Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Abpumpen trotz Stillen???

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Abpumpen trotz Stillen???

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich erwarte bald unser 2.Kind und wollte mich im Vorab zum Stillen informieren... Meine 1.Tochter hatte anfangs große Probleme mit dem Stillen, so dass ich abpumpen musste um Milchstau und etc. zu vermeiden und ihr zusätzlich Muttermilch mit Flasche verabreichen musste, weil sie zuviel an Gewicht verlor. Nun meine Frage, kann/soll man nach dem Stillen die restliche Milch der gestillten Brust vollständig abpumpen? Ich befrüchte nämlich, dass der Milchfluss/Menge dann zurück gebildet wird und irgendwann nicht mehr ausreicht...zudem...welche Sorte Milchnahrung (Pulver) empfehlen Sie für den Notfall, wenn mal keine Muttermilch vorhanden ist???


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Liebe Surah, die drei wichtigsten Regeln für einen optimalen Stillstart lauten: Bald stillen - oft stillen - nur stillen, also keine Flüssigkeit oder andere Nahrung geben, außer bei medizinisch begründeten Fällen. Auch keinen Schnuller in den ersten Tagen! Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80% der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen - so versorgen Sie Ihr Baby rundum gut" von Marta Guoth Gumberger und Elizabeth Hormann, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Eine Stillberaterin in Ihrer Nähe finden Sie im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich wünsche Ihnen schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. Liebe Grüße, Kristina


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Abpumpen nach dem Stillen muss nicht sein, außer, Sie wollen oder müssen die Milchproduktion zusätzlich ankurbeln, weil Ihr Baby nicht oft oder lang genug trinken kann. Bei einem gesunden, voll ausgetragenen Baby reguliert seine Nachfrage jedoch von ganz allein die Menge an Milch, die die Brust zur Verfügung stellt. Ein Eingreifen ist da also nicht nötig und meist auch eher kontraproduktiv. Wenn Sie nach dem Stillen noch Milch abpumpen REDUZIEREN Sie damit jedoch keinesfalls die Milchmenge, die Ihrem Baby zur Verfügung steht. Im Gegenteil: Je häufiger die Brust entleert wird,, desto mehr Milch wird gebildet. Die Frage nach der Pulvermilch würde ich gern NICHT beantworten, und möchte Sie ermutigen, sich auch keine ins Haus zu holen. Der Grund ist ganz einfach: Studien haben ergeben, dass Frauen, die Pulvermilch in ihrer Nähe haben, viel schneller ein Fläschchen machen und ihrem Kind zufüttern. IN DEN MEISTEN FÄLLEN IST EIN ZUFÜTTERN JEDOCH ÜBERHAUPT NICHT NÖTIG, nur wenigen Frauen ist dies bewusst - leider. Und wenn Sie erst einmal das erste Fläschchen gegeben haben, dann sind die Stillschwierigkeiten erst recht vorprogrammiert. Aus diesem Grund gibt es übrigens auch einen Internationalen Kodex, der dazu auffordert, keine kostenlose Probepackungen von Milchpulver an Schwangere oder stillende Mütter zu verteilen, sie dürften nicht einmal in der Arztpraxis offen ausgelegt werden. Herzlichen Gruß, Kristina


Mitglied inaktiv

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Vielen Dank...die Informationen waren sehr Hilfreich und mir war so einiges nicht bewusst... Es ist richtig toll, dass man heutzutage im Internet schnelle Hilfe bei Fragen findet wie hier... Weiter so!!!


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