Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstillen... das leidige Thema Schlaf

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abstillen... das leidige Thema Schlaf

Mondkind20

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Guten Abend, Meine Tochter ist 21 Monate und ich ( alleinerziehend ohne großeltern oder funktionierendem papa) möchte dringend bis zum zweiten Geburtstag abgestillt haben... Leider ist Schlaf bei uns von Anfang an ein sehr schwieriges Thema, sie ist von Anfang an so aufgeschlossen/ clever, dass sie im Kopf sehr viel zu verarbeiten hat und außer sehr selten im Kinderwagen, kaum einschlafen kann ohne zu stillen. Deshalb schläft sie immer noch bei mir im Bett... und immer öfter lege ich mich sogar für den Mittagsschlaf mit ihr hin. Inzwischen arbeite ich schon über ein halbes Jahr dreimal vormittags und sie geht an diesen Tagen in die Kita. Dort schläft sie überhaupt nicht, und wartet lieber bis ich um 14uhr mit ihr zuhause bin, obwohl sie um 6uhr von mir geweckt/ aus dem Tiefschlaf gerissen werden muss. Manchmal schläft sie den ganzen Tag von 6 bis 19uhr nicht, ist dafür natürlich besonders weinerlich und Busen fixiert. Wenn ich beim Mittagsschlaf nicht neben ihr liegen bleibe ( und sie die milch riecht?), kann es sein, dass sie nach 20- 35Minuten schon wieder aufwacht. Da es abends ab 19uhr ähnlich ist und sie erst ab 23uhr richtig runterkommen kann, stelle ich Haushalt, Partnerschaft ( der Papa wohnt ohnehin nicht bei uns), eigene Hobbies ja ohnehin für sie zurück... Ich weiß nicht ob, aber ich hoffe, dass abstillen ihr dazu verhilft eine eigene Strategie zu finden einzuschlafen bzw. Durchzuschlafen. Aber wie schaffe ich es, dass sie sich nicht von mir abgelehnt oder allein gelassen fühlt? Ich habe Angst, dass sie immer noch nicht genug Urvertrauen hat und deshalb nicht loslassen kann bzw. Ich das vorhandene vertrauen in mich kaputt mache. Sie braucht mich so sehr, aber ich brauche irgendwie sehr bald wieder mehr Energie und Zeit für mich. Eigentlich wollte ich ab dem 2ten Geburtstag mehr arbeiten, aber das kann ich mir im Moment beim besten Willen nicht vorstellen. So ein langer Text. In Kürze nochmal: wie stille ich ein still- süchtiges Kleinkind so liebevoll, und tränenarm wie möglich ab? So dass ich es durchhalten kann und so dass das Kind keine bindungsunfähigkeit im späteren Leben entwickelt?


Biggi Welter

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Liebe Mondkind20, ich kann dich so gut verstehen und spüre deine Unsicherheit. Ja, du bist alleine und musst so vieles stemmen und dein Kind spürt das und wird auch eine Veränderung verkraften! Ich rate dir, dich in einer ruhigen Minute einmal hinzusetzen und wirklich in dich zu gehen. Was möchtest DU? Ist es für DICH wichtig abzustillen oder ist es eher der Druck von außen? Wie viel Zeit willst du und deinem Kind schenken? Nur weiter zu stillen, weil dein Kind es so möchte, ist keine gute Lösung, denn dein Kind spürt deinen Widerwillen und wird umso mehr klammern. Trotzdem braucht dein Kind ja Hilfe und Unterstützung und mit dem Abstillen wird es nicht automatisch besser werden. Ihr braucht jetzt einen guten Plan und möglichst viel Zeit für die Umstellung. All diese theoretischen Überlegungen helfen dir jedoch nicht weiter, denn du fühlst dich in der derzeitigen Situation unwohl. Wenn sich in einer Stillbeziehung ein Partner nicht mehr wohl fühlt, dann ist es an der Zeit zu überlegen, was geändert werden kann. Sicher ist ein 21 Monate altes Kind noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass du mit deinem Kind darüber sprichst, wie es dir geht und was du nicht mehr möchtest. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst du einen Weg finden. Wenn du nicht mehr ständig stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht einführst. Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Wenn du dein Kind nicht wecken möchtest, dann wartest du eben einfach, bis es von selbst wieder kommt ;-). Natürlich kannst du deiner Kleinen während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass deine Kleine sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das nun auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. Liebe Grüße, Biggi


Mondkind20

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Nachtrag: Ich lese ja in vielen Antworten, ich muss mir sicherer werden, dass ich abstillen will. Das will ich, aber ich will nicht,dass sie noch weniger abschalten kann und sich nachhaltig schädigend allein gelassen fühlt.


Larax94

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Hallo, ich lese aus deinem Text, dass ihr eigentlich eine gute Stillbeziehung habt und nur der Schlaf problematisch ist. Vielleicht wäre dann eine Schlafberatung etwas für dich? Es gibt da wirklich ganz tolle bedürfnisorientierte Beratungen (ohne Weinen lassen usw) und Abstillen müsstest du dafür wirklich nicht (außer du willst es, auch wenn das Schlafen besser klappen würde, deine Entscheidung). Hast du mit deiner Tochter Sicherheitschecks geübt? Nach jedem Schlafzyklus (30-40min) wachen Babys und Kleinkinder kurz auf , um zu prüfen, ob sie weiterhin in Sicherheit sind (Urinstinkt). Wenn die Situation dann identisch ist zum Einschlafen, schlafen die Kinder oft noch weiter. Du kannst also Einschlafstillen, schleichst dich weg, kommst rechtzeitig zurück zum Sicherheitscheck (Also Brust parat haben, deine Tochter wird dann Andocken wollen), Sicherheitscheck abwarten bis sie wieder fest schläft und dann kannst du mir etwas Übung wieder weggehen... Liebe Grüße


Mondkind20

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Es ist tatsächlich nicht so dass mir das stillen selbst lästig ist, sondern ich gern die Zeit in der Sie schläft, statt mit daneben liegen z.b. für Haushalt oder auch mal nur ein Telefonat mit einer Freundin nutzen würde... um dann mit weniger todos im kopf wiederum selbst besser zu schlafen... und dadurch ausgeruhter zu sein. Ich finde aber auch, dass es wichtig für sie ist an irgendeine selbstregulation/ eigene einschlafstrategie zu kommen. Schon zu stillen und sie dann im wachen Zustand ohne Brust einschlafen zu lassen... ein oft gelesener Tipp... war nie möglich. Dass sie weinen und um sich schlagen wird, missfällt mir total. Allein wenn ich das lese, denke ich, nein das will ich nicht. Das muss doch tränenarm gehen.


Mondkind20

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Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, ...doch für mich ganz schlimm, nur schon beim lesen


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Mondkind20, für mich persönlich wäre es auch keine Lösung, aber wenn es für DICH wichtig ist, dann muss eine Lösung her und meiner Erfahrung nach geht es eben nicht ohne Tränen. Wenn du deinem Kind noch Zeit schenken kannst, dann wird es irgendwann klappen, wenn dein Baby reif genug ist, um alleine einschlafen zu können. Und dann ohne Tränen..... Hör auf dein Herz, du machst nichts verkehrt, wenn du deinem Kind diese Zeit noch schenkst! Lieben Gruß Biggi


Mondkind20

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Inzwischen ist Dezember. Ich stille nachwievor. Meine Tochter ist 2jahre und bald 3 Monate... Für mich ist das schreien lassen überhaupt keine Option... und daher hat sich noch gar nichts geändert. Ich arbeite auch immer noch nur 3 mal pro Woche um mir und ihr genug Schlaf zu gönnen. Ich frag mich aber immer noch, was ich tun kann, dass sie besser abschalten kann und zu mindest irgendwann auch alleine einschlafen kann. Ich war vor kurzem von 19 bis 21uhr auf einer Weihnachtsfeier ( die bis morgens gegangen wär) und sie hat selbst da lieber durchgehalten als eine eigene Strategie zu suchen ohne Busen einzuschlafen.


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