meinen Sohn voll. Aufrgund des warmen Wetters habe ich auf Anraten meines Kinderarztes versucht, ihm Fencheltee mit der Flasche anzubieten. Aber mit dem Sauger (Brustwarzenform und normale Form) kann er nichts angfangen - anstatt zu saugen, beißt er darauf rum. Flüssgkeit erhält er auf dierse Weise auch. Jetzt frage ich mich, wie ich ihm später beim Abstillen versorgen soll? Wie bringe ich ihm das Trinken bzw. Saugen aus der Flasche bei? Oder kann ich direkt mit einer Trinktasse anfangen? Allerdings habe ich gelese, dass Kinder ihr Saugbedürfnis mind. 2 Jahre lang stillen sollen? Wie soll ich das bewerkstelligen ?
Vielen Dank für die Hilfe. Katrin
Mitglied inaktiv - 04.04.2002, 22:00
Antwort auf:
Abstillen ohne Flasche?
?
Liebe Katrin,
Millionen Kinder werden groß, ohne jemals überhaupt eine Flasche gesehen zu haben. Eine Flasche ist kein unverzichtbarer Bestandteil der Babyausstattung. Ein Kind kann schlicht und ergreifend so lange gestillt werden, bis es so weit ist, dass es aus einem Becher trinken kann und mit Beginn der Beikost kann die dann anzubietende zusätzliche Flüssigkeit (am besten ganz normales Wasser, Tee oder Saft sind nicht notwendig) mit dem Becher angeboten werden. Es ist noch nicht einmal ein spezieller Trinklernbecher notwendig, ein ganz normaler Becher oder ein Glas, wie es in jedem Haushalt vorhanden ist, tut es auch.
Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht übrigens keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen. Da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen (der bei uns für Babys so beliebte Fenchel kann bei manchen Kinder Bauchprobleme sogar verstärken). Dazu kommt, dass die Gabe von zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten kann.
Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991).
Wenn Sie unbedingt zur Flasche hin abstillen wollen, dann sollten Sie sich mit etwas Geduld wappnen, denn da die Trinktechniken an Brust und Flasche vollkommen voneinander unterscheiden, wissen viele Stillkinder zunächst nicht, was sie mit der Flasche anfangen sollen.
Dazu kommt, dass sich ein Flaschensauger ganz anders anfühlt als die Brust, lehnen viele Stillkinder die Flasche ab.Wenn die Mutter die Flasche geben will kommt noch dazu, dass es sich denkt „Was soll denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt". In einigen Fällen hilft es daher, wenn jemand Anderes die Flaschenfütterung übernimmt.
Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren.
Manche Babys wollen auch einfach nicht aus einer Flasche trinken. Bei diesen Kindern kann man dann versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln.
Hier noch ein paar Tipps, wie das Baby die Flasche vielleicht besser annimmt:
• die Flasche anbieten, ehe das Baby zu hungrig ist
• das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln
• den Flaschensauger nicht in den Mund des Babys stecken, sondern die Lippen des Babys damit berühren, so wie die Mutter dies mit der Brustwarze tut
• den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen
• verschiedene Saugerformen und Lochgrössen ausprobieren
• verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen
• versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern
• geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel)
Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 05.04.2002