JammerMama
Hallo zusammen, ich vermute, dass meine Problematik weit über das reine Stillen und Abstillen hinausgeht, hoffe jedoch, dass ich hier trotzdem Hilfe erfahren darf: Mein jüngstes Kind ist gut zwei Jahre alt und wird noch viel gestillt. Zweimal bereits habe ich (halbherzige) Abstillversuche unternommen, indem ich mehrer Tage weggefahren bin, und während derer der Kleinste ganz normal gegessen hat und sich auch ohne mich wieder beruhigen konnte. Beide Male wurde ich jedoch wieder schwach und habe ihn angelegt, nachdem er zu sehr gejammert und betettelt hatte, und nun ist er wieder "voll drauf" und zeigt das Abhängigkeitsverhalten eines Junkies, wenn es ums Stillen geht, was sehr anstrengend ist, zumal in der Öffentlichkeit niemand es mehr niedlich findet, wenn ein Kind sich klar artikuliert und dann gestillt werden möchte. Mein Mann ist genervt, weil er selbst während meiner Anwesenheit in den Augen des Kindes nicht viel wert ist. Ich muss sehr bald wieder für 4 Tage verreisen, so dass wir einen neuen Versuch starten, aber viel lieber wäre es mir noch, wenn es einen klaren Cut von heute an gäbe, ohne dass ich immer weit wegfahren müsste. Über Tipps würde ich mich sehr freuen!
Liebe JammerMama, Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen in der Nacht einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du deinem Kleinen während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Dein Kleiner wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Kind ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass er sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Und wenn es für DICH noch okay ist, dann steh auch dazu!! Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße, Biggi
JammerMama
Liebe Biggi, super - vielen ganz lieben Dank für diese ausführliche und sehr hilfreiche Antwort! Gestern abend hat mein Mann unseren Kleinsten ins Bett gebracht, und dort hat er auch friedlich geschlafen bin etwa 2h morgens. Ich habe dann versucht ihn zu beruhigen (woraufhin mein Mann entnervt das Familienbett verlassen hat, denn für ihn wurde es zu laut), aber relativ bald schlief unser Sohn dann auch wieder ein, auf meinen Bauch gekuschelt. Ich habe jetzt ca. 34 Stunden lang nicht gestillt und versuche nachher mal mit Salbeitee den Druck von der Brust zu nehmen - Quark habe ich auch noch im Kühlschrank. Heute abend bin ich allein mit den Kindern zuhause, so dass es schwieriger werden dürfte, aber ich bin entschlossen, das jetzt durchzuziehen. Mich hat es in erster Linie beruhigt zu lesen, dass es normal ist, dass der Kleine so frustriert reagiert, dass er schlägt und kratzt und flucht... und dass das wieder vorüber geht. :-) Also, drückt mir die Daumen, dass ich es die kommenden beiden Nächte wieder gut hinkriege, denn danach bin ich vier Tage lang unterwegs, so dass wir die Kurve sicher gekratzt haben werden...
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