Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstillen, Baby bald 12 M

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abstillen, Baby bald 12 M

Smarties2023

Liebe Biggy,   mein Baby ist bald 12 M alt. Die Nächte sind eign seit Januar eine Herrausforderung und es gibt nur selten Nächte die Ok sind. Momentan stillen wir jede halbe Stunde oder jede zwanzig Minuten nachts. Es wird auch sofort aufgeschrien wenn gemerkt wird dass die Brust nicht mehr im Mund ist. Also jede 30 min. ich kann so nicht mehr schlafen und bin nur noch frustriert oder wütend.  Ich will abstillen hab aber keine Ahnung wie. Da mein Kind auch keine Pre möchte oder Schnuller. wenn ich abstille können mein Mann und ich uns wenigstens nachts abwechseln. hinzu kommt noch dass es noch sehr wenig Beikost ist. (Ich denke kein Wunder bei so viel Milch nachts. Waren schon beim Arzt und es ist auf der 95 pertizille mit 11,3 Kilo gerade. Laut Arzt also alles ok)    jetzt meine Fragen:  wie lange braucht ein Kind noch Muttermilch zum Guten gedeihen? kann ich die Milch jetzt einfach weglassen? Wie wird abgestillt?    Ich danke dir sehr 


Biggi Welter

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Liebe Smarties2023, ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die auch mit 12 Monaten noch nicht so weit sind. Du musst dir bewusst sein, dass sich durch das Abstillen dein Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Falls du diese Vorstellung haben solltest, könntest du eine herbe Enttäuschung nach dem Abstillen erleben. Natürlich kannst du trotzdem versuchen, dein Baby abzustillen. DU kennst DEIN Baby am besten und spüren, was dein Kind verkraften kann und was nicht. Wenn du abstillen möchtest, dann sprich mit deinem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeige ihm, dass du es selbstverständlich noch genau so lieb hast wie schon immer. Du entziehst ihm die Brust aber nicht dich selbst und deine Liebe. Dazu kannst du die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, Euer Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. Liebe Grüße Biggi


Smarties2023

Was macht man wenn sie dann wach wird und sich nicht beruhigt da sie Brust will? Darf man sie dann wieder anlegen, wenn sie zum Beispiel 10/15/30 Minuten weint ohne Brust? Wie oft wiederholt man den Prozess? Darf sie dann die Brust tagsüber wenn sie es gerade braucht? Bsp.: Zahnen oder Unwohlsein


Biggi Welter

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Liebe Smarties2023, ich persönlich würde in diesem Alter ganz langsam beginnen und erstmal die Mahlzeiten verkürzen. Dann kannst du die Abstände verlängern. Du wirst sehen, ob dein Kind das verkraften kann und IMMER kannst du Ausnahmen machen, wenn du das Gefühl hast, dass dein Baby überfordert ist oder es ihm nicht gut geht. Lass dir möglichst viel Zeit, denn für ein abruptes Abstillen ist dein Kind noch nicht reif genug. Hast du es mal mit dem "Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-) Probiere es mal aus! Und kennst du Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte“? Ich möchte dir das Buch wärmstens empfehlen. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet, haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Herzlichen Gruß Biggi


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