Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstillen/Beikost/Zahnen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Abstillen/Beikost/Zahnen

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Ich habe Nora 6 Monate voll gestillt. Dann fing sie so sehr an zu hampeln, dass ich mittags mit ein paar Löffelchen Karotten angefangen habe. Das geht jetzt seit einem Monat so. Die Menge von - mittlerweile Kartoffeln und - Karotten schwankte zwischen max. 60 g (!) und 10 g und wurde eher weniger denn mehr. Deshalb habe ich zusätzlich abends Haferbrei (1/3 Milch, 2/3 Wasser) mit Birnensaft (1-2 Teelöffel) gefüttert. Das klappt - mengenmäßig - zwar besser (zw. 50 g und 90 g), aber reicht m. E. auch nicht. Seit 1 Woche verweigert Nora jetzt jegliche Mittagsnahrung. Sie isst weder Karotte-Kartoffel, noch Kürbis-Reis, noch Blumenkohl-Kartoffeln. Zuerst dachte ich, es läge an der fehlenden Süße, weil sie - bei Zugabe von 1 Tl Birnensaft - wenigstens anfing zu essen, aber nach drei Tl hörte das auch auf. Seitdem weint sie nur noch, wenn ich oder mein Mann mittags mit dem Löffel kommen. (Ich stille dann nicht, sondern warte, bis sie sich nachmittags wieder meldet; sie scheint lieber Hunger zu schieben, als gemüse essen zu müssen). Seit dem 25.9. ist der erste Zahn durchgebrochen und seit heute der zweite. Vielleicht hat das Zahnen auch mit der Essensverweigerung zu tun? Ich bin z.Zt. etwas ratlos, was ich noch/weiter tun soll. Ich weiß natürlich, dass jedes Kind invidivuell große bzw. kleine Mengen "verdrückt", aber ein ungefährer Anhaltspunkt (z.B. zw. 150 und 200 g?) für die Menge einer ersetzten Stillmahlzeit fände ich hilfreich. herzlichen Dank für eine baldige Antwort Annette und Nora


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Annette, so schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach bitte keinen Kampf ums Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften Machtkampf ums Essen im Baby- und Kleinkindalter. Vielleicht hilft es euch, wenn Du dich einmal so weit wie möglich von dem Thema Essen fernhältst und das Füttern jemandem anderen überlässt. Möglicherweise will dein Kind auch nicht gefüttert werden, sondern selber essen, probiere es mit fingergerechter Nahrung. Und wie gesagt, versuche deinen Gleichmut zu bewahren. In diesem Alter ist ein Baby noch recht jung (auch wenn es im Verhältnis zu einem Neugeborenen schon fast „erwachsen“ wirkt). Zwei Beikostmahlzeiten sind in diesem Altern absolut in Ordnung, es muss noch nicht zwingend mehr sein. Wie ich schon häufiger erklärt habe, sollte Muttermilch im gesamten ersten Jahr die Hauptnahrungsquelle für das Baby sein. Die Beikost sollte zunächst ergänzen und nicht ersetzen. Mit zunehmendem Alter werden die Mengen an Beikost von alleine größer und die Muttermilch tritt zunehmend zurück. Im Idealfall ist dies ein allmählich verlaufender Prozess, der nicht viel Steuerung braucht. Interessant ist in diesem Zusammenhang etwas, was Carlos Gonzales, ein spanischer Kinderarzt, vor kurzem in einem Vortrag auf der Europa-Konferenz der LLL in Nottingham gesagt hat. Der Titel des Vortrags war „Mein Kind will nicht essen“, schon allein die Tatsache, dass es zu diesem Thema Vorträge gibt, spiegelt wider, dass es Kinder, die Beikost nach dem sechsten Monat noch ablehnen nicht nur vereinzelt gibt. Dr. Gonzales hat verglichen, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten sollte bzw. wie lange es ausschließlich gestillt werden sollte im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das „Phänomen“ der nicht essenden Kinder bzw. der Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des Jahrhundert wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine ausschließliche Stillzeit von zwölf Monaten empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und - jetzt kommt es: um so mehr Ratschläge gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreißiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Es ist möglich ein Kind deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren, ohne dass das Kind Mangelerscheinungen bekommt. Die Hauptsorge ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Wie bereits erwähnt, der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss, ist recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Es ist in der Mehrzahl der Fälle so, dass die Kinder etwa mit sechs Monaten bereit für Beikost sind, sehr wenige früher und viele eher später. Insbesondere bei Kindern mit einer Allergieneigung wird oft beobachtet, dass sie feste Kost noch bis zum achten, neunten Monat oder sogar noch länger ablehnen. Am besten achtest Du auf dein Kind und nicht auf den Kalender. Dein Kind wird dir zeigen, wann es Beikost will und braucht. Ich hoffe, ich konnte dich beruhigen, llliebe Grüße Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, ist es möglich dass man mit der Beikost anfängt und auch gleichzeitig vom stillen auf PRE umsteigt? Oder ist das zu viel für das Baby? Danke, lg

Hallo liebe Biggi! Meine Tochter ist nun 6 1/2 Monate (28 Wochen) alt und trinkt seit fast 2 Monaten nur noch vier Mal am Tag. In der Nacht schläft sie durch. Wir waren gestern zur U5 und soweit ist alles I. O. I'm Dezember haben wir mit der Beikost angefangen, bis dahin wurde sie voll und nach Bedarf gestillt. Momentan sieht unser Tagesabla ...

Liebe Brigitte, mein Sohn ist jetzt 6 Monate alt. Seit ca 3-4 Wochen probiert er hier und da Essen und seit ca 1,5Wochen bekommt er Mittags verschiedene Gemüse und Gemüse-Kartoffelbrei und morgens zur 2.Frühstück sowie spät nachmittags das erste Obst. Nach jeder dieser Beikost Mahlzeiten wird er aber weiter gestillt. Er isst mittags auch nur so 5 ...

Hallo Biggi, Vorab info: Ich stille meinen Sohn 7 Monate morgens und vormittags, danach erst wieder abends vor dem Schlafen. Jetzt zu meiner eigentlichen fragen: Ich will jetzt abends die 3 beikost Mahlzeit einführen und somit würde auch das stillen vor dem Schlafen weg fallen, jetzt ist er ja erst 7 Monate und ich schätze mit 8 Monaten wäre ...

Liebe Biggi, ich bin mittlerweile sehr verzweifelt. Mein Sohn ist 9 Monate alt, nimmt seit Beginn weder Flasche noch Schnuller. Ich stille immer noch voll. Bereits seit dem er 5 Monate alt ist versuchen wir Beikost einzuführen. Erst in den letzten paar Wochen hat er angefangen mal das ein oder andere zu probieren. Mal am Keks oder einer Banane ...

Liebe Frau Welter, ich hoffe meine Frage ist in diesem Forum richtig... mein Baby ist 5 1/2 Monate alt, ich stille voll und wir starten gerade die ersten Breiversuchen (3-4 Löffelchen pro Tag). Schmecken tut es ihr, sie ist brav, allerdings hatte sie nun kürzlich so viel Verstopfung, sodass wir einen Einlauf machen mussten. Ich denke es ist no ...

Meine Tochter ist 10,5 Monate. Beikost, zu essen hat sie mit fast 9 Monaten angefangen. Die Essenszeiten schauen momentan folgendermaßen aus: 6/6.30 Uhr: Stillen 8.30 Uhr: 1-2 Scheiben Vollkornbrot mit Mandelmus; manchmal isst sie auch nichts. Ich schätze, dass sie dann schon durchs Stillen gesättigt ist. 12 Uhr: Mittagessen: z.b. Kartoffeln, ...

Hallo, meine Kleine ist 9 Monate alt. Ich habe, da Sie Interesse zeigte, mit Mittags Gemüsebrei begonnen. Da sie aber Bauchschmerzen davon bekam haben wir wieder aufgehört und mit 7 Monaten wieder angefangen. Nun mit 9 Monaten frühstücken wir morgens zusammen (verschiedene Gemüse und Obstsorten, Gries, Brot in Mundgerechte Stücke), zum Vormittag ...

Hallo liebe Biggi! Unser Sohn ist jetzt 9,5 Monate. Er bekommt zu Mittag Gemüse/Kartoffel o.ä./Fleisch- , Nachmittag Obst-Getreide- und am Abend Getreide-Milchbrei. Zu Mittag isst er wenig ca. 100 - 140 g, Nachmittag ca. 120 - 150 g und abends 120 - 190 g. Nach den Mahlzeiten biete ich ihm Wasser an - nur richtig trinken tut er nicht, egal ...

Hallo, ich bräuchte ein Tipp zum Thema abstillen und beikost. Meine Tochter ist acht Monate alt und will nichts anderes außer gestillt werden. Ich muss nur leider in drei Monaten wieder arbeiten und dann passt meine Mutter auf. Wie soll ich aber arbeiten gehen, wenn die Maus nichts anderes will. Ich hab schon alles versucht und meine Mutter auch. K ...