Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstillen (Entschuldigung - lang aber nötig)

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abstillen (Entschuldigung - lang aber nötig)

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Liebe Biggi, ich war Schwanger habe 1 Jahr gestillt und wurde gleich wieder schwanger. Nun ist meine 2. Tochter im November 1 Jahr alt geworden. Ich hatte das Ziel sie mindestens 6 Monate voll zu stillen und die Stillzeit mit 1 Jahr zu beenden. Ziel 1 habe ich erreicht aber das mit dem abstillen klappt bei weiten nicht. Das beginnt morgens nach dem aufwachen zur beruhigung oder zum wach werden, dann weint sie nach einer halben Stunde wieder und sucht wieder meine Brust. Sie läuft mir dann immer nach, will getragen werden quengelt und gibt erst wieder Ruhe wenn ich sie gestillt habe. Alles andere Milch, Brot usw. wird verweigert bis zu dem Zeitpunkt wo sie nuckeln darf.Danach nimmt sie auch andere Sachen zu sich. Mittags wenn sie müde ist und nach dem Mittagsschlaf ist das selbe Spiel. Eigentlich vor jedem Einschlafen und nach jedem wach werden. Ich mag aber nicht mehr und fühle mich von meiner Tochter unter Druck gesetzt. Sie wacht nachts ca. 3-4 mal auf, (obwohl sie bei uns im Bett schläft) manchmal 2 mal in 11/2 Stunden, weint und gibt erst wieder Ruhe wenn ich sie gestillt habe, da hilft auch kein tragen. Sie neigt dann immer ihren Kopf zu meiner Brust und protestiert. Ich wäre ja schon zufrieden wenn sie nur 1 mal am Tag kommen würde, aber davon ist sie weit entfernt. Wenn ich nicht da bin hält sie schon mal 7-8 Stunden aus und schläft auch auf andere Weise ein, aber wenn ich dann nach Hause komme, habe ich keine Chance mehr zu enkommen. Sie gibt nicht eher Ruhe bis sie gestillt worden ist und verdreht dabei immer genußvoll die Augen als würde sie von einer Sucht gestillt. Sie holt dann auch alles in der Häufigkeit des Stillens nach. In meiner Abwesenheit ißt sie wenig. Da ich jetzt öfters mal eingeladen war hab ich in letzter Zeit nach ca. 3 Jahren Abstinenz 3-4 Bier, Weizen, Sekt und auch mal Caipirinhia getrunken. Ich kann nicht mehr und will nicht mehr verzichten und mag mal wiederfrei sein und Spass haben. Aber dann hab ich immer ein schlechtes Gewissen wenn ich nach Hause komme, obwohl ich nicht weiß, ob sie nur nuckelt oder auch trinkt. Ich glaube das wechselt immer. Meistens nimmt sie glaube ich nach den Nuckeln noch ein paar Schluck. Ich kenne eigentlich deine Briefe und antworten schon ziemlich auswendig. Die haben mir von Anfang an Kraft gegeben, vor allem Nachts. Meine fast 3 Jahre alte Tochter ist schon immer eifersüchtig . Die wacht nachts auch immer auf, kommt zu uns ins Bett und möchte meine Nähe.Sie mag dann gerne auf meinem Bauch liegen. Dann muß ich mich immer von ihr abwenden, um die kleine zu stillen. Das tut mir und der großen immer weh. Sie fühlt sich dann alleine, auch wenn ich ihre Hand halte. Ich kenne auch Deine Tipps zum abstillen schon, aber ich komme jetzt nicht mehr weiter und würde gerne zumindest eine Besserung bei meiner kleinen sehen. Nun habe ich folgende Fragen und Bitten: Nochmal und mehr Berichte von Dir bzw. anderen Müttern, wie sich das abstillen ohne Schnuller vollzieht und zu welchem Zeitpunkt. Kann das Kind einen Mangel bekommen wenn es wenig andere Sachen zu sich nimmt? Du sagst das sich ein Kind in der Regel ca. zwischen 2-4 Jahren selbst abstilllt, heißt das, daß es dann auch solange dauert bis sie nachts durchschläft oder ist das voneinander unabhängig ? Nur an Biggi: Ist das mit dem Bier und so arg schlimm, baut er sich nach 3-4 Stunden in der Muttermilch ab? Bei meiner ersten Tochter ist nach 5 Monaten voll stillen die Menstruation wieder eingesetzt, diesmal noch nicht mal nach 13 Monaten. Ist das normal? Vielen, Vielen Dank


Biggi Welter

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? Liebe Vivi, Du scheinst stillmüde zu sein und wünschst dir wieder mehr Freiraum für dich und auch wieder mehr Verfügungsrecht über deinen Körper. Dieses Gefühl kennt vermutlich jede Frau, die längere Zeit stillt. Doch das Problem ist jetzt auch das, dass deine Tochter spürt, dass Du dich ihr entziehen willst und das macht sie unsicher, so dass sie noch mehr „klammert", noch stärker deine Nähe und die Geborgenheit an der Brust sucht. Das Schlafverhalten eines Kindes ist kaum davon abhängig, wie es ernährt wird und es gibt unzählige gestillte (Klein)Kinder, die nachts lange Schlafphasen haben, genauso wie es unzählige Kinder gibt, die lange abgestillt sind und nachts regelmäßig in kurzen Abständen aufwachen (nur sprechen die Eltern von nicht gestillten Kindern oft sehr viel seltener offen darüber wie die Nächte aussehen). Es ist nicht ungewöhnlich, wenn die Menstruation bereits wieder einsetzt, so lange noch voll gestillt wird und ebensowenig ist es unnormal, wenn es länger als ein Jahr dauert, ehe es wieder zu Monatsblutungen kommt. Neben der Häufigkeit des Stillens spielt die individuelle Körperchemie der Frau eine Rolle, auch zum Beispiel der Anteil an Körperfettgewebe usw. Es gibt Frauen, während vollem Stillen bereits nach zwei Monaten wieder eine Periodenblutung haben (und wieder fruchtbar sind), andere wiederum haben ein Jahr oder länger keine Menstruation. Beides ist normal. Dass Du stillst bedeutet doch nicht, dass Du nun in völliger Askese und ohne jeden Spaß leben musst. Es ist ein Missverständnis - dem leider viele Menschen unterliegen -, dass Stillen permanente Einschränkung und wenig Lebensfreude bedeutet. Es ist auch nichts dagegen einzuwenden, wenn Du mal ein Glas Bier, Wein oder Sekt trinkst. Die Alkoholkonzentration in Blut und Muttermilch verläuft in etwa parallel. Daher erhält der vollgestillte Säugling rund 10 % der gewichtsbezogenen Alkoholmenge seiner Mutter. Obwohl junge Säuglinge Alkohol nur etwa halb so schnell abbauen können wie ein Erwachsener, verursacht die bei gelegentlichem Alkoholkonsum auf das gestillte Kind übergehende Alkoholmenge wohl keine Schäden bei dem Säugling. Wird jedoch regelmäßig Alkohol genossen, so sind Auswirkungen auf die geistige und motorische Entwicklung des Kindes zu erwarten. Man hat herausgefunden, dass die Konzentrationsspitze in der Muttermilch 30 bis 60 Minuten nach dem Trinken bzw. 60 bis 90 Minuten nach dem Genuß von alkoholhaltigen Nahrungsmitteln erreicht wird (Lawton 1985). Alkohol wird auch unverändert aus der Milch und dem Kreislauf der Mutter ausgeschieden. Bei einer Frau mit einem Gewicht von 55 kg dauert es etwa zwei bis drei Stunden, bis die Alkoholmenge von einem Glas Bier oder Wein von ihrem Körper abgebaut wird (Schulte 1995). Allerdings dauert es um so länger, den Alkohol abzubauen, je mehr davon aufgenommen wurde. Bei einer Frau von 55 kg dauert es bis zu 13 Stunden, bis ein Glas eines hochprozentigen Getränks abgebaut wird. Die Auswirkungen von Alkohol auf ein gestilltes Baby stehen in direktem Zusammenhang zu der von der Mutter konsumierten Menge. Das Komitee für Medikamente der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte betrachtet Alkoholgenuß in der Stillzeit als vertretbar, obwohl beim Konsum großer Alkoholmengen Nebenwirkungen beobachtet wurden. Es konnten keine Schädigungen durch gelegentliches Trinken oder regelmäßiges Trinken geringer Alkoholmengen (ein Glas oder weniger täglich) festgestellt werden. Es ist auch nicht anzunehmen, dass dein Kind Mangelerscheinungen hat. Das ist sehr selten bei gestillten Kindern und meist ist es einfach so, dass die Mütter überschätzen, wieviel ein Kind braucht. Versuche dir am Tag Freiraum für dich zu schaffen. Vielleicht kann dir dein Mann, deine (Schwieger)Mutter, eine Freundin oder ein verantwortungsbewusster Teenager dein/e Kind/er für eine Stunde oder so abnehmen, mit ihnen spazieren gehen oder spielen und diese Zeit nutzt du für DICH. Selbst wenn Du nur in Ruhe in der Badewanne liegt, einmal um den Block joggst oder dich mit einer Zeitung und einer Tasse Tee in einen anderen Raum begibst, so ist das ein Weg aufzutanken und wieder neue Kraft zu schöpfen für den anstrengendsten Beruf der Welt: Mutter. Dann kannst Du dir in einer ruhigen Minute auch einmal überlegen, was Du jetzt wirklich willst und einen Plan zurecht legen, wie Du dabei vorgehen wirst. Vielleicht genügt es aber auch schon, dass Du einfach wieder etwas Zeit für dich alleine hast, dass Du selbst dich besser fühlst und dein Kind dann auf die wieder ausgeglichenere Mutter positiv reagiert. Viel Kraft und LLLiebe Grüße Biggi


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Liebe Vivi Oft stillen sich Kinder von selbst ab, wenn von Seiten der Mutter kein Abstillversuch mehr unternommen wird. Vielleicht braucht Deine Kleine einfach Deine Nähe. Ich würde das Abstillen einfach mal eine Weile sein lassen und abwarten, was dann passiert. Nach dem Prinzip nicht verweigern, aber auch nicht anbieten hat es doch schon oft geklappt. Das Durchschlafen ist übrigens unabhängig vom Stillen; es ist ein Reifungsprozess im Gehirn, der bei jedem Kind anders abläuft. Das Weiterschlafen in der Nacht kannst Du auch mit einer Hängematte lösen, das Schaukeln beruhigt und wird vielleicht auch anstatt dem Stillen von Deiner Kleinen oder anstatt auf Deinem Bauch liegen von Deiner Großen akzeptiert. Machs gut. Übrigens ist eine lange Stillzeit eine Investition und auch für Deine Gesundheit gut ( senkt das Brustkrebstrisiko) Sonja


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Danke für diesen interessanten Bericht !Ich dachte ich wäre ein Einzelfall(Stille meine 13Monate alte Tochter noch und werde es auch noch nicht beenden)Tut gut mal von anderen zu hö ren!!!Viele Grüsse!Der Bericht von Vivi könnte meiner sein


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Vielen Dank für die Tipps. Sie geben wieder Kraft und Hoffnung.


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Geteiltes Leid ist halbes Leid. Schön wenn mann weiß das andere mitfühlen können und das man nicht alleine da steht.


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