Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Abstillen, aber wie?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Abstillen, aber wie?

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Hallo, ich habe folgendes Problem:Meine Tochter, 15m., trinkt nur noch zum Einschlafen an der Brust. Alleine Einschlafen klappt leider gar nicht.Gegen sämtliche anderen beruhigenden Maßnahmen wehrt sie sich mit hysterischem Schreien, auch bei meinem Mann. Fläschchen lehnt sie schon von anfang an ab. Haben schon alles versucht, von verschiedenen Aufsätzen und unterschiedlichen Milchsorten, auch Schnuller war kein Erfolg. Eher fängt sie mittlerweile von der Fertigmilch an zu würgen. Sie ist mein 4.Kind, bei keinem hatten wir solch Probleme mit dem Einschlafen bzw. Fläschchen geben. Bei allen ging das Abstillen ohne große Probleme vonstatten. Selbst den Milchbrei, alle Sorten, lehnt sie mittlerweile ab. Anfangs hat sie den gerne gegessen. Sonst ist sie schon schön vom Tisch mit, mag fast alles, nur halt mit dem Einschlafen hapert es. Übrigens ist sie sehr willensstark und eigensinnig. Soll ich ihr trotzdem weiter IHRE Einschlafhilfe geben oder wie kann ich sie sanft entwöhnen? Abends weggehen ist schier unmöglich und ich würde mir gerne mal wieder einen schönen Abend machen und ausgehen, ohne Kind. Bin für jeden Rat dankbar!


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Liebe Schlumpfi01, ich denke nicht, dass Ihr Baby eigensinnig ist, es hat einfach starke Bedürfnisse. Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Sie schreiben, dass Ihre Tochter Ihr viertes Kind ist und vielleicht ist es einfach so, dass Ihr Baby so eine "Extra-Portion Mama" zum Einschlafen bekommt, wo Sie ihm ganz alleine gehören. Der Tag an dem Ihr Kind ohne Brust einschlafen wird, wird auch kommen, doch es ist von Kind zu Kind unterschiedlich, wann es soweit sein wird. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Sie noch die nächsten Jahre damit verbringen müssen, Ihr Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Sie es sich jetzt vorstellen können. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser "Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Haben Sie evtl. noch ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und lassen Sie Ihr Baby Baby sein. Es mag Ihnen jetzt endlos vorkommen, doch die Zeit vergeht wirklich schneller, als Sie jetzt vielleicht denken. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Wenn Sie nun aber sofort abstillen wollen, dann sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeigen Sie ihm, dass Sie es selbstverständlich noch genau so lieb haben wie schon immer. Sie entziehen ihm die Brust aber nicht Sie selbst und Ihre Liebe. Dazu können Sie die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen, Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedes Mal Ihrem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Sie können Ihr Kind ja zuerst (kurz) stillen und dann Ihrem Partner übergeben. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Das kann auf verschiedene Art und Weise möglich sein. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt und Sie nicht gleich die Geduld verlieren, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Probieren Sie es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. Herzliche Grüße, Kristina


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